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geschrieben von M.Hüster am
Dienstag, 27. Juni 2006
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Winsor McCay: Ein früher Moebius?
Im Taschen-Verlag Köln erschien im Juni die ultimative Little Nemo – Gesamtausgabe des legendären Autors Winsor McCay. Erstmals vereint diese 432 (!!!) Seiten umfassende Hommage-Ausgabe alle Episoden von McCays „Little Nemo in Slumberland“ und „In the Land of Wonderful Dreams“ aus den Jahren 1905-1914 in der Originalkolorierung. Dieser Sammelband entführt den Leser auf eine Reise durch die wundersamen Traumwelten des kleinen Helden im Pyjama.
„Little Nemo“ wirkt wie ein frühes Moebius-Werk, und so verwundert es nicht, dass eben dieser Moebius zusammen mit dem Zeichner Bruno Marchand Anfang der 1990er Jahre zwei neue Little Nemo-Alben mit den Titeln „Die Entführung des Königs“ und „Im Land der bösen Träume“ kreierte (Carlsen Comics).
Winsor McCays „Little Nemo“ gehört unbestreitbar zu den Klassikern in der Geschichte des Comics. Auf der Suche nach dem legendären Slumberland bereist Nemo ungeahnte, zumeist bedrohliche und stets unberechenbare Traumlandschaften, in denen nichts so bleibt, wie es scheint: Vertrautes verwandelt sich in Gigantisches oder schrumpft ins Zwergenhafte, fratzenhafte verzerrte Fabelwesen lauern auf Schritt und Tritt, Häuser wachsen in gewaltige Höhen, um im nächsten Moment wieder in sich zusammenzustürzen. Und jede der Geschichten endet auf die gleiche Weise: Little Nemo erwacht in seinem Bett oder nicht selten auch daneben!
Winsor McCay verbindet typische Darstellungsweisen des Jugendstils mit detailliert ausgearbeiteten Architekturhintergründen. Das räumliche Konzept seiner Panele erinnert an das Theater und zeugt von einer meisterhaften Beherrschung der Perspektive.
„Little Nemo in Slumberland“ erschien von 1905 an regelmäßig in der Sonntagsbeilage des New York Herald. Im Jahr 1911 wechselte McCay in die Pressegruppe des Pressezaren William R. Hearst, wo sein Werk bis 1914 unter dem Namen „In the Land of Wonderful Dreams“ erschien. Von 1924 bis 1926 gab es ein Comeback für Little Nemo in der New York Harald Tribune. Danach war „Little Nemo“, dessen Vorbild McCays Sohn Robert war, Geschichte.
Obwohl oder gerade weil es sich bei McCays Comic um künstlerisch sehr außergewöhnliche Bildergeschichten handelte, kamen die Comics damals nur bei Comic-Liebhabern an. Die breite Masse der Zeitungsleser stand viel mehr auf Comics wie Katzenjammer Kids, Happy Hooligan und Buster Brown, allesamt mit rüdem Humor. Die Fans fanden sich vor allem im konservativen Bürgertum, die an den phantastischen Perspektiven und surrealen Ideen ihre Freude hatten. Man fühlt sich ein wenig in ein Reich der Phantasie wie in Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ versetzt.
Winsor McCay zum Comic-Metier: (...) Ein Comic-Zeichner muss etwas erschaffen, er muss in seiner Vorstellung eine Situation sehen können, die vielleicht voller Leben und Witz ist oder aber von Dramatik oder Tragik geprägt ist. Er muss das allein aus seinem Gefühl heraus zeichnen, ohne Modelle oder andere Hilfsmittel. (...)
Die in diesem Sammelband zum sehr günstigen Preis versammelten 420 (!) Sonntagsseiten von Winsor McCays „Little Nemo“ sind nicht nur ein besonderes Leseerlebnis für alle Little Nemo-Fans, sondern auch für alle diejenigen, die erstmals die phantastischen Welten des Autors in diesem sehr schönen Band des Taschen Verlags entdecken wollen. Sicher auch ein Tipp für alle Moebius-Fans.
Little Nemo – Gesamtausgabe 1905-1914
von Winsor McCay
HC, Großband, farbig, 432 Seiten mit Vorwort von Bill Blackbeard
Taschen Verlag Köln, 19,99 Euro
"Little Nemo - Gesamtausgabe 1905-1914" kannst Du hoffentlich bald hier kaufen.
Hinweis: Buch gut lüften! Der Farbdruck zieht einem zunächst die Schuhe aus! Nichts für empfindliche Nasen. :-)
© Abbildungen: Benedikt Taschen Verlag Köln
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