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geschrieben von jochen am
Samstag, 24. Oktober 2009
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Klassiker neu auf Deutsch
Zehn Jahre später. So fängt die Geschichte in 'Die Lichter des Amalu' zwar nicht an, aber so geht die Veröffentlichungsgeschichte, für manche endlich, nun zu Ende. Ob sich das warten gelohnt hat ? In der gut aufgemachten Gesamtausgabe von Carlsen liest sich der Comics auf jeden Fall sehr gut. Ob das Werk von Christophe Gibelin und Claire Wendling zu den modernen Klassikern gehört ? Man sieht der Erzählung zumindest sein Alter nicht an, womit schon mal eine notwendige Bedingung erfüllt ist.
In einer sehr eigenständigen Fantasy-Welt spielt sich das Geschehen ab. Es gibt zwar Menschen, die sind aber eher im Hintergrund präsent. Dann gibt es die Menschen-ähnlichen Durchscheiner, die ohne Licht sich scheinbar in Luft auflösen. Und los geht die Geschichte mit dem Absturz des Flugzeugs der beiden Pelzer Andrea und Elwood. Diese landen neben einer kleinen scheinbar isolierten Insel auf der Pelzer, anthromorphe Wesen, und Durchscheiner mehr schlecht als recht zusammen leben.
Dabei ist es aber grundwichtig für das Überleben der Welt, dass diese beiden Völker überleben. So besagt es zumindest die Schöpfungslegende von Reich der großen Eiche. Dieser göttliche Baum schloss einen Pakt mit einem Magier der die ursprünglich öde Welt mit Leben füllen sollte, damit es nicht mehr ganz so langweilig und öd war. Langweilig ist es nun nicht mehr, die Konflikte zwischen Pelzern und Durchscheinern wirken sich auf sehr ungesunde Weise auf das Wohlbefinden des Baumes aus. Und irgendwie spukt da wohl auch noch der Magier rum.
Das stellt nur den großen Plot der Geschichte dar, den man so nach und nach, mehr und mehr zu verstehen glaubt, um dann doch wieder etwas in die Irre geführt zu werden. Da gibt es noch viele andere kleine und nicht ganz so kleine Geschichte wie die Verliebtheit des Pelzers Elwood in die Durchscheinerin Orane. Die merkwürdigen Hybridwesen Yz und Meth, die anscheinend ihr ganz eigenen Pläne (der Rache ?) verfolgen. Der lispelnde Grapf, der verdammt viel mehr weiß als nur den Weg zum Wasserloch. Wobei Wasserlöcher in diesem Universum nicht nur Quellen von Nass sind sondern ein Transportmittel in eine andere Welt. Schön zusammen gesponnen ist die Geschichte, mit vielen Elementen die eben nicht zu den bekannten, klassischen Elementen einer Fantasy-Erzählung gehören, was dann doch sehr dafür spricht, dass 'Die Lichter des Amalu' einen Klassiker-Status erhalten kann.
Und so richtig dafür sprechen die Zeichnungen von Claire Wendling. Ihr ausdrucksvoller aber luftiger Strich und ihre Wandelbarkeit prägen den Band. Mit leicht monochromen, aber vor allem erdigen Farben versehen wirkt das Ganze realistisch, obwohl es eine sehr fremde Fantasy-Welt ist. Das hätte in der heutigen durch Computerkolorierung dominierten Comicgestaltung anders ausgehen können. Und gerade in diesem dicken Band von 240 Seiten sieht man die Entwicklung der Zeichnerin, da hat sich doch noch einiges getan im Laufe der ursprünglichen sechsjährigen Schaffensperiode.
Mit der Struktur der Erzählung von Christophe Gibelin kann man ein wenig Probleme haben. In manchen Stellen springt es auf einmal ein ganzes schönes Stück in der Erzählung voran, als wenn aus
Platzgründen Passagen aus der vorgesehenen Handlung gestrichen wurden. Und ob am Ende alle Plotelemente sinnig aufgelöst wurden sollte jeder Leser selber beurteilen. Aber am insgesamt sehr positiven Gesamteindruck ändern diese kleine Schwächen nicht mehr viel.
Die Lichter des Amalu
von Christophe Gibelin
Illustriert von Claire Wendling
übersetzt von Kai Wilksen
Hardcover, 240 Seiten
Carlsen Verlag, 39,90 Euro
Die Lichter des Amalu Die Gesamtausgabe kannst Du gerne hier kaufen.
LESEPROBE zu Die Lichter des Amalu
(c) der Abb.: Carlsen und Autoren
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