Comic Radio Show

Interview mit Niki Kopp und Timo Würz

Interviews / Understanding Comics
geschrieben von Maqz am 06.09.1997, 16:29 Uhr

Comic Radio Show: Seid Ihr froh, dass es jetzt endlich vorbei ist? Euer letzter Band ist bei Carlsen erschienen und die Welt stürzt sich auf euch?
Timo Würz: Sehr froh auf jeden Fall, wirklich! Vor allem der zweite Band ist in einer Wahnsinns Hektik entstanden: Innerhalb von drei Monaten die Artwork. Morgens aufstehen, XCT malen, abends ins Bett gehen, oder fort gehen und kurz schlafen und gleich weiter und das Ganze fünf Wochen lang. Das war schon sehr anstrengend.


CRS: Und das ist auch bei der Story so gewesen?Timo Und Nikki
Niki Kopp: Für mich hat der Spaß ja eigentlich schon letztes Jahr angefangen, weil die Story schon fertig war, komplett und ich mich eigentlich nur noch über die Postsendungen von Timo freuen konnte, über die neuen Entwürfe, die neuen Seiten und so weiter. Also, ich hatte eigentlich seit letzten September [1996, (mg)] nichts mehr zu tun an XCT.
TW: Ich wollte eigentlich im Dezember letzten Jahres anfangen mit dem zweiten Band. Da stand die Story wirklich hundertprozentig. Aber es hat sich alles noch bis März verzögert, bis ich endlich angefangen habe. Niki war schon lange arbeitslos und konnte sich um die nächsten Dinge kümmern, oder um andere.
CRS: Was macht man, wenn man die Story schon fertig hat. Was macht man da für seinen Lebensunterhalt?
NK: Ich arbeite eigentlich bei einem Internet-Provider hier in München und habe da jetzt aber gekündigt. Ich werde in Zukunft bei einer Computerspielezeitschrift arbeiten, was eigentlich mein absoluter Traum ist.
CRS: Wie heißt diese Zeitschrift? Oder darf man das noch nicht sagen?
NK: Das darf man noch nicht sagen, weil das ein geheimes Projekt ist. Das Lustige ist, dass Meziéres gerade gesagt hat, dass er glaubt, dass die Computerspiele die Comics killen werden.
CRS: Sein Comic wird ja auch als CD-Rom irgendwann raus kommen. Als Spiel. Hat er jedenfalls angekündigt. Wollt ihr auch eins machen?
NK: Wir haben mal mit einer Dame gesprochen, die in Multimedia engagiert ist. Wir haben Kontakt zu ihr. Das würde sich ja auch anbieten. Auf jeden Fall.
CRS: Aber so dass man sein Leben nur durch den Verkauf seiner Comics bestreiten kann, dass ist bei Euch noch nicht der Fall?
TW: In Deutschland glaub' ich nicht!
NK: Als Texter noch viel weniger natürlich. Aber wir arbeiten ja daran im Ausland zu veröffentlichen.
TW: Ich denke, es ist ein gutes Sprungbrett gerade jetzt bei Carlsen zu veröffentlichen um irgendwann mal davon leben zu können, was aber nicht mein Ziel ist!
CRS: Wie beurteilt ihr selber die Szene für junge Zeichner in Deutschland?
NK: Man muß da einfach unterscheiden. Es gibt, das hab' ich auch jetzt erst selbst erfahren, weil wir eigentlich nie so in der Szene waren, schon wahnsinnig viele engagierte Zeichner, auch hier in München, die wirklich unheimlich viel auf die Beine stellen und die auch unheimlich hart arbeiten. Im Prinzip für Nichts, die sind absolut besessen. Aber, wie gesagt, wir hatten mit dieser Szene fast nie etwas zu tun, seltsamerweise.
TW: Wir waren immer Außenseiter. Wir hatten nie Probleme irgendwas an einen Verlag zu bringen. Es ging wirklich beim ersten Mal, wir haben jemanden was gezeigt und gesagt: "Druck's oder druck's nicht!" Und die haben gesagt: "OK, wir drucken's!"
