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geschrieben von M.Hüster am
Mittwoch, 25. Oktober 2006
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Mehr Meer von Mare
"Wenn Sie meinen, Sie wüssten alles über Popeye, machen Sie sich auf eine Offenbarung gefasst: Der echte Popeye, der zwischen 1929 und 1938 seinen Auftritt hatte, war nichts für Kinder. Er war einer der bedeutendsten Beiträge zur Literatur des 20. Jahrhunderts," so Art Spiegelman in seinem Statement auf der Rückseite dieses opulenten 448 Seiten umfassenden Popeye-Sammelbandes vom Mare-Buchverlag Hamburg. Eine tolle Sammlung der Seeabenteuer des Helden für alle Popeye-Fans!
Popeyes erster Auftritt: Am 17. Januar 1929 sucht Kastor im Hafenviertel nach einer Besatzung für sein Boot. An der Pier trifft er auf einen salzwassergegerbten Mann im Matrosenanzug mit aufgepumpten Unterarmen, auf denen tätowierte Anker prangen. Kastor entblödet sich nicht, den grantig dreinblickenden Matrosen zu fragen: "Sind Sie Seemann?" worauf der zurückblafft: "Seh ich vielleicht aus wie Cowboy?"
Mit dieser Szene aus E. C. Segars "Fingerhutbühne" schlug die Geburtsstunde von Popeye, dem sturen Seemann, der pro Atemzug mindestens zwei Flüche ausstößt, und das, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Weiteres Markenzeichen: wüste Keilereien, gern auch mal mit seiner Angebeteten Olivia Öl oder Poopdeck Pappy, der trotz seiner 99 Jahre noch ordentlich austeilt.
Außerdem mit von der Partie: das giftige Seeweib, Alice die Wumme, der verfressene Wimpy, Swee'Pea, das jähzornige Ziehsöhnchen, Eugen der Jeep und natürlich Bernice, das unumbringbare afrikanische Flucht- und Giggelhuhn.
Im Laufe seiner Karriere wurde Popeye immer mehr zu einem eindimensionalen Grobian. Der ursprüngliche Popeye hat damit nichts gemein. In der vorliegenden Ausgabe sind die großen Seeabenteuer des liebenswerten Originals versammelt: in kongenialer Übersetzung von Ebi Naumann, die dem grantigen Seebären erstmals eine eigene Sprache verleiht: «Lot mi an Land, ich pesorch mir wohl pesser'n Schiff.»
Elzie Crisler Segar wurde 1894 als jüngstes von acht Kindern geboren. Mit 18 Jahren entschloss sich Segar, Comiczeichner zu werden. 1919 schuf er die «Fingerhutbühne», in der Popeye von einer Ne-ben- rasch in die Hauptrolle wechselte und eine der erfolgreichsten Comicfiguren aller Zeiten wurde. In den sonst eher trüben Jahren der Great Depression steigerte das sympathische Raubein nicht nur die Comic-Auflagen, sondern ließ auch den Konsum von Spinat in schwindelnde Höhen schnellen.
In Popeyes Figur und Haltung zeigt sich von Beginn an der ebenso geschickte wie erfolgreiche Versuch Segars, den wirtschaftlichen und politischen Irrsinn jener Tage mit den Mitteln seines Mediums nicht bloß unterhaltsam, sondern auch kritisch zu begleiten, ohne sich dabei allerdings je irgendeinem Lager anzuschließen.
Getragen wird sein dramaturgisches Konzept durch Segars einzigartiges Talent, seine Geschichten in einen so überzeugenden absurden, eigenständigen und dabei absolut geerdeten Kosmos zu stellen, dass sich die aus der Realität abgeschauten Haltungen und Beispiele in dieser Parallelwelt fast auto-matisch als mindestens ebenso absurdes Theater entpuppen: Für Segars Leser ein willkommener Anlass, über den Wahnsinn endlich einmal lachen zu dürfen.
"Popeye ist für mich weit mehr als eine komische Figur. Er verkörpert all meine Gefühle. Manchmal möchte ich loslassen und eine Menge Leute einfach flachlegen, aber mein Anstand und meine Körpergröße hindern mich daran. Statt dessen benutze ich meine Phantasien und überlasse den Ärger dem Seemann." E. C. Segar.
E. C. Segar starb 1938.
POPEYE
Von E. C. Segar
HC, Querformat, teilweise farbig, 448 Seiten
mit Vorwort von Bill Blackbeard und Popeyes Entstehungsgeschichte von Ebi Naumann
Mare Buchverlag, 29,90 €
"Popeye" kann man sofort hier kaufen.
(c) Abbildungen: mare-Buchverlag
Textquellen: mare - Homepage und Sekundärteil des Popeye-Sammelbandes.
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