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geschrieben von emha am
Samstag, 24. Juni 2017
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Erich Ohser: Die Welt wird für den, der zeichnet, schöner, sehr viel schöner!
In unmittelbarer Nähe zum Nachlass der Erich Ohser-Stiftung entstanden legt diese Werkausgabe fundiert und forschungsaktuell das facettenreiche Oeuvre des Zeichenkünstlers Erich Ohser alias e.o.plauen dar: von Beobachtungen mit dem Zeichenstift über Illustrationskunst und Gebrauchsgrafik, über Pressezeichnungen wie Karikaturen und Witzbilder bis hin zu den "Vater und Sohn"-Bildgeschichten. Eindrucksvoll geben die bildgetragenen Seiten einen repräsentativen Querschnitt des so vielgestaltigen Werkes Ohsers wieder – darunter viele bis dato unveröffentlichte Arbeiten. Mit den einlässlichen Ausführungen von Detlev Laubach und der renommierten Kunsthistorikerin Dr. Elke Schulze sowie einer ausführlichen Biografie zu e.o.plauen entsteht so ein bemerkenswertes Bild der Lebens- und Wirkspuren dieses begnadeten Zeichners.
Der Name Erich Ohser – e.o.plauen (1903 – 1944) wird in der Regel mit den beliebten Geschichten des gutmütigen, schnauzbärtigen Vaters und seines pfiffigen, zu jedem Streich aufgelegten Sohnes verbunden. Der Siegeszug dieser Bildgeschichten, die im deutschsprachigen Comic gleich nach Wilhelm Buschs weltberühmten Max und Moritz Bildgeschichten zu nennen sind, begann im Dezember 1934 in der Berliner Illustrirten. Auch heute noch kennen viele die beiden Helden aus Zeitungen, zahlreichen Sammelbänden, Postkarten und Briefmarken oder lernten die Geschichten im Deutschunterricht kennen, in dem sie als Vorlage für Bildbeschreibungen dienten. Der Charme und Witz dieser zeitlosen Bildgeschichten zündet auch noch in unserer heutigen stark medialisierten Welt.
Doch das Werk von Erich Ohser umfasste weit aus mehr, als Vater und Sohn. Im Verlauf seines künstlerischen Schaffens entstand ein umfangreiches und vielfältiges Werk bestehend u.a. aus Karikaturen, Illustrationen, Grafiken, Witzbildern, Gemälden, Holzschnitten, Aquarellen und Zeichnungen.
Im Frühjahr 1934 suchte die „Berliner Illustrirte” eine Zeichenserie mit einer „stehenden Figur”. Johannes Weyl, Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros im Ullsteinverlag, der diese Idee hatte, beauftragte den Redakteur Kurt Kusenberg, im Rahmen eines Wettbewerbs interessantes Material und einen geeignete Zeichner zu finden. Schließlich viel die Wahl unter 32 Zeichnern auf Erich Ohser, der die einfache aber geniale Idee zu „Vater und Sohn” vorgelegt hatte.
Im Ullsteinverlag erkannte man die Möglichkeiten von „Vater und Sohn“ und war nun daran interessiert, vor dem Start der Serie sowohl die Publikationserlaubnis einzuholen als auch den langfristigen Abdruck der Serie abzuklären, denn Ohsers publizistische Position war, durch kritische Zeichnungen über Nationalsozialisten, nach 1933 sehr unsicher. Durch wohlüberlegtes Taktieren gelang es, für Ohser im Propagandaministerium die Erlaubnis zu erhalten, „unpolitische Zeichnungen unter einem Pseudonym zu veröffentlichen”. “Vater und Sohn” signierte Erich Ohser daher durchgängig mit e.o.p. Er fügte seinen Initialen e. o. das „P” aus dem Namen seiner Vaterstadt Plauen hinzu. In den folgenden Jahren wird dann daraus endgültig „e.o.plauen”.
Am 13. Dezember 1934 erschien die erste „Vater und Sohn” - Bildgeschichte „Der schlechte Hausaufsatz” in der „Berliner Illustrirten” Nr. 50/1934. Von nun an veröffentlichte die Illustrirte wöchentlich eine weitere Folge. Die Beliebtheit der beiden Figuren und ihrer Abenteuer wuchs ständig. Die Redaktion und der Zeichner erhielten glänzende Kritiken und viele begeisterte Briefe von der zahlreichen Leserschaft.
Das liebevolle Verhältnis, das Erich Ohser in seiner Kindheit mit seinem Vater verband, und seine eigene Liebe zu seinem Sohn Christian ist Ausgangpunkt für das Konzept dieser Bildfolge und Inspiration für deren Fortsetzung. Der Humor, der sich an den kleinen Schwächen der beiden entwickelt und steigert, die Achtung und Liebe zu den Titelhelden charakterisieren „Vater und Sohn”.
Ohser bereitete seine Zeichnungen sehr ausführlich mit dem Bleistift vor. Wenn er dann die überzeugende formale Lösung gefunden hat, hat er die Vorstufen ausradiert und es blieb die Fixierung mit schwarzer Tusche erhalten. Das scheinbar Leichte seines Zeichenstils ist sorgfältig erarbeitet. Durch die Verwendung eines formal stark vereinfachten Zeichenstrichs kam er mit einem Minimum an Bildfläche beim Erzählen seiner Geschichten aus.
Ende 1937 wurde mit „Der Abschied“ die letzte „Vater und Sohn” - Bildgeschichte in der „Berliner Ilustrirten” abgedruckt. Erich Ohser hatte sein Thema weitgehend ausgeschöpft.
Die Erich Ohser - WERKAUSGABE aus dem Südverlag ist die bisher wohl schönste Ausgabe über das Leben und Schaffen des Erfinders von Vater und Sohn. Das opulente Buch ist optisch und inhaltlich sehr beeindrucken und zudem grafisch auch noch sehr schön bearbeitet. Trotz oder gerade wegen des historischen Themas war jede Bild- und Textseite eine spannende Entdeckung.
Außerdem empfehle ich einen Besuch des Erich Ohser-Hauses in Plauen. Dort wird das Werk des Zeichenkünstlers präsentiert und Ohsers Lebensschicksal thematisiert.
Mehr über das Erich Ohser-Haus gibt es hier:
http://e.o.plauen.de/
Ende 1937 wurde mit „Der Abschied“ die letzte „Vater und Sohn” - Bildgeschichte in der „Berliner Illustrierten” abgedruckt. Erich Ohser hatte sein Thema weitgehend ausgeschöpft.
(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: südverlag / Erich Ohser-Stiftung 2017
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