CRS: Woran liegt das?
TW: Keine Ahnung, kann ich nicht sagen.
CRS: Weil Ihr so gut seid?
TW: Das möchte ich jetzt nicht sagen (Alle lachen). Mittlerweile kommen die alle auf uns zu. Das heißt wir sind natürlich in einer super Lage.
CRS: Wie äußert sich das jetzt? Du unterscheidest also praktisch zwischen der Szene, die sagt "Wir sind die Einzelkämpfer" wie Ihr jetzt seid und Ihr hattet vielleicht Glück oder seid eben so gut, dass es sofort angenommen wird und die Anderen, die rackern sich ab?
NK/TW: Uns ist das wirklich ein Rätsel, weil es gibt sehr, sehr gute Leute. Habe ich auch hier jetzt wieder getroffen. Die schon wirklich dutzende Male an die großen Verlage ihre Mappen geschickt haben und nie irgendwie ein Angebot gekriegt haben. Und wir haben uns eigentlich nie angebiedert, wir haben dem Carlsen-Verlag, auf der Frankfurter Buchmesse war's - glaub' ich - ein paar Seiten gezeigt und dann hat das geklappt.Zeichnung für die Comic Radio Show
CRS: Dem Andreas Knigge?
NK/TW: Ja! Die haben auch XCT halbwegs Blindlings gekauft. "Stellt uns `n paar Projekte vor". Wir haben denen zwei vorgestellt, also nur mit ganz groben Skizzen, wir haben überhaupt keine Ahnung gehabt über den gesamten Storyablauf und die haben gesagt: "OK, wir machen das!"
CRS: Also, ihr steht dem ganzen etwas ungläubig gegenüber?
TW: Es ist schon unverständlich. Wir hatten nie Probleme. Ich hab' auch überhaupt nichts mit der Comicszene zu tun, irgendwie großartig, also mit anderen Zeichnern. Wir kennen da eigentlich kaum jemanden. Langsam lernen wir jetzt irgendwelche Zeichner kennen, aber vorher...?
NK: Mit denen sind wir halt auch nur so befreundet, weil's menschlich klappt.
TW: Ja, wir reden bestimmt nicht nur über Comics. Comics interessieren mich viel zu wenig, um mich damit ständig zu beschäftigen.
CRS: Das ist aber jetzt nicht Dein Lebensziel? Eher so: "Ich bin halt jetzt drin und mach halt'n paar Comics"?
TW: Nee, es ist schon klasse ein paar Comics zu machen. Und es ist auch sehr angenehm auf Comic-Festivals zu reisen. Aber mir persönlich wär's zu langweilig nur Comics zu machen. Ich mach Comics sehr gern und freue mich jedesmal, wenn ich wieder was machen kann. Aber es wäre mir viel zu langweilig nur Comics zu machen. Ich möchte alles machen, also alles, was mich interessiert. Ich bin ja hauptberuflich eigentlich Illustrator, arbeite für die Werbung, mache irgendwelche Logos, auch Illustrationen, für IBM zum Beispiel hab ich ein ganzes Buch gemacht. Kinderbücher sind in Arbeit und diverses Andere. Ich arbeite sehr viel mit Musikern zusammen, mit Bands, mache deren Gestaltung. Was immer kommt, z.B. wenn jetzt ein Multimedia-Projekt oder irgendwelche anderen Angebote, aufgrund von XCT, kommen.
CRS: Wenn Du das so sagst: "Hier mal was, Da mal was, aber relativ gut beschäftigt", was sagen deine Eltern dazu? "Oh, mein Kind, der Comiczeichner, Ach ja!" Oder sind die vollauf begeistert nach dem Motto: "Das ist MEIN Junge hier"?
TW: (Lacht) Das erste Mal, als ich 'n Comicvertrag unter der Nase hatte, das war bereits mit 15 Jahren. Also haben die sich schon daran gewöhnt. Natürlich habe ich durchaus etwas Widerstand gekriegt, als ich mit 20 auf die Idee gekommen bin "Ich mach' mich selbständig". Aber mittlerweile funktioniert das, auch zu meiner Überraschung, wirklich phantastisch. Und ich kann mich nicht retten vor Arbeit.
