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geschrieben von M.Behringer am
Donnerstag, 05. Januar 2012
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Zwischen Abenteuer, Hard Boiled, Zeitgeschichte und Sozialkritik
Der Krimiautor Jean-Patrick Manchette gilt als einer der besten Autoren seines Genres: dem so genannten 'Néo Polar'. Er wurde zu Lebzeiten bekannt als Grenzgängers der Kriminalliteratur, der sozialkritische Inhalte thematisierte. Zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt und es gibt eine Handvoll von Comicadaptionen, vor allem von Jaques Tardi, der vor Manchettes frühem Tod (1942-1995) sogar direkt mit dem Schriftsteller zusammengearbeitet hat. Auch Max Cabanes hat nun einen Roman Manchettes als Comic umgesetzt. Es handelt sich um den posthum erschienen letzten Roman Manchettes 'Blutprinzessin', der auf Deutsch als Sammelband (ursprünglich zwei Bände bei Dupuis) bei schreiber&leser noir erschienen ist.
1950 wird das siebenjährige Mädchen Alba Black, die Nichte eines mächtigen Waffenhändlers entführt. Sechs Jahre später trifft sich die unerschrockene Star-Fotografin Ivory Pearl mit ihrem schwulen Mäzen, der sie einst als Mädchen in Obhut nahm und unterstützte. Pearl hat genug vom Journalismus in Krisengebieten und will als Auszeit ein Jahr lang im kubanischen Dschungel pausieren. Dort trifft sie auf einen verwilderten Matrosen, der mit dem jungen Mädchen Negra im Dschungel lebt. Doch schon bald wird das idyllische Aussteiger-Leben durch die Interessen von Geheimorganisationen und Verbrechern gestört.
Manchette war ein Liebhaber von Jazz, Kino und Literatur – er war nicht nur Schriftsteller, sondern ebenso Film- und Literaturkritiker. In 'Blutprinzessin' gibt es Verweise auf Dantes 'Göttliche Komödie' und Shakespeare, eine Nebenfigur ist ein glühender Jazzfan. Außerdem verknüpft er Abenteuer und Sozialkritik mit den typischen Elementen des so genannten 'Roman Noir': Die Erzählung wirkt reduziert, die Dialoge sind oft knapp und der Humor kommt subtil daher. Dieser handlungsorientierte Stil erinnert an die Hard Boiled-Romane von Raymond Chandler und Dashiell Hammett. Doch Manchette hat das Genre um sozialkritische Inhalte erweitert, wodurch er zum Begründer des neueren französischen Kriminalromans, des 'Néo Polar' wurde.
Cabanes hat die Vorlage genial umgesetzt – sein Strich wirkt individuell und stilsicher. Allerdings überrascht er die Leser, indem er nicht auf Genre-übliche Stilmittel wie Schatten und harte (meist schwarzweiße) Kontraste verwendet. Seine detaillierten und leicht nuancierten Zeichnungen passen daher aber besser zu den Abenteuer-Elementen. Der Zeichner setzt oft seitenbreite Panels und kleine Panels ein, wodurch er ein dynamisches Erzähltempo aufrecht erhält.
'Blutprinzessin' ist ein vielschichtiger Thriller, der weit aus dem Genre-Durchschnitt herausragt. Die zeitgeschichtlichen und sozialkritischen Themen verleihen dem kompromisslosen Noir-Comic einen zusätzlichen Anreiz. Ein kleiner Abzug muss jedoch beim Format gemacht werden: das handliche Buchformat erschwert bei detailreichen kleinen Panels das Lesen. Max Cabanes erhielt für die Adaption von Manchettes Roman den Prix Polar‘Encontre 2010 und den Preis Goéland Masqué 2010 beim Festival Penmarch.
Blutprinzessin
Von Max Cabanes und Jean-Patrick Manchette
Hardcover, 160 Seiten
Schreiber&leser 2011
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Blutprinzessin kann man auch gerne hier kaufen.
LESEPROBE
(c) der Abb.: Schreiber & Leser + Autoren
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