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Poetisches Biopic über Schriftstellerin von erotischer Literatur :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
19.04.2024, 00:49 Uhr
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geschrieben von M.Behringer am Samstag, 26. Februar 2022 (863 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Anaïs Nin – Im Meer der Lügen


Anaïs Nin – Im Meer der Lügen „Dem Mann wurden vielfache Beziehungen immer gestattet. Man wird sie auch der Frau zugestehen müssen.“ In Zeiten von Tinder wirkt das Zitat Anaïs Nin (1903-1977) sicherlich nicht mehr revolutionär. Zur Lebzeit der US-amerikanischen Schriftstellerin war es das aber auf jeden Fall noch. Sie schrieb v.a. Tagebücher, aber auch Romane und Erzählungen, die oft explizite sexuelle Handlungen enthielten. Dabei handelte es sich oft um eine Mischung aus Autobiografie und Fiktion. Darüber hinaus unterstützte sie gemeinsam mit ihrem Mann avantgardistische Künstler, wodurch sie den Schriftsteller Henry Miller kennen- und lieben lernte. Léonie Bischoff hat nun eine Comicbiografie über Anaïs Nin gemacht. Ich selbst kannte zuvor zwar ein paar Bücher von Henry Miller, aber die Werke von Nin und Bischoff waren mir noch völlig unbekannt.

Bischoff konzentriert sich auf die 1930er Jahre als Nin Henry Miller kennenlernte. Gleichwohl konzentriert sie sich nicht allein auf die Beziehung und die Affäre der beiden Schriftsteller, sondern schon auf Nin und ihre Beziehung zu all ihren Männern: ihr Mann, ein Bankier, der Künstler unterstützt, ihre Therapeuten und letztlich ihr Vater. Bischoff zeigt all das, was Nin in ihren Tagebücher und Erzählungen festgehalten hatte: leidenschaftliche Romanzen, Ehebruch und Literatur als Schmerzmittel, Ventil und Flucht. Man erhält ein sehr gutes Gefühl für die Lebenswelt Nins mit all ihren Herausforderungen, Bürden und Sorgen. Man erfährt viel über das (typische?) Künstlerdasein und den Anteil Nins an Millers Werk (was ich sehr interessant fand).

Anaïs Nin – Im Meer der Lügen

Doch welchen Mehrwert bietet die Comicbiografie gegenüber einer herkömmlichen Biografie? Zur Auswahl eines Lebensabschnittes bedarf es schließlich keines Comics. Zunächst fällt auf, dass Bischoff auf einen Erzähltext gänzlich verzichtet und dadurch ihre Leser vor einer Infoflut verschont. Sie lässt allein ihre Figuren und deren Handlungen erzählen. Das ist schon einmal angenehm locker, unmittelbar und authentisch.

Dazu kommt (und DAS IST der große Mehrwert der Comicbiografie), dass Bischoff einzelne Szenen grafisch poetisiert – und zwar immer dann, wenn es besonders emotional wird, also in erster Linie in den Liebesszenen und -momenten. Das heißt, dass sie abstrakte und emotionale Motive gerne metaphorisch ausmalt.

Durch diese poetische Erhöhung ergreift Bischoff meiner Ansicht nach Partei für Nin, die sich auf gewisse Art zwar emanzipatorisch und revolutionär verhalten hat, indem sie sich in sexueller Hinsicht wie viele Männer verhalten hat, aber genau dadurch schon auch unmoralisch (wie viele Männer), denn letztlich hat sie ihren Ehemann über lange Zeit betrogen und belogen. Der Leser muss dann selbst wieder die nötige Distanz herstellen bzw. selbst bewerten, was von Nins Verhalten zu halten ist.

Anaïs Nin – Im Meer der Lügen

Und dann kommen wir zum grafischen Part: Bischoff verzichtet vollständig auf (comicübliche) schwarze Outlines und beschränkt sich farbtechnisch auf Grün, Rot, Schwarz und Weiß. Das führt zwangsläufig zu einer ganz eigenen Bildästhetik, die meiner Meinung nach hervorragend zum Thema passt, aber letztlich Geschmackssache ist. Bischoffs Strich ist realistisch, wobei die besagte Kolorierung entfremdend wirkt. Sehr dominant ist die Farbe Weiß, die nicht nur Licht, sondern auch Hintergrund und Füllfarbe ist.

„Anaïs Nin – Im Meer der Lügen“ ist eine höchst interessante Comicbiografie über eine höchst interessante Schriftstellerin. Man muss Nin nicht kennen oder eines ihrer Werke gelesen haben, um Bischoffs Arbeit genießen zu können. Für mich war es eine spannende und aufschlussreiche Ergänzung zu meiner Lektüre von Henry Millers Arbeiten. Bischoff bietet mit ihrem poetischen Ansatz und ihrer einmaligen Ästhetik einen absoluten Mehrwert. Der eigene moralische Kompass sollte bei der Lektüre jedoch eingeschaltet bleiben.

Anaïs Nin – Im Meer der Lügen



(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: 2022 Splitter / Bischoff

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