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geschrieben von M.Behringer am
Freitag, 13. Juli 2012
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Spannend inszeniertes Südstaaten-Drama
Rosen gelten als schön. Aber ihre Dornen sind auch schmerzhaft. 'Las Rosas' ist spanisch und bedeutet 'Die Rosen'. Anthony Pastor hat sich wohl bewusst diesen doppeldeutigen Titel ausgesucht, der gleichzeitig auch der Schauplatz seiner Graphic Novel ist. Und auch die Protagonistin des Südstaaten-Dramas heißt Rosa. Der Autor hat ein Jahrzehnt für das Theater gearbeitet und erst in den vergangenen wieder zum Comic gefunden. 'Las Rosas' ist seine dritte Graphic Novel, die es beim Comicfestival in Angoulême 2011 in die Endauswahl schaffte.
Das schwangere Stadtmädchen Rosa wird vom lokalen Sheriff nach Las Rosas gebracht. Das ist eine Frauensiedlung in einem Trailerpark neben einer Tankstelle an einer Wüstenstraße im Süden der USA. Hier verleben zerstörte Existenzen ihr tristes Dasein. Rosa will schon wieder aufbrechen, da stößt sie auf ein Geheimnis um die Tankstellenbesitzerin Marisol, dem Kleinkriminellen Cuervo und dessen verschollenen Sohn Angel, der sich an seinem Vater rächen will.
Man merkt, dass der Autor vom Theater kommt. So hat er sein Südstaaten-Drama klassisch in drei Akte unterteilt. Pastor weckt dadurch, dass der Leser zu Beginn auf dem Wissenstand von Rosa ist, ein kriminalistisches Interesse an den Ereignissen, deren Zusammenhänge sich aus den Bruchstücken erst nach und nach zusammenfügen. Dazu lässt er den Leser durch einen neutralen Erzähler an den verschiedenen Perspektiven der Beteiligten teilhaben und gibt damit in wenigen beiläufig angebrachten Szenen Einblicke in die Lebenssituation der Menschen, die an diesem Ort am Ende der Welt ihre Zelte aufschlagen.
Die Weite der Landschaft spiegelt die Leere der Protagonisten, die sich die Zeit mit TV-Soaps totschlagen, aber auch die Perspektivlosigkeit für die Frauen in Las Rosas, das einerseits eine Zufluchtsstätte ist, aber andererseits auch im Nirgendwo liegt. Die Charakterisierung wird auf über 300 Seiten mit viel Aufwand des Autors betrieben und die Figuren entwickeln sich weiter und reifen im Verlauf des Buches.
Pastors Zeichenstil ist sicherlich Geschmackssache. Die schwarzweißen Illustrationen weißen wie die Charaktere Nuancen und Schattierungen auf, die der Zeichner mittels einer Rasterfolie erschafft. Die Panels wurden bewusst freihändig gezeichnet. Der Zeichenstil ist realistisch, wirkt aber auch aufgrund der vielen Details aufwühlend und ausdruckstark. Oft wird ein Dialog oder der Erzähltext als Voice Over über Detailbilder gelegt, die nicht die sprechenden Personen oder entsprechenden Geschehnisse, sondern das zeigen, was ein umherschweifender Blick sehen würde. Das sorgt nicht nur für Abwechslung und ist eine große Stärke von Las Rosas, sondern verleiht den Charakteren oder Geschehnisse eine zusätzliche Dimension.
Die Graphic Novel ist schwer mit irgendeinem anderen Titel vergleichbar und kann nicht leicht eingeordnet werden. Tortilla-Western, Spätwestern und ein Hauch von Krimi helfen bei der Beschreibung weiter. 'Las Rosas' erweist sich in erster Linie als opulentes Südstaaten-Drama mit bissigen Dialogen, interessanten Charakteren und einer fesselnden Story. Aufgrund der schieren Länge und der immer wieder auftretenden Protagonisten entwickelt sich 'Las Rosas' zu einer Soap, auf die Pastor wiederum selbst verweist. Offene Leser, die auf der Suche nach unverbrauchten spannenden Stoffen sind, sollten unbedingt einen Blick in 'Las Rosas' werden.
Las Rosas
Von Anthony Pastor
Softcover, 320 Seiten
schreiber&leser 2012
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Las Rosas kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Schreiber&Leser Verlag + Autoren
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