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geschrieben von aksal am
Montag, 14. September 2009
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Der Zuckerguß der spanischen Comicästhetik
Die vorliegende Gesamtausgabe von "Thomas der Trommler" erschien 1978/79 im "Yps"-Magazin (Nr. 132-196), was leicht verwundert, denn für einen Kindercomic ist er doch recht Gewalttätig, wenn auch entschärf durch den schönen Zuckerguß der Spanischen Comicästhetik. Wirklich brilliante Zeichnungen von den beiden Spaniern Josep Gual und Juan Sarompas, sehr professionell und überraschend liebevoll. Zeitweise kann ich leider mit den Helden nicht wirklich mitleiden, da die Gesichter sehr glatt sind und Thomas wirkt so, als komme er gerade vom Friseur um jeden Moment auf der Bühne neben Modern Talking aufzutreten - die 70er/80er Jahre lassen freundlich grüßen.
Der Comic der ursprünglich in lieblosen grellen Farben im Yps erschien kommt im vorliegenden schwarzweiß zu seiner vollen Geltung. Auch hat Cross Cult die Seiten aufwändig aufbearbeitet: neue Headlines und Lettering (Großes Lob dafür!).
Zwischen den Kapiteln befinden sich schön gemachte und reich bebilderte Informationsseiten zum Thema Dreißigjähriger Krieg. Die Aufmachung lässt nichts zu wünschen übrig, edles Papier, schön gestalteter HC-Umschlag (wie bei allen Cross Cult Titeln), was den Preis von 26,- Euro rechtfertigt.
Die Geschichte selber hat ihren eigenen Charme und das Konzept ist nicht Übel. Ein kleiner Trupp, angeführt von Thomas, dessen Adelige Eltern ermordet wurden und der für die kaiserlichen Katholiken kämpft von denen sie sich am Ende aber absetzt. Die Truppe wirkt Mulitkulturell und etwas wie eine gecastete 70er Jahre Band, was durchaus seinen Reitz hat. Immer wieder wird die Glaubhaftigkeit mit perfekten Zeichnungen von Historischen Gebäuden, Kanonen und Kostümen untermauert, nur für die Hintergründe gab Peter Wiechmann seinen Spanischen Zeichnern wohl nicht allzu genaue Vorgaben, denn die Gräser wirken wie Palmen und es fehlen Wälder, die Landschaften sind meistens Baumlos, karg und steinig. Darüber kann man schmunzeln und es bringt den Flair des Wilden Westens in die Geschichte, in welchen sich die Protargonisten letztendlich dann auch absetzen. Thomas der Trommler ist ein reiner Unterhaltungscomic ohne großen Anspruch, bei dem viele Sprüche geklopft werden.
Ich habe extra noch einmal den "Anderen" deutschen Comic gelesen der zur Zeit des Dreißigjährige Krieges spielt: "Jörg" von Hansrudi Wäscher aus dem Jahr 1954. Wäscher´s Geschichte ist sehr ähnlich: Jörg´s Eltern werden getötet und er gerät in das Heer der Kaiserlichen Truppen. Meiner Meinung nach Wäscher´s gewalttätigster Comic, d.h. nicht weniger als der 25 Jahre jüngere "Thomas der Trommler", welcher zwar viel political korrekter und viel virtuoser gezeichnet ist. Dennoch ist Wäscher dichter, spannender, das Schicksal des Helden berührt den Leser stärker und hat mehr Atmosphäre, die ich mit dem großen Religionskrieg verbinde. Es gibt auch einen Modernen Comic der thematisch recht nahe an dem "Trommler" und "Jörg" ist, das ist "Berserk" (Panini) von dem Japanier Kentaro Miura, der dann doch wesentlicher Tiefer geht.
Mein Fazit: Thomas der Trommler, ist solide getextet, brilliant gezeichnet, hervorragend präsentiert, alles in allem ein guter Kauf und somit empfehlenswert!
Eine wichtige Leistung von Cross Cult, diesen Klassiker aus dem unüberschaubaren Berg von Yps-Heften zu befreien und ihm in einer würdigen Aufmachung dem normalen Comicleser und Sammler zugänglich zu machen.
Thomas der Trommler
Verlag: Cross Cult
Text: Peter Wiechmann
Zeichnungen: Josep Gual, Juan Sarompas
Albumformat, Hardcover, sw, 160 Seiten; 26,- Euro
Rezensent: Gerhard Schlegel
Thomas der Trommler kannst Du gerne hier kaufen.
LESEPROBE zu Thomas der Trommler"
(c) der Abb.: Autoren und Cross Cult
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