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geschrieben von M.Behringer am
Donnerstag, 15. September 2022
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Zitat des und Hommage an Superheldencomics und das Cates-Univiverse
Nachdem Donny Cates das erste Mal beinahe gestorben wäre, hat er seinen gefeierten One Shot „God's Country“ veröffentlicht, in dem ein störrischer krebskranker Rentner Superkräfte durch ein magisches Schwert erhält. Nachdem Cates nun ein zweites Mal knapp dem Tod entkam, hat er die Serie „Crossover“ begonnen. Wie der Titel schon verrät, werden hier Welten vermischt.
In „Crossover 1: Kinder lieben Ketten“ gibt es ein apokalyptisches Ereignis: sämtliche Comicfiguren werden mit einem Mal real und liefern sich zerstörerische Kämpfe. Danach schottet sie einer der Superhelden durch eine undurchdringbare Kuppel ab. Die Menschen haben eine Abneigung gegen Comicfiguren entwickelt, so dass es fast keine Comicläden mehr gibt. Protagonistin ist eine Cosplayerin, die in einem der letzten verbliebenen Comicläden arbeitet und schläft. In ihren Laden kommt eine der Comicfiguren und sie will ihr heflen, ihre Eltern wiederzufinden.
Cates liefert im Auftakt ein Feuerwerk der Querverweise ab. Dabei zitiert er direkt sein eigenes (Indie-)Werk (v.a. „God's Country“ und „The Paybacks“), aber auch Arbeiten bzw. Figuren seiner Kollegen (z.B. Lemires „Black Hammer“ oder Mike Allreds Madman. Das ist grundsätzlich nicht neu, aber auf die Spitze getrieben.
Auch die Idee, dass fiktive Figuren in der „realen“ Welt angesiedelt werden, ist nicht neu. So durften die „Ultimates“ oder die Figuren der Mythen und Legenden in „Fables“ schon nach der Jahrtausendwende teil der „Realität“ werden.
Was also macht den Reiz von „Crossover“ aus? Cates erzählt die Story im typisch satirischen Stil: durch einen unzuverlässigen Erzähler und im ironischen Ton. Dieser Erzähler verschwindet dann im Lauf der Geschichte wieder – just dann, wenn Cates an „God's Country“ und „The Paybacks“ anknüpft und die Story an Fahrt aufnimmt. Auch so wartet Cates hinter jeder Ecke mit neuen Überraschungen oder Ideen auf. Seine Protagonisten sind zudem mehrheitlich normale Menschen ohne Superkräfte. Er verbindet die Welten aus „God's Country“ und „The Paybacks“ geschickt mit der Welt von „Crossover“.
Allerdings liest sich das alles dadurch auch ein bisschen wie ein Remix aus seinen bisherigen Arbeiten bzw. wie eine groß angelegte Marketingkampagne für die beiden genannten Titel. Das ist an sich sein gutes Recht, aber vielleicht auch klappt das auch nicht für jeden.
Das Artwork von Geoff Shaw (Zeichnungen) und Dee Cunniffe (Kolorierung) ist dagegen über jeden Zweifel erhaben. Sie beherrschen die Superdeldenästhetik perfekt und zitieren unverkennbar. Visuell wird hier und da ein bisschen Comicmaterial als Hintergrund eingeblendet, was auch nicht neu ist, aber eben zeigt, dass diese Zitierform auf die Spitze getrieben wird.
„Crossover 1: Kinder lieben Ketten“ verspricht ein Meta-Superheldencomic zu sein, aber ist über weite Strecken eher Remix von Cates Werk und kuratierendes Zitieren von Arbeiten seiner Kollegen. Es fehlt noch ein spannender roter Faden (die Rettung der Comicheldin ist zu wenig) und v.a. das „Meta“. Die Story entwickelt sich zum Ende hin spannend und könnte im nächsten Band neue Höhen erreichen.
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Splitter Verlag 2022
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