Comic Radio Show

ICOM - Preis für Laskas Laika & Tentakel 4

Nachrichten / Independent
geschrieben von gruber am 13.04.2003, 00:01 Uhr

Hauptpreis geteilt zwischen Laskas und Ulf K.


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Hier findet Ihr alle aktuellen Informationen zum ICOM-Preis 2003. Erstaunlich ist, daß der ICOM-Haupt-Preis in diesem Jahr geteilt wird zwischen Ulf K und Elke Reinhart / Gerhard Schlegel=Laska Comix.
Und wer jetzt aufschreit und meint: "Schon wieder diese Laskas! Die haben doch schon so viele Preise gewonnen!" Dem kann ich nur erwiedern: Wer ko, der ko! ;-)


Die Jury des ICOM Independent Comic Preises 2003

Klaus N. Frick (Redakteur)
Harald Havas (Autor)
Verena Hinze (Grafikerin)
Achim Schnurrer (Redakteur)


Der Preis

Der Interessenverband Comic e.V. ICOM vergibt seit 1994 diesen Preis für die ungeheuer rege Verlags- und Zeichnerszene jenseits der etablierten, auf dem Abdruck aus dem Ausland importierter Comics basierenden Branchenriesen. Der Preis zeichnet Eigenproduktionen aus dem zurückliegenden Kalenderjahr aus. Im Gegensatz zum Max-und-Moritz-Preis ist der ICOM-Preis mit insgesamt 2.000 € dotiert. Der Hauptpreis "Bester Independent Comic" ist mit 1.000 €, die anderen vier Kategorien sind mit jeweils 250 € dotiert.

Der Jury des ICOM Independent Comic-Preises lag aus dem Bewertungs-Zeitraum des Jahres 2002 eine Vielzahl von Comics vor: in verschiedenen Formaten, verschiedenen Preisklassen und verschiedenen stilistischen Richtungen. Auffallend war dabei: Die klassischen "kleinen Fanzines" gab es im Jahr 2002 so gut wie gar nicht. Entweder verzichteten die Herausgeber darauf, sich am Preis zu beteiligen, reichten also erst gar keine Beiträge ein, oder die Zahl der Fanzines hat sich wirklich drastisch reduziert. Ebenso auffallend war die Tatsache, dass sehr viele der eingereichten Comics eine hohe Qualität hatten sowohl zeichnerischer als auch drucktechnischer Art. Das machte die Auswahl in manchen Bereichen richtig schwer, trotzdem fand die Jury in fast allen Bereichen sehr schnell ihre Favoriten. "Erschwerend" kommt die Tatsache hinzu, dass es mit Edition 52, Weißblech, Gringo oder Zwerchfell und anderen kleinen Verlagen mittlerweile eine richtige "Industrie" gibt, die das Niveau schon in punkto Ausstattung steigert. Ein kleines Fanzine muss da fast gezwungenermaßen "nach hinten" fallen, während Fanzines, die sich an ein ganz bestimmtes Publikum richten wie etwa "Mosa-Icke" den Rahmen auch schon wieder sprengen.


Bester Independent-Comic

Edition 52 für "Floralia" von Ulf K. und "Kosmonaut Laika [1]" von Laska Comix
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Wegen einer Vielzahl preiswürdiger Arbeiten, die dieses Jahr eingereicht wurden, hat sich die Jury entschieden, den Preis in der Kategorie "Bester Independent Comic" diesmal nicht einem einzelnen Titel oder Künstler zuzusprechen, sondern einem Verlag. Die Publikationen dieses Verlags hätten ansonsten auch alle anderen Kategorien besetzen können, was aber zu dem Eindruck geführt hätte, beim Independent-Comic wäre es zu einer ähnlichen Monopolisierung gekommen wie bei den Großen der Branche. Dass dem erfreulicherweise nicht so ist, beweisen die übrigen Kategorien. Ein Verlag ist natürlich nichts ohne seine Künstler. Dass aber Künstler, die beim richtigen Verlag erscheinen, einen erheblichen Mehrwert gewinnen können, das bewies auf eindrucksvolle Weise die Edition 52. Sie wird namentlich für die Publikationen "Floralia" von Ulf K. und "Kosmonaut Laika" von Laska Comix ausgezeichnet. Zwei Titel, auf die sich die Jury einstimmig festlegen mochte. Erwähnt werden müssen aber auch zwei Minderheits-Voten, nämlich "Das Grauen im Gemäuer" von Reinhard Kleist und "Das Raupenbuch" von Nicolas Mahler.

