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geschrieben von Maqz am
Mittwoch, 23. März 2011
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Cocktailrezepte zur Kreuzigung
 Wer glaubt, dass Bibelgeschichten als Manga (Mal von einigen Auswüchsen abgesehen) nicht zusammenpassen, gar blasphemisch sind, der hat die Version des Künstlers SIKU (alias Ajibayo Akinsiku) noch nicht gelesen. Die Comic-Version der Manga-Vita des Jesus Christus hat SIKU nun in 352 Seiten gepresst und dabei neben Judaskuss, Wunderwirkung und Vertreibung der Pharisäer aus dem Tempel dem gläubigen Leser nicht vorenthalten wie man Parve Minzmelone und Traubencocktail zubereitet.
Warum eigentlich nicht. Es gibt schließlich auch christliche Rockbands, oder Filme über die 10 Gebote oder eben Jesus-Mangas. Reißerisch klingt es jedoch schon, wenn auf dem Buchdeckel (mit vielen Ausrufezeichen) steh:
"Erlebt die Faszination Jesus in völlig neuer Form!
Trefft seine treuen Jünger, den unbequemen Revoluzzer Johannes den Teufer und andere seiner Zeitgenossen!
Verfolgt seine Geschichte in einem sorgsam recherchierten Setting. Inszeniert vom Autor des Comic-Welterfolgs Die Bibel!
Enthält
+ Jesu Geschichte, orientiert am neuen Testament
+ Kommentar zur Entstehung
+Skizzen
Klingt fast wie die Gamer-Werbung für den neuen Jesus-Egoshooter. Dabei hat SIKU / Ajibayo Akinsiku als Theologe diese bebilderte Lebensgeschichte sichtlich ernst gemeint. Man muss wenigstens schon den ein oder anderen Charlton Heston Filmschinken zu Ostern mitverfolgt haben, oder gut im Ministranten-Unterricht aufgepasst haben, damit man die (zum Teil) sprunghaften Storyline des Mangas folgen und verstehen kann. Ok, Revoluzzer Jesus schmeisst die heuchlerischen Geldmacher aus dem Tempel, macht Blinde sehend und Tote stehen wieder aus ihrem Grab auf. Das ist Action, da funktioniert auch der Manga. Aber mit all den fremden Namen und den doch sehr gleichförmigen Gesichtern, verlierte ich zeitweise schon den Überblick wer hier wer ist im heiligen Land. Auch musste ich beim lesen der zum teil flapsigen Dialoge immer wieder an Buddy Jesus aus Dogma denken.
Doch warum so viel Ironie? Auch wenn Jesus in diesem Manga für meinen Geschmack als eine Art Superheld rüberkommt, so werden doch die christlichen Botschaften auch recht eindringlich "rübergebracht". Ich denke Jesus ist nicht unbedingt eines diese Missionierungs-Comcis für die vom Glauben vollkommen abgefallenen Sünder. Es richtet sich sicherlich an den hippen Christen, der auch mal ein Manga liest und gerne auch eine zeitgemäße Interpretation der Passion Christi akzeptieren kann, ohne direkt nach der Bücherverbrennung schreien.
Wie in einer Mischung aus Gibsons "Passion Christi", Richard Fleischers "Barabbas" und Pier Paolo Pasolini "Das 1. Evangelium – Matthäus" kann die grafische Interpretation SIKUs dem interessierten Leser ein locker-erbauliches Lesevergnügen bieten. Für die Zweifler unter Euch kann ich tröstend hinzufügen, dass dieser Jesus-Manga sicherlich einen Blick wert ist.
Enttäuschen für mich waren die gerade mal VIER Seiten Skizzen im Anhang und die doch eher altthestamentarisch ausgelegte Glossar (Sadduzäer vor!). Hier hätte evtl. ein Interview mit SIKU mehr Wert gehabt. Bei einem Preis von 19.95 für ein Hardcover-Manga in schwarzweiss etwas schwach!
Insgesamt sollte man nicht zu zuversichtlich sein, wenn man versucht sein gottloses und lesefaules Manga-Kid mit dieser Ausgabe zu Gott zurückzubringen. Wie gesagt sind schon die ein oder anderen Bibelkenntnisse für eine Verständnis der Geschichte notwendig und ausserdem heißen die aktuellen (unchristlichen) amazon Manga-Topseller "Highschool of the Dead", "Fairy Tail", "Naruto", "Verliebter Tyrann" oder gar "A Boys Love Story ".
Ehapa Comic Collection
Jesus
SIKU
Hardcover, 352 Seiten
€ 19,99 [D]/EUA 20,60/uvp: SFR 30,50
ISBN 978-3-7704-3406-0
Veröffentlichung: Februar 2011
Das Jesus Manga kannst Du gerne auch hier kaufen
(c) der Abb. und Textquelle Jesus-Buchdeckel: Ehapa
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