Manga-Häppchen
[1] Das Erscheinen des ersten Bandes von "Bloody Circus" geriet zu einem richtigen Medienerreignis. Jürgen Seebecks Manga "Made in Germany" bekam nachhaltige Publicity im Feuilleton, auf der Buchmesse, per Interview in "Hit Comics" und natürlich auch in diesen Seiten. Und die Verkaufszahlen waren für einen deutschen Comic erfreulich hoch.
Allerdings schwappte "Bloody Circus" nicht ungeteilte Begeisterung entgegen. In der Besprechung [2] in eurem liebsten Online-Magazin (ja, ich meine die Comic Radio Show (-: ) war Heiner (genannt "Der Geschmackssichere") nur teilweise angetan. Tja, und auch der etwas zögerlich anlaufende Verkauf des nun vorliegenden zweiten Bandes zeigt, dass die Vorschusslorbeeren etwas welk geworden sind.
"Bloody Circus" ist ein Internet-Comic, der im Printmedium nicht so richtig funktioniert. Auch die Geschichten des zweiten Bandes sind viel zu kurz, als dass der Leser ein Interesse an den Figuren entwickeln könnte. Dazu sind die im Original wunderschönen Aquarellkolorierungen in diesem kleinen Format schlicht verschenkt. Die Grundideen der Geschichten sind originell, skurril, befremdlich und gut.
Es hat schon was, wenn japanische Krieger in einem mit SciFi-Elementen versetzen Colosseum des alten Roms auftreten. Es ist witzig, wenn eine es eine westliche Vampirin ins feudale Japan verschlägt und es ist sehr schräg, wenn sich ein chinesischer Schwertmeister im Venedig Marco Polos selbst enthauptet (ist angeblich technisch machbar). Aber noch bevor der Leser die Fragen nach dem warum und wieso des Ganzen stellen kann, sind die Manga-Häppchen auch schon verspeist und der Appetit ist nicht gestillt.
Im Interview ("Hit Comics" Nr.23) erzählt uns Jürgen Seebeck, dass es in "Bloody Circus" um die ganz großen Gefühle geht, um Liebe und Tod. Ja, am Ende der Geschichten ist immer jemand blutig verschieden, aber dieses Ende ereilt die Charaktere schon, bevor wir uns überhaupt in sie hineinversetzen konnten.
Das Vermixen von Versatzstücken aus westlicher Geschichte und westlichen medialen Mythen (Gladiator, Vampir) mit asiatischen Komponenten ist so reizvoll, dass ich davon gerne mehr und länger lesen würde. Als Übersetzer von "Akira" und anderen mehrbändigen Mangas hat Seebeck sicher auch für den langen Atem im Comic trainiert. Wir würden gerne von ihm nun auch einen spezifischen Print-Comic lesen und nicht nur etwas, das aus der Internet-Schublade stammt. So ist nämlich die Zukunft von "Bloody Circus" absehbar. (rr [3])
PS: Übrigens haben wir auch ein Interview mit Jürgen geführt. Das ist sehr informativ und hier nachzulesen [4]. Dort sagt er u.a., dass er gerne mehr Zeit (im Sinne von ausreichend Seitenzahlen) fürs Erzählen hätte und sich nur eine Geschichte pro Band wünschen würde. Mal sehen, ob's damit klappt. (svl [5])
Bloody Circus - Bd.2
Text und Zeichnungen: Jürgen Seebeck
96 Seiten, Taschenbuch
Carlsen Verlag, 12.00 DM
Januar 2001
Den Comic sofort bei amazon.de [6] kaufen.
Mehr Mangas:
- Dragonman - No.1 [7]
- Akira Bd.2 [8]
- Dark Angel Bd.1 [9]
- Bloody Circus Bd.1 [10]
- Neon Genesis Evangelion Bd.5 [11]
- Seraphic Feather Bd.1 [12]
- Bastard Bd.5 [13]
- Card Captor Sakura Bd.1 [14]
- Battle Angel Alita Bd.1 [15]
- You're Under Arrest Bd.3 [16]
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