"Floralia" ist ein wunderschöner Comic, der ohne Text auskommt, der die wenigen Dialoge in Piktogrammen darstellt und der dennoch eine rundum gelungene Geschichte erzählt:
In einem Zirkus gibt es einen kleinen traurigen Clown, der in Form des Starken Mannes einen Gegner hat, der ihn gerne verspottet. Der Starke Mann wiederum ist mit der Dompteurin zusammen, worauf der Clown ein bisschen neidisch ist. Als einziger Freund des kleinen Clowns entpuppt sich eine Blume, die unweit des Zirkus unter einem Baum wächst.
Aus diesen kleinen Themen entwickelt Ulf K. seine wunderbare, märchenhafte Geschichte, die bis zu einem hoffnungsvollen Höhepunkt geführt wird. Lustig ist das nicht erzählt, eher traurig und melancholisch; umso besser kommt hier das Ende.
Zeichnerisch bleibt Ulf K. bewusst schlicht, benutzt neben schwarz und weiß als einzige Farbe ein ohnehin schon traurig wirkendes Ockergelb. Damit schafft er eine spezielle Stimmung, die er konsequent durchhält. Der nur scheinbar schlichte Strich von Ulf K. hat in diesem Comic etwas ganz Besonderes erzeugt: eine fragile Balance zwischen retro-orientiert und modern.
Zeichnerisch schwebt Ulf K. mit einer beneidenswerten Leichtigkeit zwischen nostalgischen Anklängen, die an den Ligne-Claire-Klassiker "Der kleine König" von Soglow erinnern, und einem expressiven Ausdruck, der möglicherweise von Yves Chaland inspiriert, ins hier und jetzt übertragen wurde. "Floralia" ist traditionsbewusst und dennoch ganz eindeutig ein Comic des 21. Jahrhunderts.
Beispiel
Einiges von dem, was zu Ulf K. und "Floralia" gesagt wurde, trifft auch auf "Kosmonaut Laika" von Laska Comix zu. Mit einer Rakete startet die stets mit großen Augen durch ihren Raumhelm starrende Hündin Laika zu ihrer großen Reise ins All. Was mit einem Routineflug beginnt, entwickelt sich rasch zu einer zauberhaften Geschichte, in der ein fröhlicher kleiner Außerirdischer eine wichtige Rolle spielt.
In wunderschönem Schwarzweiß-Stil erzählt das Laska-Team diese Geschichte, die ohne Worte in Sprechblasen auskommt und immer ein bisschen traurig wirkt. Auch dieser Comic findet ein wunderbares Gleichgewicht zwischen einem Thema, das zu einer Zeit die Menschen bewegt hat, als die Laskas wahrscheinlich noch gar nicht geboren waren, und einer Aussage, die heute mindestens ebenso aktuell ist, wie in den frühen sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als mit den ersten Sputniks auch die ersten Lebewesen ins All geschossen wurden ohne Rückfahrkarte. Die Melancholie, die jeden normal empfindenden Menschen packt, der sich irgendwann mal nächtens mit seinem Blick in einem sternklaren Himmel verliert, dieses Gefühl schwingt auch noch lange, nachdem man das Heft von Laska Comix zugeklappt hat, in einem nach. Es gibt eigentlich kein besseres Qualitätsmerkmal, das die Wirkung einer kreativen Leistung beschreibt, als dieses emotionale "Nachbeben".

