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geschrieben von jochen am
Mittwoch, 02. Juni 2010
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Die Geister des Weste(r)n - Mystery Western
Mit "Badlands" vom Autoren-Gespann Axel Gonzalbo und Jean-Claude Cassini ist bei Ehapa ein etwas ungewöhnlicher Western-Comic als Einzelband erschienen. Eine starke Prise Mysteriöses wurde dem Genre hinzugefügt, so dass am Ende eher eine etwas uninspirierte Western-Geister-Horror-Mischung herausgekommen ist, mit sehr schönen Zeichungen immerhin.
Solche ein Gemisch ist nun nicht jedermanns Sache, mich stört bei der Aufmachung des Comics in diesem Zusammenhang vor allem der Klappentext South Dakota, Herbst 1890. Nach dem Tod seines Vaters kehrt Johnny Hamilton nach Deadwood zurück. Dort erwartet ihn ein armseliges Erbe: Ein karges Stück Land und mysteriöses Buch, das seit über einem Jahrhundert verschwunden war. Kaum ist er angekommen, verfolgen ihn drei Reiter, die wild entschlossen sind, ihn zu töten. Eine Hetzjagd durch das raue Land von Dakota beginnt. Um zu Überleben, bleibt Johnny nur eine Chance Er muss einem uralten Mythos auf sie Spur kommen... Das bereitet den Leser nicht unbedingt auf den Comic vor, man erwartet eher einen klassischen Western und so leitet der Text etwas in die Irre. Zudem wird bei der deutschen Veröffentlichung völlig verschwiegen, dass dieser Comic im französischen Original Teil einer thematisch durch eben jenes Buch verbundenen Serie ist. Und außerdem kehrt Johnny nicht nach Deadwood zurück, er war noch nie dort.
Dort will er vor allem mehr über seinen verstorbenen Vater erfahren, der aus dem Osten der USA in die Weite des Westens gegangen ist und Frau und Kind im Stich gelassen hat. Durch die üblichen Schwierigkeiten eines Greenhorns im Westen trifft er dann natürlich ganz schnell und zufällig einen guten Freund seines verstorbenen Vaters (OK, Deadwood ist jetzt auch nicht so groß). Dieser führt ihn dann auch zur entlegenen Hütte seines Vaters wo Johnny auch das erwähnte Buch findet, welches ihm auf Dauer ziemliche Unannehmlichkeiten bereiten wird. Nicht zuletzt durch die drei Reiter, deren Erscheinen nicht nur zeichnerisch an die schwarzen Reiter aus dem Herrn der Ringe angelehnt ist.
Es geht dann durchaus blutig weiter, die Reiter sind nicht zimperlich in ihrer Wahl der Mittel, und die Ordnungshüter die sich ihnen entgegenstellen erwarten nicht unbedingt solch geisterhafte Wesen. Was es mit diesen Reitern und dem Buch auf sich hat ist ganz nett indianisch mythisch umwoben. Wer Mystery Comics mag wird an der Geschichte Axel Gonzalbos womöglich gefallen finden, deren Mischung mit Western ist nicht ganz so gängig und vermag dem Ganzen etwas Witz zu entlocken, aber richtig gelungen ist der Comic nicht.
Was keineswegs an den sehr gelungenen Zeichnungen Jean-Claude Cassinis liegt. Mit vielen Strichen wird die Rauheit der Zeit und des Ortes illustriert, insgesamt eine passende Unsauberkeit in die Szenerie gebracht. Gute Detailarbeit, sehr differenziert ausgearbeitete Darstellung der Charaktere und schöne Landschaftsdarstellungen der Wälder und Berge Dakotas. Gute Mischung aus klarer Seitenaufteilung und deren Bruch. Insgesamt sorgen die Zeichnungen sehr für Atmosphäre.
Leider wirkt die Computerkolorierung von Axel Gonzalbo dem etwas entgegen, zu glatt geraten, etwas zu viel Hochglanzeffekt und starke Farbkontraste wo sie nicht sein müssten. An sich ist die Farbpalette schon passend dreckig und braun, aber in der Ausführung ist das dreckige etwas verloren gegangen.
Badlands
von Axel Gonzalbo (Autor) und Jean-Claude Cassini (Zeicher)
Hardcover, 46 Seiten
Ehapa Comic Collection, 13,95 Euro
Badlands kann man gerne auch hier kaufen
(c) der Abb.: Ehapa und Autoren
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