Der Incal 2: Der Incal des Lichts :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!
08.02.2025, 10:53 Uhr
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geschrieben von M.Behringer am
Montag, 23. Januar 2012
(2821 Aufrufe)
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Perfekte Symbiose zweier Meister
Der Splitter Verlag hat die Kult-Serie 'Der Incal' von Alejandro Jodorowsky und Moebius in einer selbsternannten definitiven Ausgabe neu veröffentlicht. Die Serie um den tölpelhaften 'Detektiv der Klasse R', John Difool, war in Deutschland zuvor bereits bei Carlsen und Ehapa unter dem Titel 'John Difool' als Softcover-Einzelbände und bei Ehapa als limitierte gebundene Gesamtausgabe ('John Difool – Der Incal') erschienen. Die Splitter-Ausgabe folgt wieder der ursprünglichen Kolorierung. In 'Der Incal des Lichts' geht das aberwitzige intergalaktische Abenteuer in seine zweite Runde.
John Difool scheint am Ende zu sein. Jedenfalls muss sein sprechender Betonvogel Dipo mitansehen, wie sein Herr in den Fängen des Techno-Papstes gelandet ist. Dieser erklärt seinen Techno-Brüdern, dass die angestrebte Techno-Zerteilung nicht mehr weit ist. Mit Hilfe des Incals des Lichts, also dem Opfer von Difool, soll das Schatten-Ei beschworen werden – das Kind des schwarzen Incals und der schwarzen Mutter. Dipo greift ein, indem er im Sturzflug auf die Schatten-Tiara des Techno-Papstes zufliegt.
Jodorowsky erweist sich auch im zweiten Band als Kenner und Anhänger der Science Fiction. Turbulent und mit einem Augenzwinkern bedient sich der Chilene meines Erachtens bei genretypischen Elementen und überspitzt die gängigen Motive. Zudem enthält auch dieser Band erneut die für Jodo unverkennbaren Mystery-Elemente, die von dessen Hang zur Spiritualität zeugen. Was auf den ersten Blick als irrwitzige postmoderne Space Opera daherkommt, entpuppt sich meiner Ansicht nach bei intensiverer Auseinandersetzung als detailverliebte Erzählkonstruktion, die voll von Witz, binnen-erzählerischen Querverweisen, einem vielschichtigen und aufeinander bezogenen Figurenensemble sowie einer symbolisch aufgeladener Bildsprache ist.
Für mich bleibt Moebius unerreicht. Denn im Gegensatz zu Zeichnern wie Giménez oder Janjetov, mit denen Jodorowsky das Incal-Universum in weiteren Serien ausgebaut hat, versteht es der Franzose perfekt, auch den Humor zu visualisieren. Sein einzigartiger Strich besticht meiner Ansicht nach durch komplexe architektonische Gebäude, überbordende Hintergrunddarstellungen und charakteristischen Figuren. Die häufig antinaturalistischen flächigen Farben von Isabelle Beaumeney-Joanner sorgen meiner Meinung nach für harte Kontraste. Die Illustrationen schwanken zwischen kühler Technik-Optik und grellen rauschhaften Bildern.
'Der Incal' ist ein Meisterwerk der Comicgeschichte, das meines Erachtens nicht nur für Genre-Liebhaber eine Pflichtlektüre darstellt. Splitter bietet auch denjenigen, die das Werk bereits kennen, neue Kaufanreize: Die Neuauflage enthält umfangreiche redaktionelle Beiträge von Jean Annestay (der Autor von 'Die Geheimnisse des Incal') sowie einen Druck – mit einem Motiv aus der jeweils früheren Covergestaltung der Softcover-Einzelbände. Ohne Annestays freud‘sche Lesart bleiben dem Leser meiner Meinung nach wahrscheinlich die psychologischen Triebfedern der Serie verborgen. Darüber hinaus zeigt Annestay auf, was Jodorowsky vom Dune-Projekt in sein Incal-Universum retten konnte. Ein kleines Problem gibt es allerdings für die Neueinsteiger: im redaktionellen Teil bezieht sich Annestay oft auf die ganze Serie (bis zu Ereignissen von Band 4), deshalb sollte man den Text vielleicht erst nach der Lektüre von Band 4 lesen.
Der Incal 2: Der Incal des Lichts
Von Alejandro Jodorowsky und Moebius
Hardcover, 64 Seiten
Splitter 2012
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Incal 2: Der Incal des Lichts kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb.: Splitter Verlag + Autoren
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