Neben diesen beiden Titeln sollen noch zwei weitere genannt werden, die zwar für sich genommen, nicht ausgezeichnet, aber zumindest lobend erwähnt worden wären:

Reinhard Kleist - "Das Grauen im Gemäuer" Toll gezeichnete Adaptionen von Lovecraft-Geschichten - Reinhard Kleist hat's einfach drauf. Die schwarzweißen Zeichnungen sind detailliert und klar, sie spiegeln den düsteren Charakter der Geschichten wunderbar wieder. Erfreulicherweise sind die Dialoge sehr kurz gehalten, so dass die Geschichten vor allem aufgrund der Optik ihre Wirkung entfalten können. Ärgerlich ist allerdings das Format: Wenn die Geschichten als Album erschienen wären, könnte man sie besser lesen - so sieht das ganze durchgehend gestaucht und verkleinert aus.

Mahler - "Das Raupenbuch" In einem sehr reduzierten und gestrichelten Zeichenstil gibt es hier drei Geschichten, die miteinander in einem Zusammenhang stehen - letztlich durch das im Titel genannte Raupenbuch. Die Menschen sind alle gestört, sie leben als vereinzelte Wesen in einer Welt, mit der sie nicht klarkommen: keine erfreuliche Botschaft, die Mahler hier mitteilt. Letztlich geht es ihm um die gleiche "Botschaft" wie sie schon in "Floralia" und "Kosmonaut Laika" zum Ausdruck kommt. Nur ist er noch unerbittlicher, noch schwärzer in Stil und Aussage. Es geht ihm jegliche Melancholie ab, die ja eine gefühlsmäßige Nähe zum Leser schafft. Deshalb ist dieser Titel sperriger und macht es dem Betrachter schwerer, weshalb sich wohl auch in der Jury nur ein Minderheitsvotum für "das Raupenbuch" fand. Aber alle vier Publikationen verdeutlichen gleich gut, weshalb dieses Jahr die Idee nahe lag, einen Verlag auszuzeichnen. Denn es ist die gemeinsame verlegerische Linie, die in jedem dieser Titel deutlich wird: Durch das Geschick bei der Auswahl, die thematischen Vorlieben und nicht zuletzt die meist gelungene, liebevolle Präsentation und Herstellung hat sich die Edition 52 ein unverwechselbares Profil erarbeitet, von dem auch größere Verlage nur zu träumen wagen. Das ist allemal preiswürdig.


Bester Comic Beitrag (Funny)

Bei diesem Punkt entschieden sich die Juroren für eine doppelte Preisverleihung nicht zuletzt deshalb, weil für den besten Comic-Beitrag im realistischen Bereich kein besonders herausragendes Werk gekürt werden konnte. Auf der anderen Seite gab es gerade im Funny-Bereich eine Reihe hervorragender Titel, die man auf diese Weise stärker gewichten kann.

Mawil - "Strand Safari [2] (Schwarzer Turm)"

Strandsafari
In den letzten Jahren hat sich Mawil in der deutschen Comic-Szene immer wieder durch seinen ausgereiften Funny-Stil und seine stets ein wenig außergewöhnlichen Comic-Geschichten bemerkbar gemacht. Mit "Strandsafari" ist ihm nun ein kleines Meisterwerk gelungen, das eigentlich nur optisch, und das auch nicht durchgehend, in den per se breiten Bereich "Funny" fällt. Es handelt sich dabei vielmehr um eine poetische Kurzgeschichte, in der Mawils bebrillter Kaninchencharakter "Hase" Gulliver-gleich schiffbrüchig an einem ihm fremden Gestade landet.
Strandsafari
Doch statt Zwergen oder Riesen begegnen dem staunenden Wuschelwesen Menschen. Junge Menschenfrauen genauer gesagt, mit denen er nach anfänglicher Scheu einige fröhliche, weitgehend sorgenfreie, ja sogar verliebte Sommertage verbringt. Phantastisch, lyrisch, schön. Und auch ein bisschen traurig.


