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geschrieben von M.Behringer am
Montag, 04. Juni 2012
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Reportage aus dem größten Flüchtlingslager
 Somalia? Viele werden bei dem afrikanischen Land sofort an Piraten denken, die die Küste unsicher machen. Kenia ist dagegen ein demokratisch und ökonomisch weit entwickeltes afrikanisches Land. So kommt es, dass viele Somalier aufgrund von langanhaltenden Dürreperioden oder zermürbenden Konflikten in das Nachbarland fliehen. Die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (dt. Ärzte ohne Grenzen) hilft diesen Flüchtlingen in Dagahaley. Die beiden Schweizer Comic-Autoren Andrea Caprez und Christoph Schuler haben das größte Flüchtlingslager der Welt besucht und ihre Eindrücke festgehalten. Herausgekommen ist 'Out of Somalia', das den Alltag in Form von Tagebucheinträgen, Reportagen, Illustrationen und Comic-Sequenzen widergibt.
Eine Story gibt es nicht. Das Buch beginnt nach einem Vorwort und einer Einleitung mit illustrierten Schilderungen über das Lager, die abwechselnd mit Comic-Passagen die Reportage bilden. Einen festen Protagonist gibt es nicht. Nüchtern schildert Schuler die ausweglose Situation der notleidenden Flüchtlinge. Dokumentarisch hält er das lebenswichtige Schaffen der Ärzte ohne Grenzen fest. Es gibt keine Sprechblasen und damit keinen Dialog. Der Tagebuch-Teil gibt ergänzend den skizzenhaften Einblick in die Alltagswelt der Flüchtlinge. Es gibt viele Fakten und nach der Lektüre ist man mit den Rahmenbedingungen des Flüchtlingslagers tatsächlich besser vertraut.
Während beim Text keine Sprechblasen vorhanden sind, fehlen bei den Bildern die Panelrahmen. Meist sind es Illustrationen, die frei neben dem Text stehen und diesen ergänzen. Oft sind des ganzseitige oder doppelseitige Bilder, die im ohnehin breiten Querformat das Flair einer Kinoleinwand erzeugen - der Lesers wird eingeladen über diese breit angelegten Momentaufnahmen zu schweifen. Richtige Comic-Sequenzen, bei denen kleinere Einzelbilder aneinandergereiht werden, ergänzen die großen Illustrationen.
Die Zeichnungen von Caprez wirken leicht reduziert und dennoch realistisch, wobei der Schweizer abwechselnd feine und kräftige Striche einsetzt. Braune Töne sind die einzigen Farben in den Bildern, wodurch eine einheitliche Stimmung vorherrscht. Staub und Dreck innerhalb des Flüchtlingslagers geben allen Dingen denselben Anstrich zu geben – und doch scheint das Braun auch als warme Farbe das ursprüngliche Gemüt der Somalier widerzugeben. Dennoch bekommt man den Eindruck nicht los, wirklich alles gesehen zu haben.
Caprez und Schuler haben schon einige Reise-Reportagen in Comicform und Graphic Novels für die Edition Moderne realisiert. 'Out of Somalia' ist streng genommen kein waschechter Comic, sondern mehr eine illustrierte Reportage. Wer sich für die Thematik interessiert dürfte sich davon kaum stören lassen, zumal Text und Bild eine gelungene Einheit bilden und der Leser umfassend informiert wird. Unterhaltsamer wäre es allerdings gewesen, die beiden hätten feste Protagonisten ausgewählt (zum Beispiel sich selbst - wie Joe Sacco) und diese als Comicfiguren inszeniert. Zudem wäre eine durchgängig sequentielle Erzählweise mit Dialogen besser gewesen.
Out of Somalia
Dagahaley – ein Flüchtlingslager in Kenia
Von Andrea Caprez und Christoph Schuler
Hardcover, 56 Seiten
Edition Moderne 2012
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Out of Somalia - Dagahaley – ein Flüchtlingslager in Kenia kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Edition Moderne + Autoren
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