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geschrieben von jochen am
Samstag, 26. Dezember 2009
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Die anderen Piraten der Karibik
Der erste Band von "Das goldene Jahrhundert" versprach ja schon sehr viel, und der zweite Band erfüllt die Erwartungen ohne Probleme. Klassischer Abenteuerstoff aus der noch Mantel-und-Degen aber doch schon Pistolenzeit, von Simon Andriveau sehr eigenständig umgesetzt. Das gilt nicht nur für die Handlung, sondern zeigt sich auch in seinem rauen leicht unfertigen Zeichenstil. Im Fokus der Geschehnisse steht nun ein anderer Charakter: "Bernard", der im ersten Band mit Mühen am Leben erhaltene Sohn des Edelmanns Beaumont.
Die Geschichte spielt nun hauptsächlich auf der anderen Seite des Atlantik auf den Antillen. Das eine Seereise bevorstand war ja am Ende des ersten Bandes abzusehen, und es ist nicht viel verraten wenn erwähnt wird das auch am Ende dieses zweiten Bandes wiederum ein Schiff bestiegen wird. Aber was zwischen diesen beiden Booten passiert ist durchaus der Rede wert.
So erfährt man einiges über die Hintergründe der bisherigen Geschehnisse, der undurchsichtige Böse (oder doch irgendwie gute?) Moplai ist schon früher durch seine Kampfeskraft aufgefallen. Sein Auftraggeber wird entlarvt, und das ist dann doch eine Überraschung, die aber die bisherigen Geschehnisse sehr schön zusammenbringt. Man konnte sich im ersten Band schon ein wenig wundern, welche Rolle Alphonse und Bernard eigentlich noch spielen, da sie ja eigentlich mit der ganzen Geschichte nicht so viel Verbindung mehr hatten. Weit gefehlt wie man nun sehen wird.
Angekommen in der Karibik müssen die beiden erstmal ihr Überleben sichern. Hier zeigt Andriveau die historisch eher alltäglichen Seiten, die man nicht unbedingt in dieser Klarheit in einem Abenteuercomic gewöhnt ist. Auswanderer, die zur Bezahlung ihrer Überfahrt verpflichtet haben drei Jahre zu arbeiten, nicht wissend welche unmenschlichen Bedingungen sie dort zum Teil erwartet. In diesem Umfeld scheinen Bernard und Alphonse erstmal zu versauern. Aber da sind ja noch die Piraten der Karibik, die aber wirken als sie ihre besten Jahre schon hinter sich hätten.
Eine gut erzählte Geschichte, die sich sehr erfreulich an die Klassiker der Abenteuergeschichten anlehnt, aber dem Thema auch seine eigenen Aspekte entlockt, mit interessanten und vielschichtigen Charakteren die nicht nur als gut und böse dargestellt werden.
Ebenso überzeugt die graphische Umsetzung durch skizzenhaft wirkende Zeichnungen mit enormer Detailvielfalt. So meint man die Unruhe eines Segelschiffes den Bildern anzusehen. Andriveau zeichnet kleinteilig, viele kurze Striche, Schraffur, scheinbar wild überlagerte Linien, die in der Gesamtheit äußerst gekonnt Atmosphäre erzeugen aber trotz (oder wegen) ihrer Skizzenhaftigkeit für sehr realistische Hintergründe sorgen. Die Figuren sind oft leicht cartoonhaft überzeichnet um dadurch vor allem Emotionen darzustellen, aber auch um Klischees zu bedienen wodurch Charaktereigenschaften angedeutet werden.
Auch die Farbgestaltung dient dem skizzenhaften Gesamteindruck, leicht wie Aquarell wirkend, ab und an etwas schmutzig wobei auch noch verschmierte Bleistiftstriche mitwirken. Aber auch Computereffekte werden wohl dosiert eingesetzt. Andriveau nimmt sich an gestalterischen Möglichkeit was ihm gefällt und dem Comic nutzt. Das könnte einen uneinheitlichen Eindruck ergeben, aber hier greift das sehr gelungen ineinander.
Leseprobe Band 2
Das Goldene Jahrhundert Band 2: Bernard
von Simon Andriveau
48 Seiten, Hardcover, Albumformat
Splitter Verlag, 13,80 Euro
Das Goldene Jahrhundert 2: Bernard kannst Du gerne hier kaufen.
Das Goldene Jahrhundert 1: Alphonse kannst Du gerne hier kaufen.
LESEPROBE zu Das Goldene Jahrhundert 1
© Abbildungen: Splitter Verlag + Autor
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