Flix - "Held (1): Kurze Hosen Holzgewehr" [3]

Held
Zwar ist die Hintergrundgeschichte für diesen Comic nicht uninteressant (es handelt sich um eine Universitätsarbeit), für die Lektüre der Geschichte allerdings unerheblich. Ebenso unerheblich für das Verständnis des Comics und die Beurteilung, ob er preiswürdig ist, kann eine mögliche Unterbrechung der Geschichte im Jahr 2003 sein. Zur Beurteilung lagen der Jury die Independent-Comics des Jahres 2002 vor, und hier wusste der vorliegende Band absolut zu überzeugen. Geplant waren eigentlich vier Hefte unter dem Titel "Held", allesamt zum Erscheinen beim Zwerchfell-Verlag vorgesehen. In diesen Heften stellt der Zeichner Flix sein Leben in Comic-Form dar. Er erzählt liebevoll von den Ängsten eines Jungen, der mit Monstern in seinem Kinderzimmer zu kämpfen hat, der eine Brille trägt und deshalb zum Gespött seiner Schulkameraden wird, und der letztlich über die Comics dazu kommt, ein eigenes Ego zu entwickeln und den Kampf gegen die Monster aufzunehmen. Diese liebevolle Erzählweise schafft eine hohe Sympathie zu dem Jungen und damit zu dem Zeichner. Wo zahlreiche Ego-Comics, mit denen das Genre des autobiografischen Erzählens begründet sind, eher ein bisschen dröge und wehleidig wirken, schafft Flix sein durchaus heikles Thema mit viel Humor. Zeichnerisch passt alles zusammen:
Held
Die Zeichnungen halten stets eine Funny-Linie durch, selbst wenn die Story auf den jeweiligen Seiten überhaupt nicht "lustig", sondern viel eher melancholisch bis traurig ist. Mit "Held" und seinem wunderbaren Untertitel "Kurze Hosen Holzgewehr" hat sich Flix auf jeden Fall ins Herz der Jury geschlichen. Seinen Comic als besten Comic-Beitrag im Funny-Bereich auszuzeichnen, ist deshalb nur folgerichtig.

Bester Comic-Beitrag (Realistisch)

Nach langer Diskussion entschied sich die Jury einstimmig dafür, in diesem Jahr den Preis in dieser Kategorie nicht zu vergeben. "Schuld" daran war unter anderem die hohe Qualität der Funny-Beiträge, die eine doppelte Preisvergabe geradezu erforderten. Als problematisch empfand es die Jury, dass es zwar einige interessante Beiträge gab, dass von diesen aber wirklich keiner rundum überzeugen konnte. Die wenigen Beiträge, die in diese Kategorie passen würden, fanden kaum Befürwortet, so dass diese Preis-Kategorie für das Jahr 2002 hiermit entfällt.


Bestes Szenario

Memories of the Antique White House
Diana R. Sassé - "Memories of the Antique White House" [4]
Seit vielen Jahren fällt die emsige Zeichnerin und Geschichten-Erzählerin Diana Sassé mit einer Vielzahl von Publikationen auf und immer aus dem Rahmen. Denn in ihren Geschichten herrscht auf groteskeste Weise permanent die größtmögliche Vermischung verschiedener Zeiten und Bezugsebenen. Zentauren im Ersten Weltkrieg? Kein Problem, bei Sassé sind Sie da richtig! Wobei ihr sehr zum Realistischen tendierender Semi-Funny-Stil, ihre glaubhaft lebendigen Charaktere sowie die in sich geschlossene Logik den abstrusen Phantasie-Welten stets mehr als nur einen Hauch von zumindest innerer Wahrheit verleiht. So auch bei der neuesten Reihe "Memories of the Antique White House" um einen paganistischen Präsidenten John F. Kennedy, der in einem bukolischen Amerika regiert und gelegentlich beim russischen Zaren zu orgiastischen Saturnalien geladen wird. Dass dieser Kennedy neben Jacqueline auch noch mit Marilyn Monroe sowie weiteren Frauen, Männern und einem jungen Pferdemenschen verheiratet ist, sei hier nur am Rande erwähnt ... Sassés Geschichten sind vielleicht eigen oder verrückt, eines sind sei jedoch mit Sicherheit: lesenswert.