NK: Nachdem sie nur noch ein Zimmer in ihrem Haus bewohnen und Du den Rest.
TW: Ja klar. Absolut (Lachen) Den Rest hab' ich belagert. Überall Bilder, Computer, alles Mögliche. Es zeigt sich eben, dass es wirklich funktioniert, und dass auch gut Geld rein kommt. Auch durch die Comics. Da haben die [Eltern] mittlerweile kein Problem mehr mit.

CRS: Und wie sieht es bei Dir aus? Ist es das Gleiche oder etwas anders?
NK: Meine Mutter ist da fürchterlich, weil die halt jedesmal, wenn was in der Zeitung steht zu den Nachbarn rennt und das zeigt. Also, die ist wirklich so.
TW: Meine Mutter lästert dann immer nur: "Wie siehst Du denn auf dem Foto wieder aus? Kannst Du nicht mal was anständiges sagen?"Niki
NK: Ja genau!
CRS: Aber Ihr geht damit ganz locker um. Für euch ist das nicht so "WIR - in der Zeitung" und meine Mutter...
TW: Nee, es ist manchmal eher unangenehm im Sinne von "Es ist sehr seltsam". Wenn man irgendwas erzählt, das hört sich vielleicht noch ganz o.k. an, aber wenn es dann so im Frage-Antwort-Stil gedruckt ist und man liest den ganzen Scheiß, den man von sich gegeben hat, ist es manchmal schon ein seltsames Gefühl, wenn z.B. irgendwelche Übertreibungen kommen wie: "Ich kenn' den Nikki seit 100 Jahren", das kann man so dahin sagen, aber wenn das dann in einem Interview steht...
Zum Beispiel dann als Titel ein Zitat. In dem letzten Artikel, den ich über mich gelesen habe stand als Titel in Anführungsstrichen "Ich habe mir nie etwas sagen lassen." Da denke ich: Nein!!
CRS: Die Historie eines Underdogs?
TW: Jawoll!
CRS: Das paßt ja dann wieder zu den Zeichnungen oder zu den Geschichten an sich. Ist das jetzt so das, was Ihr erlebt habt? So nach dem Motte: "Wir machen jetzt was Trashiges - ganz hartes und dann noch mit Drogen und Zukunft und dann irgendwie Das noch dabei und Killen... können wir die Da auf der nächsten Seite nicht auch noch killen? Oh, komm, laß den da noch runterstürzen" oder ist das mehr nach: "Das wollten wir machen"?
TW: Wir haben da schon unsere Interessen, absolut. Also, comicmäßig machen wir auch keine Auftragsarbeit, sondern 100%ig was uns interessiert.
NK: Aber ich würde nicht sagen, dass das jetzt autobiographisch ist. Was wirklich zum größten Teil autobiographisch ist, das ist "Lula & Yankee". Ich weiß nicht, ob Du das kennst? Das ist so eine Schwarz-Weiß-Serie, die wir gemacht haben bei comicplus, über so ein Pärchen halt. Das sind halt wirklich nur so nette kleine Alltagsgeschichten. Da ist es halt so, dass das ganze Feeling von dem Comic eigentlich auch unser Lebensgefühl ist. So gehe ich z.B. auch unheimlich gern weg, in Technoclubs usw. Und auch diese Trennung, die in der Stadt ist zwischen den Technomusik-Anhängern und den Gitarrenmusik-Anhängern, das spiegelt sich...
TW: ...das war'n Kompromiß! Er ist der Anhänger der Elektronischen Musik und ich liebe laute Gitarren.
CRS: Sind die Leute, die dann zu solchen Gruppierungen gehören, an Euch ran getreten und haben gesagt: "Da hättest Du den aber auch anders zeichnen müssen" und ähnliche Änderungsvorschläge gemacht?
TW: Nö, überhaupt nicht.
CRS: Kein Kontakt zu den Fans?
