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Willy Brandt – Sein Leben als Comic :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
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geschrieben von StefanS am Freitag, 27. Dezember 2013 (2960 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Als Comic wirkt das Thema gleich noch frischer


Willy BrandtComics. Ein, gerade für Menschen über 80, noch etwas ungewohntes Medium. So schreibt es SPD-Politiker Dr. Hans-Jochen Vogel sinngemäß im Nachwort dieses Werkes. Wenn er dabei „gerade auch die Leser dieses Bandes“ anspricht, dann denkt er dabei wahrscheinlich vor allem an junge Leute, wohl möglich an Schüler, die diesen Comic im Schulunterricht lesen sollen. Das Cover, mit Willy Brandt im Jeanshemd, mit Klampfe und Zigarette locker im Mundwinkel, unterstreicht diesen Eindruck noch: wir machen jetzt auf jugendlich. Das lässt schlimmes befürchten. Oder?

Asterix im Lateinunterricht, ein Comic für Hartz-4-Empfänger mit Tipps zum Geldsparen (weil Comics offenbar das Image haben, für Menschen mit prekären Bildungs- und Lebensverhältnissen gerade noch verständlich zu sein) – es gibt schon viele, wahrscheinlich sogar gut gemeinte Aktionen, die einem Comics vermiesen können. Für den Comic über Willy Brandt könnte das auch gelten, so zumindest mein erstes Vorurteil. In der Buchhandlung mal schnell durchgeblättert – na ja, so großartig wie die Zeichnungen in Reinhard Kleists Castro sehen die Bilder ja nicht gerade aus. Hintergründe bleiben meist weiß – da wurde wohl etwas gehetzt, um noch rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Ex-Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Herbert Frahm, wie er ursprünglich hieß, beziehungsweise Willy Brandts, wie er sich im Exil nannte, fertig zu werden.

Willy Brandt

Aber gemach, gemach! Als Einzelbilder wirken manche Zeichnungen tatsächlich teils etwas schlicht, dafür funktionieren sie als Bilderserie ganz hervorragend. Die zahlreichen bekannten Weggefährten sind gut wiedererkennbar, am Ende des Comics werden einige davon in wenigen Zeilen näher vorgestellt. Vieles über Willy Brandts Leben war mir vorher bereits bekannt, neu für mich und äußerst interessant: auch George Orwell gehörte zu den Menschen, denen Brandt begegnete, der Autor von 1984 , Animal Farm und The Road to Wigan Pier (Ein Bildungsbürger aus der Mittelschicht arbeitet unerkannt als Arbeiter im England von 1937. Viele Jahrzehnte später wurde Günter Wallraff mit solchen Reportagen in Deutschland berühmt).
Willy Brandt2013 mangelt es nicht an Berichterstattung für Brandt. Der Spiegel brachte eine Titelstory, inklusive DVD und die ARD zeigte eine gut fünfstündige Willy Brandt-Nacht. Außerdem gab es viele weitere Sendungen zum Thema. Ein Comic arbeitet mit Bildern – unsere Wahrnehmung von Willy Brandt ist, natürlich auch durch berühmte Zitate („Mehr Demokratie wagen“ in der Zeit der 68er und „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“ zum Fall der Berliner Mauer 1989), vor allem aber durch (Fernseh-)Bilder geprägt – es liegt also nahe dieses Leben als Comic zu erzählen. Selbstverständlich ist der Kniefall in Polen mit dabei. Und auch sonst fehlt keine der ganz großen Stationen. Vorteil des Comics ist, dass auch „Aufnahmen“ aus der Kindheit gezeigt werden können, was in einer TV-Dokumentation wie ein Bruch wirken würde. Eine sehr schöne, humorvolle Idee von Heiner Lünstedt: aus den TV-Dokus ist ein Werbeclip bekannt, in dem Brandt von seinem Sohn gefragt wird, was ein Regierender Bürgermeister sei. Im Clip wird nach dieser Frage geschnitten und danach eine Szene gezeigt, in der Brandt die zuvor gestellte Frage in einem fahrenden Auto für die Kameras beantwortet. So weit so bekannt. Im Comic wird nun aber zu Brandts Sohn geblendet, der feststellt: „Jetzt weiss ich immer noch nicht, was ein Regierender Bürgermeister ist!“. Das ist auflockernder Humor. Außerdem wird damit angedeutet, wie wenig Zeit für die Familie blieb, wie viel Stress er ausgesetzt war und wie sehr Brandt von den Medien beobachtet wurde.

In mancher TV-Doku wurden Brandts Depressionen stärker herausgearbeitet, dort gab es etwa Fotos des kraftvollen Redner, die öffentliche Person Brandt zu sehen und als Kontrast dazu den auch mal einsamen, traurigen Privatmenschen Brandt. Kritische Töne gegenüber Brandt gibt es in diesem Comic praktisch gar nicht. Das etwa deutsche Gebiete, wie Ostpreußen, an Polen abgetreten wurden, war für viele Nicht-68er ein Skandal. Auf nur 112 Seiten lässt sich aber eben vieles nur anreißen.
Willy Brandt
Ein ausgesprochen spannendes, ereignisreiches Leben – und somit eigentlich kaum möglich aus diesem Stoff einen langweiligen Comic zu machen. Das soll die sehr gute Arbeit von Sabisch und Lünstedt allerdings keinesfalls schmälern, sie sind ein prima Team! Abgedroschen aber wahr: das echte Leben schreibt die besten Geschichten! So spannend kann Politik sein, was natürlich auch an der turbulenten Zeit liegt, die Brandt durchlebt hat: Erster und Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg – kein Wunder, dass vor allem Frieden und Versöhnung das größte Anliegen von Brandt waren – was nützt ein deutsches Danzig, wenn der Planet in einer nuklearen Wolke untergeht? Und was genau haben viele Weggefährten eigentlich 1933 bis 1945 gemacht? Wie gesagt, der Stoff ist äußerst ergiebig. Und natürlich reicht dieser Comic nicht, um ihm in Gänze gerecht zu werden. Aber er ist ein hervorragender Einstieg und ein äußerst wichtiger und sehr gelungener Beitrag zum 100. Geburtstag von Willy Brandt!

Wertung: 87 %

Willy Brandt – Sein Leben als Comic
Text: Heiner Lünstedt
Zeichnungen: Ingrid Sabisch
Farben: Ingrid Sabisch & Robert Platzgummer
112 Seiten, Hardcover, farbig
Extras: Zwölf Seiten mit Skizzen, Biografien, Rede von Felipe González & Nachwort von Dr. Hans-Jochen Vogel
2013 Knesebeck, 22 €
ISBN 978-3-86873-525-3


Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Willy Brandt: Sein Leben als Comic kann man auch gerne hier kaufen

Copyright: 2013 Ingrid Sabisch / Heiner Lünstedt / von dem Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG, München

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