Pinguinhausen ist nicht Entenhausen
[1]Nachdem jetzt der 9. Band der 18teiligen Reihe "Dr.Slump" erschienen ist, darf zur Halbzeit bilanziert werden: Gäbe es Akira Toriyamas "Dragon Ball" nicht, wäre sein "Dr.Slump" (1980 -1984) sicher im Comic-Limbus verschollen geblieben. Der Carlsen Verlag übersetzt diesen Manga direkt aus dem Japanischen, weil er in anderen Ländern in der Schublade weiter verstaubt und deshalb keine anderen Vorlagen existieren.
"Dr.Slump" ist eine nette, etwas skurrile, aber auch eine ziemlich unnötige Zeitreise in die Comicvergangenheit. Da kurven BMW Isettas durch die Straßen, Superman und James Bond werden veralbert. Diese für Erwachsene vielleicht interessanten Zutaten sind aber verschenkt, da "Dr.Slump" ein reiner Kindercomic ist und zwar für die Altersgruppe bis zu höchstens 7 (!) Jahren.
Das ist einfach nur nett und nichtssagend. Und gerade weil bei Geschichten um einen genialen Erfinder in einem Ort namens Pinguinhausen automatisch ein Vergleich mit dem bekannteren Entenhausen erfolgt, hätte die deutsche Übersetzung gerade diesen Vergleich mit dem Comicgott Barks vermeiden sollen.
Am lustigsten sind in "Dr.Slump" noch Toriyamas private Insidergags über ihn selbst, die er als Zeitungsmeldungen in der "Toriyama News" immer wieder unvermittelt in den Comic einstreut. Toriyama lässt sich dazu noch als geknebelte Aufzieuppe mit Schlüssel im Rücken auftreten, der immer übel mitgespielt wird, wenn sie in die Handlung - wie beim Dosenkickturnier im 4. Band - eingreifen will. Das ist nun im Nachhinein zum damaligen Zeitpunkt als geradezu seherisch zu interpretieren. Noch wusste Toriyama ja nicht, dass vor ihm noch 11 Jahre Fronarbeit an "Dragon Ball" lagen.
Da wir nun vom lockeren Strich Toriyamas bei "Dragon Ball" verwöhnt sind, wirkt das akribische Design bei "Dr.Slump" umso altbackener. Ein wirklich genialer optischer Gag wäre - wenn gewollt - die Mütze des kleine Pisuke Soramames, die wie eine Anspielung auf das Logo von McDonalds wirkt. Bei den gelegentlichen Gags mit "Kacke" dagegen muss der Europäer wohl diskret den Kopf schütteln.
Nun gut, ein Dragon Ball-Fan kann also mit "Dr.Slump" die Entziehungserscheinungen nach dem Ende der Geschichten um Son-Goku [2] sicherlich nicht kurieren. Die Märchen aus Pinguinhausen sind einfach nur goldig nett und nichts weiter. (rr [3])
Dr.Slump - Bd.9: Verrückte Flitterwochen
Text und Zeichnungen: Akira Toriyama
Übersetzung aus dem Japanischen: Junko Iwamoto-Seebeck und Jürgen Seebeck
192 Seiten, Taschenbuch
Carlsen Verlag, 9.95 DM
November 2000
ISBN-No. 3-551-74469-6
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Dr.Slump - Bd.1 [5]
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Dragon Ball [7]
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