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geschrieben von Martaeng am
Samstag, 01. Dezember 2007
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Vatikan 2.0
Mit einer Fläche von 0,44 Quadratkilometern, rund 850 Einwohnern und einer offiziellen Geburtenrate von 0, ist Vatikanstadt als Ministaat zu bezeichnen. Doch große Geheimnisse ranken sich um den Kirchenstaat in der italienischen Hauptstadt. Durch die dicken Mauern dringen nur wenige Informationen nach außen. Selbst die Wahlergebnisse werden traditionell durch Rauchzeichen übermittelt. Was mag hinter diesen Mauern geschehen? Dieser Frage versuchen sich F. Boucq und Y. Sente in Comicform anzunähern. Mit Der Janitor werfen sie einen Blick in die geheimsten Geheimnisse des Vatikan: Den Geheimdienst des Vatikan. Ja, richtig gehört. Aber es kommt noch besser – Hier geht es um einen noch viel geheimeren Dient, dessen Aufgabe es unter anderem ist, den traditionellen Geheimdienst zu überwachen. Dafür gibt es die zwölf Janitoren und Pater Vince, Protagonist der Serie, wird die Nummer drei – Trias
Doch genug der Geheimniskrämerei und immer schön der Reihe nach. Alles beginnt auf Malta, als Vince den Leibwächter eines Vatikangesandten mimt, der ein wertvolles Kartenstück unter dubiosen Umständen erwerben will. Von bösen Schergen verfolgt – großartig: die Verfolgungsjagd in Vallettas Altstadt – können sie sich gerade noch eben retten und die Karte in Sicherheit bringen. Zurück im Vatikan befördert man Vince zum Janitor. Er wird zu einer Art Doppel-Null-Agent des Kirchenstaates.
War die Handlung bis hier noch ziemlich linear, wird es jetzt ganz furchtbar kompliziert. Vince ahnt, ebenso wenig wie der Leser etwas von seiner irgendwie auserwählten Herkunft. Im Vatikan scheinen die dicken Mauern nur die widerstrebenden Interessen der Geistlichen verdecken zu wollen. Wieso kämpfen im Nahen Osten ein Kreuzritter und ein Sarazene gegeneinander? Wieso fragt die eloquente Journalistin Monsignore Blackrose nach den finanziellen Machenschaften des Vatikan? Warum wird in Kalifornien der Mitarbeiter einer Special-Effects Firma über die Klippen ins Meer gestoßen? Und wer ist dieses kleine Mädchen, das Pater Vince immer wieder erscheint?
Das sind so die Fragen, mit denen sich Band 1. Der Engel aus Valletta beschäftigt. Antworten gibt es zunächst keine. Dafür einen absolut legendären Cliffhanger zu Band zwei: Wochenende in Davos.
Vince begleitet zwei hohe geistliche Herren zum Weltwirtschaftsgipfel. Natürlich mit der Aufgabe, beiden mal etwas genauer auf die Finger zu schauen. Das macht er auch, trotzdem kann er die Katastrophe nicht verhindern. Hier scheint eine riesengroße Verschwörung im Gange. Der Rest wird nicht verraten. Nur soviel: Einige offene Erzählstränge aus Band 1 werden aufgelöst, einige Fragen (s.o.) werden beantwortet. Dafür werden mindestens genauso viele Fragen neu aufgeworfen. Genug Stoff also für die nächsten Bände, die Anfang 2008 in Deutschland erscheinen sollen.
Boucq und Sente entwickeln einen Kirchenthriller mit gewaltigem Potenzial und großartigen Einfällen. Jenseits von Tradition und Petersdom verfügt der Vatikan in diesem Comic über eine ultramoderne Einsatzzentrale. Priester, die auf Plasmabildschirmen CNN schauen, eine eigene Suchmaschine, die Google in nichts nachsteht. Und natürlich das geheime, unterirdische Wegenetz. Darüber hinaus bietet Der Janitor eine sehr komplexe Handlung, für die 48 Seiten pro Band eigentlich viel zu wenig sind. Trotzdem sind die ersten beiden Bände vielversprechend. Solange alle Erzählstränge irgendwann sinnvoll ineinander greifen, ist die Wartezeit verschmerzbar. Die Zeichnungen sind typisch Boucq – hart, schroff, gewöhnungsbedürftig, aber mit Liebe zum Detail. Kurz und knapp: Eine gelungene Mischung aus XIII und Indiana Jones.
Der Janitor 1. Der Engel aus Valletta
Der Janitor 2. Wochenende in Davos
Zeichnungen: François Boucq
Text: Yves Sente
Hardcover, 48 Seiten pro Band, farbig
Schreiber und Leser, 12,95 €
© Abbildungen: Schreiber und Leser
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