Comic Radio Show

Die Abenteuer von Blake und Mortimer Band 20: Der Stab des Plutarch

Rezensionen / Franko/belgisch
geschrieben von StefanS am 01.02.2016, 00:00 Uhr

Gekonnt erzählte Vorgeschichte zu Der Kampf um die Welt



Der Stab des Plutarch [1]Erst brach im Nahen Osten eine schwere Krise aus. Nun steht die Welt kurz vor dem Dritten Weltkrieg. So zumindest lässt sich die Handlung des vorletzten und des aktuellen Albums von Blake und Mortimer zusammenfassen. Nicht mal im leichten Unterhaltungscomic entkommt man derzeit den Ähnlichkeiten zur aktuellen Weltlage.

Während sich das langlebige frankobelgische Abenteurerteam in Das Gelübde der fünf Lords [2] auf die Spuren von Lawrence von Arabien begab, geht es dieses Mal gegen eine im Comic gerne verwendete Sorte Schurken: als nahezu unbesiegbar inszenierte Nazis. Taugt das Album etwas und wie passt der auf die Antike anspielende Titel zum Düsenjäger auf dem Cover?

Wer gerne Fliegercomics wie Wunderwaffen [3] oder Himmel in Trümmern [4] ließt und sich etwas mit Fliegerei beschäftigt hat könnte gleich zu Beginn des neuen Albums von Soldat Blake und Wissenschaftler Mortimer mäkeln. Da wird eine deutsche Gotha Go 229 oder auch Horten H IX als beinahe unverwundbares Superflugzeug dargestellt. 1000 km/h schnell, unsichtbar für den britischen Radar, mit großen Mengen Munition ausgestattet und so dick gepanzert, dass es den Kugeln der waghalsigen RAF-Piloten standhält. Nun ja. In der Realität war diese „Wunderwaffe“ Hitlers zwar ein beachtliches Flugzeug und vermutlich dank Einflügel- heute auch als Tarnkappen- oder Stealth- bezeichneten Bauweise für den Radar schlecht sichtbar, was aber auch maßgeblich daran lag, dass es eine Holzkonstruktion war. Davon abgesehen wirkt die kleine Luftschlacht über London auch eher etwas fade gezeichnet. Dafür weiß das neueste Abenteuer insgesamt durchaus zu gefallen. Und mit etwas Fantasie können wir uns einreden, dass es eben nur diesen einen gepanzerten Nazi-Super-Jet gab, der dann über London verloren ging – immer noch plausibler als manche Wendung bei Indiana Jones und James Bond.

Der Stab des Plutarch

Nun besteht kein Mangel an Spionage-Geschichten, die im Zweiten Weltkrieg spielen. The Imitation Game (2014) und U-571 (2000) widmen sich Verschlüsselungstechnologie und zeigt wie Mathematiker und Sprachwissenschaftler plötzlich kriegsentscheidend werden können.

Ein wenig Bonusmaterial hätte dem Album gut getan, zumal Blake und Mortimer 2016 ihr 70. Jubiläum feiern. Ähnlich wie Tim und Struppi hat die Reihe gleichzeitig etwas Zeitloses aber auch eine nicht zu leugnende Staubschicht – sehr schön persifliert in der Reihe Die Abenteuer von Philip und Francis. [5]

Band 20 spielt im Jahr 1944 und erzählt die Vorgeschichte zum Debüt der Reihe von 1946: Der Kampf um die Welt vom Schöpfer der Reihe E. P. Jacobs. Die Alliierten bereiten sich auf den D-Day, also die Landung in der Normandie, vor. Mittels fingierter Signale soll den Deutschen eine Invasion von Briten und US-Amerikanern im Mittelmeer vorgetäuscht werden. Wichtigste Helfer des britischen Empire sind dabei Blake und Mortimer. Diese treffen sich in diesem Abenteuer seit längerer Zeit wieder und zwar in der Geheimbasis Scaw-Fell. Der clevere Forscher und der tatkräftige Offizier haben, in bester James-Bond-Tradition, modernste Technik zu ihrer Unterstützung parat, so erleben die Leser in dieser Geschichte als besonderen Knüller den Ersteinsatz des Superflugzeugs Golden Rocket. Mindestens ebenso viel Wiedersehensfreude und Begeisterung dürfte ein weiterer erster Auftritt bieten: nämlich der von Oberschurke Olrik.

Der Stab des Plutarch

Der titelgebende Stab des Plutarch ist eine antike Verschlüsselungstechnik, welche in der Auflösung der Story ausführlich erläutert wird. Die Motive des überführten Gegenspielers sind eine dezente Kritik am Grauen des Krieges, während der Rest des Comics eher das Heldenbild von Agenten und Soldaten hochhält, das sich von den 1940er bis 1960er Jahren hielt: ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss und wenn die Pflicht ruft, dann hat man zu gehorchen und seinem Land zu dienen – Ironie ist nicht zu erkennen.

Der Stab des Plutarch bietet ein fein abgestimmtes, sehr gut getimtes und spannendes Abenteuer. Es ist leichte und zeitlose Unterhaltung, die zum geistigen Abschalten einlädt und in eine kindliche Welt (zurück) führt, in der das Leben als Soldat und Agent als echte Option für ein spannendes Leben später mal, als Erwachsener, erschien. Pure Nostalgie.

Der Stab des Plutarch


Wertung: 70 %

Die Abenteuer von Blake & Mortimer 20: Der Stab des Plutarch
Genre: Abenteuer, Frankobelgisch
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Format: 22,00 x 29,50 cm
Autor: Yves Sente
Zeichner: André Juillards
Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse
Original: LE BATON DE PLUTARQUE, 2014
Softcover, 64 Seiten, Farbe
Carlsen Comics 2015, 12 Euro
ISBN 978-3-551-02340-7


Am Besten kauft man sich den Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch... Die Abenteuer von Blake & Mortimer 20: Der Stab des Plutarch kannst Du auch gerne hier kaufen. [6]


Der Stab des Plutarch


(c)opyright der Abbildungen für die deutschsprachige Ausgabe mit freundlicher Genehmigung: Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2015

Der Beitrag kommt von Comic Radio Show
  http://www.comicradioshow.com/

Die URL für diesen Beitrag lautet:
  http://www.comicradioshow.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=4515

Die folgenden URLs sind im Beitrag enthalten:
  [1] http://www.amazon.de/exec/obidos/asin/3551023409/diecomicradiosho
  [2] http://www.comicradioshow.com/Article4150.html
  [3] http://www.comicradioshow.com/Article4089.html
  [4] http://www.comicradioshow.com/Article3943.html
  [5] http://www.comicradioshow.com/Article3875.html
  [6] http://www.amazon.de/exec/obidos/asin/3551023409/diecomicradiosho