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geschrieben von jochen am
Montag, 08. März 2010
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Abhandlung über Engel-Mensch-Konversion
Im Paris in den Jahren um die vorletzte Jahrhundert spielt Codex Angélique, eine neue Gesamtausgabe der Ehapa Comic Collection. Keine einfach zu folgende Geschichte vom Autor Thierry Gloris, mit Serienmörder und Engel, verrücktem Wissenschaftler und blassen jungen Mann, zynischem Kommissar und arrogantem Mann der Kirche. Die Zeichnungen von Mikaël Bourgouin unterstützen den Eindruck der Geschichte, nicht immer einfach zu folgen aber sehr viel Interesse weckend.
Das ich mir Codex Angélique: Kompendium der Engel angeschaut habe liegt vor allem am Werbetext, der ein Szenario verspricht, dem es gelingt Steampunk, Lovecraft und Blatty (Der Exorzist) zu verbinden. Lovecraft, ja, Exorzist, so ein bisschen, Steampunk eher weniger, mehr so als leicht schmückendes Beiwerk. Schade, den letzteres hätte mich am meisten gereizt.
Dir vordergründige Geschichte kann relativ kurz erzählt werden, die Erzählung folgt meist dem Studenten Thomas, dem blassen jungen Mann, der noch nicht wirklich im erwachsenen Leben angekommen ist, und dessen Onkel, dem verrückten Wissenschaftler, der nicht mehr wirklich am erwachsenen Leben teilnimmt. Schließlich versucht dieser seit mehr als zwanzig Jahren die Mutter von Thomas wieder zum Leben zu erwecken. Begleitet wird die Handlung von den Ermittlungen um einen Fall von Serienmorden an Frauen des horizontalen Gewerbes, ob da wohl ein Zusammenhang besteht, obwohl sich da anfangs keiner ergibt?
Wie es sich für einen guten ersten Band anbietet werden im ersten Kapitel dieser Gesamtausgabe die Charaktere eingeführt und Fragen aufgeworfen. Durchaus gelungen und interessant, mit Zeichnungen die in ihrer schmutzigen Farbgebung und den detailreichen Hintergründen auffallen und gefallen können. Bourgouin ist noch etwas instabil im Zeichenstil, insbesondere im ersten Band sieht man noch größere Entwicklungen, weg von einem etwas kantigen Stil, vor allem in den Personen, hin zu einer etwas runderen, mehr von der Kolorierung lebenden Gestaltung. Diese Entwicklung setzt sich in den beiden weiteren enthaltenen Bänden fort.
Um sich mit der instabilen Frisur der Hauptperson nicht mehr rumzuärgern macht der Zeichner ihn im zweiten Teil zum Glatzkopf. Andere mögen das mit der Stromschlagbehandlung im Irrenhaus erklären (da waren die Franzosen wohl ein paar Jahrzehnte unserer Zeit voraus, aber das ist dann wohl die Steampunk-Komponente). Das Geschehen im Irrenhaus kann in ihrer Trostlosigkeit und Gewalt durchaus bedrücken, aber durch die etwas konfuse Handlung erlahmt das Interesse am Geschehen. Wobei, soll man die Frau unter der Einbrechern am Ende eigentlich erkennen, oder ist ihre einzige Aufgabe was von einem neuen Leben zu murmeln ?
Der dritte Band startet dann immerhin mit einen Rückblick auf die bisherigen Ermittlungen der Polizei, so dass man wieder etwas klarer durchblickt und so vielleicht doch bis zum Ende in einem Rutsch durchhält. Das wird dann noch weiter irreal, mystisch und man sieht wieso der Comic 'Engel' im Untertitel stehen hat. Um besser zu verstehen was der Autor erzählen will und um die Zeichnungen besser zu würdigen sollte man den Band mehr als einmal in die Hand nehmen. Wer sich durch mystische, nicht ganz linear erzählte Geschichten vor historischen, verwirbelten Hintergrund angesprochen fühlt wird das sicherlich auch tun.
Codex Angélique: Kompendium der Engel
Text: Thierry Gloris, Zeichnungen: Mikaël Bourgouin
144 Seiten, Hardcover
Ehapa Verlag, 39,95 Euro
Codex Angélique: Kompendium der Engel kann man hier kaufen
(c) der Abb.: Bourgouin + Ehapa
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