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geschrieben von M.Behringer am
Mittwoch, 25. Mai 2022
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Spannender Inner-Space-Thriller
Die Science Fiction ist längst kein Nerd-Genre mehr, sondern Mainstream geworden. Auch die gehobenen Autorencomics kommen nicht um das Genre herum. So sind in der Edition Moderne zuletzt einige SF-Titel erschienen – u.a. „Dämmerung“ von Jeremy Perrodeau. Hier hat der Autor inhaltlich eine originelle planetare Explorationsgeschichte vorgelegt, die durch grafische Reduktion und Strenge visualisiert war. Nun legt Perrodeau mit „Ruinen“ einen weiteren SF-Comic nach. Doch diesmal geht es nicht um eine Reise zu einem bizarren Planetenlabyrinth, sondern um eine Reise ins Innere.
Samuel F. Monroe ist ein Spezialist, wenn es darum geht, in das virtuelle Bewusstsein von Komapatienten einzutauchen. Dort findet der ausgebildete Psychiater und Elitesoldat eine individuell fremde Seelenlandschaft vor, in der er die jeweiligen Patient*innen finden und retten muss. Dadurch bringt er das verlorene Bewusstsein zurück in den Wachzustand und in die wirkliche Welt. Diesmal begleitet ihn Anha auf der Reise ins Unterbewusstsein ihrer Schwester Rose. Während Samuel der Experte ist, ist für Anha alles fremd. So hat Samuel für alle Situationen bereits eine Strategie und verhält sich abgebrüht, wohingegen sich Anha oft naiv verhält. Können sie Rose retten, bevor sie endgültig verloren ist?
Perrodeau entführt uns zunächst in eine futuristische Welt, die als glaubwürdiges und plausibles Setting für seine Inner-Space-Opera dient. Nach diesem Vorspiel geht er dann ins Eingemachte und wir erleben als Leser eine atemberaubende, originelle und spannende Reise in der befremdlichen, archaisch anmutenden und instabilen Seelenlandschaft, in der die Protagonisten mit technischer Ausrüstung wie in einem Western oder Survival-Thriller allen Gefahren trotzen müssen.
Die Story lebt zum einem vom einfallsreichen Setting und der Ausgestaltung der Seelenlandschaft mit ihren Gefahren, „Bewohnern“ und ihrer Fragilität. Daneben ist die Suchmission schlichtweg spannend konstruiert und die Figuren sind mit ihren Motivationen interessant skizziert.
Grafisch nutzt Perrodeau erneut seinen reduzierten und geometrischen Strich, den er mit einer flächigen türkisfarbenen Kolorierung ergänzt. Dadurch wird die befremdliche Welt von Roses Unterbewusstsein betont. Während Gegenstände und Figuren stark geometrisch dargestellt werden, reichert Perrodeau seine Hintergründe durchaus auch mit Details an, was das Artwork lebendiger macht.
Mir hat „Ruinen“ (noch) besser als „Dämmerung“ gefallen, weil es insgesamt zwar weniger „Meta“, aber dafür runder und schlüssiger ist. Ähnlich wie im Film „Inception“ nutzt auch Perrodeau das Inner-Space-Setting für ein fesselndes Spektakel und ein originelles World-Building. Absolut empfehlenswert!
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