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geschrieben von Micha am
Mittwoch, 11. April 2012
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Das Wesen der Freundschaft
Mitten in der Nacht klingelt Raphaels Telefon. Handy UND Festnetz. Es ist sein Freund Leo, der in der Einöde mit dem Auto liegengeblieben ist und um Hilfe bittet. Raphael verweist Leo an den Pannendienst und legt auf. Doch Raphaels Freundin Helen drängt ihn, seine Freundschaftspflicht zu erfüllen und Leo abzuholen. (Sie hat gut reden, sie kann ja weiterschlafen.)
Am Ort des Geschehens erwartet Raphael jedoch eine Überraschung: Zahlreiche Freunde von Leo sind bereits vor Ort, die dieser auch alle angerufen hat – als Freundschaftstest, denn die Panne war fingiert – und werden von Leo mit gutem Champagner bewirtet. Die Open-Air-Party-Gesellschaft diskutiert über das Wesen der Freundschaft und ob man sie auf diese Weise testen darf.
Als eine Woche später Raphael allein zuhaus ist, weil seine Freundin auf Geschäftsreise ist, langweilt er sich und kommt auf die Idee, das ganze Spiel mit seinen Freunden auch einmal durchzuziehen. Doch die Reaktion auf Raphaels Versuch fällt deutlich anders aus...
Die Zeichnungen von Dominique Mermoux sind ein optischer Genuss, denn seine Zeichnungen sind elegant und gefühlvoll, nuanciert und stimmungsvoll koloriert und in einem sehr angenehm zu betrachtenden Stil gehalten. Und obwohl Texter Jim alias Thierry Terrasson das Wesen der Freundschaft in ihrer Ambivalenz und Unsicherheit mit Tiefgang beleuchtet, leidet der Comic doch ein bisschen unter seiner Dialoglastigkeit. Im Nachhinein erklärt sich dieser Eindruck, denn im Anhang berichtet Jim, dass er die Geschichte als Theaterstück konzipiert hatte.
Zeichner Mermoux versucht, da er hauptsächlich lange Dialoge zu illustrieren hat, den Mangel an äußerem Geschehen durch Einsatz filmisch wirkender Mittel wettzumachen. Film und Comic sind nun allerdings zwei Paar Schuhe und setzen scheinbar vergleichbare Elemente wie etwa Kameraperspektive doch auf sehr unterschiedliche Weise in künstlerischen Ausdruck um. Daher macht „Die Einladung“ eher den Eindruck eines französischen Films als eines französischen Comics. Die an sich tollen Zeichnungen machen schlicht zu wenig aus den Möglichkeiten des gewählten Mediums Comic. Wer aber französische Filme liebt, wird diesem Comic jedoch viel abgewinnen können.
Die Einladung
von Jim und Mermoux,
160 Seiten
Splitter Verlag, 22,80 Euro
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Die Einladung kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb.: mit freundlicher Genehmigung Splitter Verlag + Autoren
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