Sonderpreis

"Tentakel" (4) [5] (Laska Comix [6] Verlag)
Nach Meinung aller Juroren hat es die vierte Ausgabe von "Tentakel" einfach verdient. Laska Comix präsentiert hier eine bunte Mischung unterschiedlich erzählter Geschichten in den verschiedensten Stilrichtungen von 16 Comiczeichner und Comiczeichnerinnen. Das Buch ist eine Inspirationsquelle für jeden Gestalter, überzeugend im Layout, witzig im quadratischen Format. Haptisch liegt Tentakel durch die besondere Papierwahl gut in der Hand. Ein kleines Meisterwerk, bei dem der Umschlag genau das erzählt, was einem im Inneren erwartet: ein Farbfächer an Comiczeichner und Comiczeichnerinnen für jeden Geschmack etwas dabei.


Lobende Erwähnungen

Gerhard Förster - "Von mir!" [7] (4)
Mit der offiziell letzten Ausgabe liefert das Ego-Comic-Fanzine aus Wien noch einmal eine Reihe amüsanter und interessanter Geschichten, die im mittlerweile typischen Gerhard-Förster-Stil gehalten sind. Dieser Stil ist trotz aller Funny-Qualitäten tatsächlich so gehalten, dass man den Zeichner beispielsweise auf einem Comic-Salon sofort erkennt, ohne ihn jemals in persona gesehen zu haben.
Das Heft ist größtenteils im Stil der amerikanischen Selbstoffenbarungs-Comics gehalten. Wer spektakuläre Action oder besonders faszinierende Zeichnungen erwartet, liegt bei solchen Comics prinzipiell falsch - insofern bildet "Von mir!" keine Ausnahme. Das vorliegende Heft ist wie die vorherigen drei Ausgaben wirklich gut, wenngleich schwächer. Fast sieht es so aus, als habe den Herausgeber, Zeichner und Autor kurz vor Schluss noch der Spaß verlassen. Trotzdem zählt "Von mir!" zu den erfreulichsten deutschsprachigen Comics der letzten Jahre!

Zimmermann/Horus [8] - "Krieg der Welten"
Die vom amerikanischen Autor Randy Zimmerman getextete Story ist eine moderne Adaption des uralten SF-Romans "War of the Worlds" von H.G. Wells. Wieder einmal versuchen die Marsianer, die Erde zu überrollen, allerdings findet die Invasion in diesem Fall zu Beginn des 21. Jahrhunderts statt. Die Handlung spielt in Kansas, wo eine Gruppe von Menschen versucht, sich bis an die Zähne bewaffnet gegen die Marsianer zu wehren. In den USA erschien der Comic in vier Teilen - jetzt gibt es ihn als Paperback in Deutschland.
Herausgegeben wird der Comic wieder einmal von "Neun"; der Kleinverlag hat im vorletzten Jahr die Horus-Story "Schattenreich" publiziert, die auch den ICOM-Preis fürs Jahr 2001 erhalten hat. Zwar vermag die Story bei allem zeichnerischen Elan aufgrund des wirren Erzählstils nicht zu überzeugen, trotzdem wird der Band hiermit besonders hervorgehoben: Horus ist einer der wenigen deutschen Zeichner, die den Sprung über den großen Teich gewagt haben und der nach wie vor sehr professionell an seinem Stil arbeitet.

"Mosa-Icke" (Ausgaben 3 und 4)
Das von der Berliner Mosaik-Connection herausgegebene Fanzine geht mit einer sehr fanorientierten Herangehensweise an das "Kinderheft" MOSAIK heran. Man merkt, dass sich hier Erwachsene mit großer Begeisterung um etwas kümmern, das ihnen seit ihrer frühen Jugend bekannt ist, etwas, das sie geradezu lieben. Von dieser Fan-Begeisterung zeugt die bunte Mischung aus Artikeln, Erlebnisberichten und farbig gedruckten Comics.


