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geschrieben von Micha am
Freitag, 04. Januar 2013
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Hägar der Schreckliche für Intellektuelle
Der schlaksige Hüne Goliath wurde soeben vom Hauptmann der Armee der Philister für einen Sonderauftrag ausgewählt. Dabei ist er im internen Ranking als fünftschlechtester Schwertkämpfer gelistet. Und wenn immer er kann, tauscht er seine Streifendienste mit anderen Soldaten, die für den ungeliebten Verwaltungs-Schreibkram eingeteilt wurden. In Verwaltung ist Goliath ziemlich gut.
Aber da die Philister im Krieg gegen die Israeliten nicht weiterkommen, will man sich auf psychologische Kriegsführung verlegen und Goliaths beeindruckende Körpergröße nutzen. Er bekommt eine tolle neue Rüstung (die allerdings etwas eilig zusammengenietet scheint, denn ab und zu fällt ein Eckchen ab) und soll, nur von einem jungen Schildträger begleitet, ins Tal zwischen den Fronten gehen und die Israeliten herausfordern. Der geskriptete Spruch, den Goliath aufsagen soll, wird natürlich erst mal sorgfältig eingeübt.
Die Israeliten scheinen auch wirklich eingeschüchtert zu sein, denn lange reagiert niemand auf die Herausforderung. In der Zeit des Wartens wächst Goliath dem Leser so ans Herz, dass man hofft, die Geschichte möge anders ausgehen als in der einseitig dargestellten Überlieferung der Israeliten.
Tom Gauld erzählt – mit unnachahmlicher Lakonie in Wort und Bild – die Geschichte Goliaths aus Sicht der anderen Seite und macht dabei aus dem biblischen Monstersoldaten einen Menschen. Das wirkt etwas wie Hägar der Schreckliche für Intellektuelle, genauso charmant, aber in nachdenklich.
Goliath
von Tom Gauld,
96 Seiten, Klappbroschur,
Reprodukt, 15 Euro
Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Goliath kann man auch gerne hier kaufen.
LESEPROBE
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Reprodukt Verlag
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