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Baby's in black :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
16.04.2024, 19:47 Uhr
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geschrieben von Micha am Montag, 06. Dezember 2010 (4079 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Beat in moll



Baby's in black 1960. In einer verräucherten Kellerkaschemme auf St. Pauli wagt der junge Designer Klaus es endlich, einen Musiker der dort auftretenden Band aus England anzusprechen, die ihn seit Tagen und Wochen fasziniert. Als Aufhänger zeigt Klaus dem Gitarristen ein Plattencover, das er designt hat. Der Angesprochene, ein gewisser John Lennon, verweist ihn an den Künstler in der Gruppe, Bassist Stu Sutcliffe. Der wiederum übt eine geradezu magische Anziehungskraft auf Klaus' Exfreundin Astrid aus. Als daraufhin Stu und Astrid einander vorgestellt werden, stellen sie fest, dass diese Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht.



Wie es Zeichner Arne Bellstorf gelingt, diese gegenseitige Faszination in den Blicken festzuhalten, die die beiden sich zuwerfen, während sich die anderen unterhalten, und mit diesen Bildern die Gefühle der beiden für den Betrachter nachvollziehbar zu machen, lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Das muss man selber sehen. Auch die anschließende Liebesgeschichte zwischen Astrid und Stu erzählt Bellstorf so sanft und einfühlsam und absolut unkitschig, dass man einfach nur berührt ist.

Baby's in black

Dem Comic kommt dabei zugute, dass Bellstorf in „Baby's in black“ eine etwas andere Zeichentechnik verwendet als in seinem Erstling „Acht, neun, zehn“ und seinen Arbeiten für den Tagesspiegel. Dort sind die Konturen und Striche klar und glatt, was in Kombination mit seiner sehr exakten Pespektivbeherrschung mitunter etwas überperfekt und steril wirkt. In „Baby's in black“ dagegen arbeitet er viel mit einer Kombination aus Bleistift, Tusche und Aquarellstift, wodurch die Konturen brüchiger und die Flächen griffiger werden, so dass die Zeichnungen deutlich wärmer wirken, obwohl sie in schwarzweiß sind.

Bellstorfs Meisterschaft zeigt sich auch in der Gestaltung der Gesichter. Sein Stil ist weder realistisch noch eigentlich karikaturhaft, aber seine Beatles, John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Pete Best, sind ihren von Fotos bekannten Vorbildern so ähnlich und aus dem Leben gegriffen, dass man nicht empfindet, dass das Zeichnungen der Beatles sind, sondern wirklich die echten Beatles selbst. Einmal habe ich mir einen Paul näher angesehen und mich gefragt, wieso diese stilisierte Zeichnung aussieht wie Paul McCartney. Mir sind dann seine geschwungenen Augenbrauen aufgefallen und habe mir anschließend auf YouTube ein Interview von 1964 angesehen, ob der wirklich solche Augenbrauen hat. Prompt wurde ihm dort die Frage gestellt, ob er seine wunderschönen Augenbrauen zupft.

Baby's in black

Für „Baby's in black“ hat sich Bellstorf viele Stunden mit Astrid Kirchherr unterhalten, so dass die Geschichte auch authentisch ist, wie sie sich in ihrer Erinnerung zugetragen hat. Das einzige, was mir nicht ganz so gut gefallen hat, ist die Art, wie Stuart Sutcliffes Sterben erzählt wird. Man sieht ihn nie, wenn er einen Zusammenbruch hat, leidet also nicht mit ihm mit, und sieht nie den Schrecken Astrids, der sich in solchen Momenten in ihrem Gesicht gezeigt haben muss. Als Astrid von Stus letztem Anfall, an dem er sterben wird, Nachricht erhält, erscheinen in den Sprechblasen nur noch drei Punkte statt irgendwelcher Worte, wohl um zu symbolisieren, dass Astrid vor Schock von jeglichem Gesagten nichts mehr mitbekommt. Aber man sieht sie von da ab nur noch von hinten, Bellstorf scheut sich, ihre Emotionen in ihrem Gesicht zu zeigen, wohl auch aus Respekt vor der realen Person Astrid Kirchherr, die sich ihm so geöffnet hatte. Bei mir funktioniert diese Sequenz zwar nicht, allerdings ist das wohl nicht wichtig, denn wie im Tagesspiegel zu lesen war, findet Astrid Kirchherr selbst gerade diese Sequenz besonders gelungen, sensibel und reduziert umgesetzt, „obwohl es so tragisch war“. Die letzten vier Seiten dagegen finde auch ich wieder grandios, als Bellstorf mit stummen Alltagsbildern das Fehlen und die Leere, die Stu hinterlässt, fassbar macht, und schließlich mit der Rückkehr der Beatles am Folgetag an der perfekten Stelle des Dialogs auf dem Flugplatz die Geschichte enden lässt.

Auf Bellstorfs Blog zum Buch ist ein Zitat von Astrid Kirchherr zu lesen, das diese Graphic Novel gut zusammenfasst: „When I think about it now, with hindsight, those feelings I had with Stuart - of love - were the strongest I have ever had in my life. I don’t know how to explain it … It was so intense that sometimes it frightened me.“ Dieses Gefühl hat Bellstorf perfekt rübergebracht.

Baby's in black – die Story von Astrid Kirchherr und Stuart Sutcliffe
von Arne Bellstorf,
216 Seiten, Softcover
Reprodukt, 20 Euro


Baby's in black – die Story von Astrid Kirchherr und Stuart Sutcliffe kannst Du gerne auch hier kaufen.

Baby's in black

Die 10seitige LESEPROBE auf der REPRODUKT-Verlagsseite

Und hier gibt es noch einen sehenswerten Kulturzeit-Beitrag zum Thema.

(c) der Abb.: Reprodukt und Bellstorf

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