Volker Sponholz - "Zirkus Exitus" (Ausgaben 1 und 2)
Im letzten Jahr wusste der Kleinstverlag Herriman's schon zu überzeugen, auch fürs Jahr 2002 reichten die zwei Aktivisten eine Reihe von Comics ein. Der wohl überzeugendste ist der hier vorliegende: Auf jeweils knapp über fünfzig Seiten im Streifenformat werden Zeitungsstrips präsentiert, die vor dem Hintergrund eines kleinen Zirkus spielen. Ein Durchgeknalltes Huhn organisiert den Laden, ein Ei will nicht schlüpfen, ein Zirkusdirektor bezahlt keine Gehälter, und ein Zauberer baut ständig Mist, dazu kommen weitere schräge Figuren. In den kurzen Strips, die im allgemeinen aus vier Bildern bestehen, verwickelt Volker Sponholz seine "Helden" in kurze Abenteuer - ganz klar orientiert am klassischen Funny-Strip, wie er seit hundert Jahren in Zeitungen erscheint. Zeichnerisch wie inhaltlich braucht sich der Zeichner und Autor nicht zu verstecken.

Till Lenecke - Sand zwischen den Zähnen" [9]

Dieser Comic erzählt eine autobiografische Geschichte: Drei Jungs zelten im Jahr 1989 auf einer kleinen Insel mitten auf der Elbe. Dabei geht natürlich einiges schief, und zehn Jahre später sind von der ursprünglichen Geschichte nur noch einige wenige Erinnerungen üblich. So endet diese Jugendgeschichte eigentlich sehr traurig; sie ist gewissermaßen ein Abgesang auf die Jugend. Entsprechend traurig und düster kommen die unterkühlten Schwarzweiß-Zeichnungen rüber. Sicher einer der besten Lenecke-Comics bisher.

Martin Frei - "Superbabe (1)" [10]
Cover
Toll gezeichnet ist diese Superhelden-Satire, und die Abenteuer von "Superbabe" zeigen, dass in der Story noch viel Potential steckt. Der Ansatz ist auf jeden Fall richtig und eine solche Serie kann hierzulande tatsächlichen funktionieren.
Beispiel
Selbst wenn das erste Heft arg im Klamauk und in sexistischen Details stecken bleibt, lässt es für neue Funnys aus deutschen Landen durchaus hoffen!

Flix & Breitschuh - "Grimm [11] (5): Die drei Federn"
Die Serie "Grimm" ist eigentlich immer für einen Preis gut, so auch dieser Band, der ein eher unbekanntes Märchen präsentiert. Dazu die Zeichnungen von Flix, der die Jury mit seinem "Held" bereits begeistert hat - hier passt einiges zusammen. Die Geschichte von den drei Prinzen, die sich daran machen, das Königreich ihres Vaters zu erringen, bekommt durch Flix' originelle Zeichnung einen besonderen "Drive".

Zebra-Redaktion - "Comic-Fachpressen-Index 2000"
Das Inhaltsverzeichnis und Register deutschsprachiger Comic-Fachperiodica ist Ergebnis einer echten Fleißarbeit und vor allem für jene sinnvoll, die ihre Magazine und Fanzines ordentlich archivieren und gerne mal was nachschlagen möchte. Eine sach- und fachkundige Zusammenstellung; vor dieser immensen Arbeit der Zebra-Redaktion zieht die Jury den Hut.

"Geschichten aus dem Comicgarten"
Insgesamt fünf Zeichner, die allesamt zu einem Berliner Freundeskreis gehören, machen gemeinsam ein dickes Comic-Buch, mit einer Geschichte, die zwar nicht chronologisch abläuft, sich aber konsequent durch das ganze Buch zieht. Den "Comicgarten" aus dem Titel gibt es wirklich, und in ihm spielen die Geschichten. ob das nun der seltsame Hase ist, der bereits in Mawils "Strandsafari" eine Rolle spielt, das bescheuerte Duo aus Scharping und Gonzales, die einen militärischen Auftrag zu erledigen haben, oder Bolek und Bolek, die auf einer Schatzsuche voller metaphysischer Hintergründe sind ... Zeichnerisch ist das ganze eher locker hingekritzelt. Mit Absicht hat sich keiner der Zeichner mit Hintergründen aufgehalten oder das Schwarzweiß-Buch, das in Form eines dicken Paperbacks mit 216 Seiten erscheint, mit zu vielen Details versehen. Ein tolles Comic-Abenteuer, ein echtes Independent-Highlight!

