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geschrieben von M.Behringer am
Samstag, 17. September 2022
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Rasante und opulente (und blutige!) Superheldenaction
Justin Jordan und Tradd Moore kannten sich vor „Luther Strode“ noch überhaupt nicht. Moore war noch nicht mal ein Comicartist, sondern nur ein Künstler auf DeviantArt. Dort wurde Jordan auf ihn aufmerksam und mailte ihn einfach mal an. Der Stein kam ins rollen und „Luther Strode“ wurde das Ergebnis dieser Kollabo. Das alles schreibt der Comicautor Jordan selbst im Vorwort der gebundenen deutschen Gesamtausgabe von „Luther Strode“, die bei Cross Cult erschien.
Der nerdige Teenie Luther lebt nur mit seiner Mutter zusammen, weil der Vater im Gefängnis sitzt. Luther wird vom muskelbepackten Footballspieler herumgeschubst und verprügelt. Deshalb greift er in seiner Verzweiflung zu einer Lektüre, die verspricht, Superkräfte zu entfachen – durch hartes Training. Tatsächlich macht Luther Fortschritte, zunächst kleine und langsam, aber letztlich auch unverkennbare. Sein bester Freund Peter überredet ihn dazu, seine Kräfte gegen das Verbrechen einzusetzen. Dann ist da auch noch Luthers Love Interest: die schlagfertige rothaarige Petra, die sich von Luthers Kräften nicht einschüchtern lässt.
Zunächst liefert „Luther Strode“ gefühlt die schlechteste Superhelden-Origin aller Zeiten ab. Aber im Laufe der Story wird das relativiert und ergänzt. Von Beginn an erzählt Jordan seine Geschichte mit hohem Tempo und ohne schleppende Erzähltexte. Der Augenmerk liegt eindeutig nicht in allzu tiefsinnigen Dialogen, sondern auf stilisierter Blockbuster-Action, die aus brutaler Gewalt besteht: da fliegen Körperteile und Knochen zuhauf, da fliest hektoliterweie Blut. Wie in einem Video-Game (oder in „Dragonball Z“) arbeitet sich Strode, Gegner für Gegner, weiter die Leiter hoch – bis zum Endboss. Dabei begleitet ihn seine Freundin in bester „Natural Born Killers“-Manier. Das ist über weite Strecken sehr packend und wird erst zum Ende hin etwas repetitiv.
Was „Luther Strode“ weit über den Genre-Durchschnitt hervorhebt, ist das Artwork. Moore führt einen höchst eigenwilligen und völlig unverkennbaren Strich, der leicht cartoonig und von einer Schwäche für schwungvolle Linien aber auch teilweise durch strenge Geometrie geprägt ist. Überproportionale Körperpartien, stilisierte Falten, Detailverliebtheit und eine Stärke für die Darstellung von Action zeichnen seinen Stil aus. In „Luther Strode“ zitiert Moore das Actionkino und schafft es stellenweise sogar dieses zu übertreffen, was im Comicbereich selten ist, weil Bewegungsabläufe oft nur stakkatohaft angedeutet werden können. Moore schafft es aber, die entscheidenden Momente einer Bewegung herauszupicken und in bester „Matrix“-Manier einzufrieren, wobei er dabei noch dynamisch und nicht starr wirkt. Er variiert meisterlich Einstellungen, Perspektiven und Panelgrößen, so dass die Action nie langweilig wird, sondern stets neue Höhen erklimmt und immer wieder überrascht.
„Luther Strode“ ist ein Fest für jeden Actionfan und besticht v.a. durch seine außergewöhnliche Visualisierung, die dem Blockbusterkino Konkurrenz macht. Cross Cult präsentiert die komplette Serie gebunden und mit rotem Lesebändchen im originalen US-Single-Issue-Format. Vielleicht hätte man auch ein größeres Format wählen können, das Artwork hätte dann vielleicht noch besser gewirkt.
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Cross Cult 2022
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