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geschrieben von M.Hüster am
Dienstag, 19. Juni 2007
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Die Besondere Graphic Novel
Mit „Jenseits der Zeit“ hat Carlsen Comics 2005 eine viel beachtete Graphic Novel vorgelegt. „Der Leuchtturm“ ist eine ebenso wunderbare und gefühlvolle Geschichte, die mit klaren, maritimen Linien umgesetzt wurde. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Pariser Ingenieurs, der 1911 in ein kleines bretonisches Dorf kommt, um einen Leuchtturm zu bauen. Dabei muss er sich jedoch nicht nur gegen die Elemente, sondern auch gegen die wortkargen und misstrauischen Dorfbewohner durchsetzen. Trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge gelingt es ihm am Ende, seine Aufgabe zu erfüllen.
Der Wind, der einem in das Gesicht bläst, die Gischt und der Jodgeruch … In einigen Panels glaubt man als Leser beinahe, selbst an der Küste des kleinen verträumten bretonischen Fischerdörfchens zu stehen. Autor Bruno Le Floc’h gelingt es in zauberhafter Weise, das harte Leben dieser Bretonen, das völlig auf das Meer ausgerichtet ist und die es genau kennen, aber gleichzeitig unfähig sind, es zu beherrschen, in einem faszinierenden Comic-Band zu beschreiben.
Der Leser erlebt den Rhythmus der Gezeiten sowie der Jahreszeiten und fühlt sich in dieser Graphic Novel wie außerhalb der Zeit, weit weg von der Wirklichkeit. Die Erzählung erstreckt sich über drei lange Jahre, bis zur Fertigstellung des Leuchtturms am 1. August 1914.
Mit der Beziehung zur rustikalen Dorfschönen Perdrix, die für den jungen Ingenieur nur allzu gern die Tracht auszieht, hat Le Floc’h so etwas wie eine Sommerliebe in die Handlung eingebaut, die aber nach nur wenigen Panels versandet. Da hätte der Autor sicher mehr draus machen können.
„Der Leuchtturm“ ist eine starke Geschichte, die durch die Protagonisten, deren Aufgabe es ist, das Bauwerk zu errichten, geprägt wird. Schließlich gewinnt der Ingenieur bei den Dorfbewohnern eine gewisse Anerkennung und in dem Seemann Nonna einen Freund.
Dem Autor ist es zudem sehr gut gelungen, die Schönheit des Meeres durch seine klare Linienführung und die dominierenden blauen und ockerfarbenen Pastelltöne darzustellen.
Außerdem lässt er in der Handlung traditionelles Dorfleben zurückkehren: Die Treffen im Bistro, die traditionellen Feste, aber auch die Dramen des Meeres.
Für „Der Leuchtturm“ erhielt Le Floc’h 2004 den renommierten „Prix René Goscinny“.
Das der Autor ein Bewunderer von Hugo Pratt und besonders dessen Helden Corto Maltese ist, lässt sich auch bei diesem Buch feststellen. Der Seemann Nonna hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem berühmten Kapitän ohne Schiff…
Der Leuchturm (frz. Trois Éclats Blancs)
von Bruno Le Floc’h
Übersetzung: Kai Wilksen
HC, farbig, Kleinformat 17x24 cm, 96 Seiten
Carlsen Comics, 16,-- €
Der Leuchturm kannst Du HIER gerne kaufen.
(c) Abbildungen: Carlsen Comics + Autor
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