Stefan Lintl - "Pfefferprinz in: Tabledance With Hamlet"
Beinahe eine Tragödie nach William Shakespeare - demnach ist klar, was das Thema ist: Liebe, Tod und Intrigen, und alles endet mit einem mörderischen Finale. Außergewöhnlich sind in diesem Comic-Album allerdings die Akteure: Zum Leben erweckte Alltagsgegenstände, wie Pfefferstreuer, Buntstift, Locher, Stempel, Tacker oder Telefonregister agieren in menschlicher oder gar völlig daneben liegender Action. Actionhaft, seitenübergreifend und mit viel Dramaturgie wird durch die Geschichte geführt, die einzig und allein auf und unter einem Küchentisch stattfindet. Der Leser wird mitgezogen und behält den Eindruck einer Theatervorstellung " à la Shakespeare. Man darf gespannt sein, welche Literatur Stefan Lintl nächste Aufführung zum Thema hat.

Naomi Fearn [12] - "Zuckerfisch 2 - Mit Sahnemeerrettich"
Die nett gezeichneten Zeitungsstrips der Zeichnerin beschäftigen sich augenzwinkernd mit dem Alltagsleben junger Menschen in der Schwaben-Metropole Stuttgart. Interessant sind die ausgesprochen nett gezeichneten Comic-Seiten wohl vor allem für Menschen, die sich für so genannte Popliteratur begeistern können - das deutschsprachige Comic-Äquivalent dafür ist Naomi Fearn auf jeden Fall. Kein Wunder, dass "Zuckerfisch" vor allem ein Thema außerhalb der Comic-Szene ist; gleichzeitig kann ein solcher Beitrag das allgemeine Verständnis für Comics in der Öffentlichkeit erhöhen.

Patrick Wirbeleit - "Dat Wettloopen twischen den Hasen un den Swinegel up de lütje Heide bi Buxtehude"
Wieder ein liebevoller, lindgrüner Papp-Comic von Wirbeleit. Sympathisch, lesenswert.

Jule K. - "Strange Girls (II)
Mädchen-Alltag-Ego-Comic im international etablierten (aber noch verbesserungsfähigen) Frauen-Comic-Stil. Jule K. sollte man im Auge behalten.

Klinik 4 - Sampler alternativer Stories und Stile Nicht für jeden was. Sicher aber für Freunde von Comic-Experimenten.

Hartmut Klotzbücher - "Kringel 2"
Resteverwertung der besonders frechen Art. Erhält eine lobende Erwähnung für Humor - und Chuzpe.

Sascha Thau - "a href="Article1448.html">Der Kosmopolit: Scum"
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Experimentelles Comic-Musik-Cross-Over mit CD. Interessant, wenn auch eher verwirrend.

Dinter-Brüder - "Die kleinen Mutterficker (3)"
Dinters Mutterficker sind sowieso schon Kult. Dennoch auch von uns ein (unspezifisches) Lob.

Wittek, Claus etc. - "Bizarr Bazar (4)"
Eigen, schräg, witzig. Empfehlenswert, wenn auch nicht für allzu sanfte Gemüter.

Jörg Vogeltanz - "Der Citoyen"
Ausgereifte, optisch wie inhaltlich überzeugende Graphic Novel des selbstverlegenden Grazers, die nur deswegen keinen Preis bekommen hat, weil der Band nicht eingereicht wurde.

Einsendeschluss für den ICOM Independent Comic Preis 2004 ist der 1. April 2004.



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