|
geschrieben von M.Behringer am
Sonntag, 15. Januar 2012
(3374 Aufrufe)
|
(*)
Nostalgischer Retro-Thriller
Einer der reichsten Männer der Welt kommt aus Griechenland!?! Ja. In Didier Convard und Jean-Christophe Thiberts Serie 'Kaplan & Masson' ist das so. Aber die Serie spielt ja auch in den 1950er Jahren: nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte die Wirtschaft nicht nur in Deutschland für einen Neubeginn. Neben ökonomischen kam es aber auch zu gesellschaftlichen und politischen Änderungen. Die BRD war aufgrund des Holocausts moralisch für alle Zeiten gebrandmarkt. Und die USA schrieb als einer der Siegermächte die Geschichte zu ihren Gunsten, dabei warfen sie über Japan zwei verheerende Atombomben ab. In Convard und Thiberts Auftaktband 'Die Chaostheorie' wird dieser moralischer Fehltritt der USA in den Mittelpunkt gerückt.
Der Atomphysiker Alfred Bernstein engagiert sich für den Frieden, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagt: er hat die theoretischen Grundlagen für den Bau der Atombombe geliefert. Doch einem Attentäter reicht die Reue nicht und Bernstein wird ermordet. Das ruft den Pariser Nathan Masson auf den Plan, der ein angesehener Nachwuchswissenschaftler ist. Gemeinsam mit dem Colonel des Geheimdienstes Étienne Kaplan muss er mit ansehen, wie der Mörder einen Rachefeldzug gegen jene Wissenschaftler führt, die eine Teilverantwortung am Bau der Atombombe haben.
'Kaplan & Masson' ist eine nostalgische Retro-Serie – Pate standen Klassiker wie 'Blake & Mortimer'. Auf jeder Seite wird der Geist der 50er Jahre erneut heraufbeschworen. Das liegt zum einem an den authentisch wirkenden technischen Apparaten und Fahrzeugen und zum anderen an dem eindeutigen Sympathieträger Masson, der nicht nur ein aufstrebender Wissenschaftler, sondern auch ein Liebhaber von Frauen, Whiskey und vom Shoobee Doo Wop ist. Bei diesem Charakter gibt es weder Ecken noch Kanten. Diese tauchen lediglich beim Einstein-Pendant Alfred Bernstein auf, der innerlich zerrissen unter nächtlichen Alpträumen von Hiroshima leidet.
Convard ist berühmt für seine Vorliebe für Geschichte und Thriller, auch das Rachemotiv taucht in seinem Werk öfter auf. Wirklich Neues wird dem Leser von daher also nicht präsentiert, außer, dass es diesmal vor der 50er Jahre-Kulisse geschieht. Dennoch blitzt der Autor immer wieder mit tollen Einfällen und Einschüben auf. Thibert debütiert mit einem Strich, der an den ligne claire-Stil angelehnt ist. Die Hintergrunddarstellung und die Fahrzeuge zählen zu Thiberts Stärken und auch die Charaktere gelingen ihm. Die flache Kolorierung jedoch, will nicht so recht ins Schema und zur Stimmung passen.
hspace="4" alt="Kaplan & Masson 1: Die Chaostheorie">
Die Chaostheorie ist ein Teilgebiet der Mathematik und der Physik und beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Dynamik eines Systems. Im Comic löst die Entdeckung eines Wissenschaftlers gleich eine ganze Kette von Ereignissen aus, die über dessen Tod hinausgehen. Wer derart konstruierte Thriller mag und ein Faible für Retro-Comics hat, könnte mit 'Kaplan & Masson' glücklich werden.
Kaplan & Masson 1: Die Chaostheorie
Von Didier Convard und Jean-Christophe Thibert
Softcover, 56 Seiten
Carlsen 2011
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
DER TRIUMPH DES HEILIGEN WALDEMAR 1 kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb.: Carlsen Verlag und Autoren
Sie können uns unterstützen! (*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
|
|
| |
|