TW: Schon, aber die haben uns bisher nie irgendwas gesagt, da wäre nicht authentisch, oder so was. Ich glaube, dafür kennen wir die Szene zu gut.
NK: Es ist sicher nicht so, dass wir von Außen über etwas reden, was wir nicht kennen.
TW: Es ist selbstverständlich einfach, wir laufen alle so rum. Und unsere ganzen Kumpels sehen so aus, also können wir die Leute auch zeichnen oder beschreiben. Ist überhaupt kein Problem.

CRS: Gehen wir noch mal in den Comic [XCT] rein. Was mich wirklich interessiert ist die Technik mit den Unschärfen und den sonstigen Effekten. Es ist ja nicht nur die Zeichnung an sich, sondern noch eine Menge drum herum, was manche vielleicht nicht direkt erkennen, dass das moderne Drucktechnik ist.
Habt ihr da Einfluß drauf oder habt ihr gesagt "Wenn wir den Effekt da noch rein kriegen könnten... habt ihr da was für uns?" oder machst Du das am Computer selber?
TW: Also, ich bereite die ganzen Daten so vor, wie's gedruckt wird. Die müssen das wirklich nur noch drucken. Wir haben auch Andrucke machen lassen, aber nur um die Farben zu testen, wie's einfach rüber kommt. Es ist halt ein Unterschied, wie man etwas am Bildschirm sieht, nach der digitalen Bearbeitung oder wie's beim Druck dann raus kommt. Das war eine ewige Kette von Bildschirm-Kallibrieren und alles. Ich arbeite sehr gut mit einer Digitaldruckerei zusammen und das hat schon sehr gut funktioniert. Also, wir haben denen druckfertig die Daten geliefert.
NK: Ich glaub' aber, dass beim 1. Band, wenn ich mich richtig erinnere, die Druckerei erstmalig ein neues Druckverfahren ausprobiert hat. Das hat Carlsen uns gesagt. Das hat mich dann umgehauen. Ich hätte nie gedacht, dass das so eine gute Qualität hat.
CRS: Könnt Ihr uns sagen, was ihr als nächstes machen werdet. So was in der Art von XCT wieder, oder ist das geheim?
TW: Vom Stil her wird's auf jeden Fall 'ne Weiterführung von XCT sein. Was ich vor hab' ist mehr digitaler Einsatz, aber so, dass man ihn immer weniger sieht. Ich mag einfach keine Comics die völlig digital aussehen. Der Experte wird's immer sehen, aber es wird in diese Richtung gehen.
Was man noch sagen kann ist, dass es vermutlich für DC sein wird, für die USA. Es ist ein schlechter Zeitpunkt um danach zu fragen, weil noch nix spruchreif ist. Das passiert jetzt alles in den nächsten paar Wochen.
Timo
CRS: Ich werde jetzt sofort bei DC anrufen!
TW: Ja genau. Wir schicken Euch ne Mail, sobald der Vertrag steht.
Vorbereitungen laufen unter anderem für ein Projekt mit Dark Horse, eventuell!
CRS: Für alte Serien, oder eine Serie von Euch? Bearbeitet Ihr eine alte Serie nach?
TW: Von DC aus war eigentlich der Gedanke, dass wir eine neue Serie anfangen. Also komplett neu.
CRS: Bei Vertigo?
TW: Ja. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich da gleich mit was eigenem völlig in die Nesseln setzen möchte. Deswegen kriegen wir vielleicht auch irgendeinen Charakter zur Bearbeitung.
Was anderes, was passieren könnte, wenn wir mal dazu kommen sollten, wäre mit Kodansha [einer der drei größten Verlage] in Japan. Die sind im Mai [1997] auf uns zugekommen und haben gesagt "Wir wollen ein Projekt mit Euch machen! Stellt uns was vor!" aber bislang hat uns einfach die Zeit gefehlt.
NK: Das wird dann wirklich ein Abenteuer werden. Mit Japan. Wir haben da Sachen gehört, wie das ist mit japanischen Verlagen. Das wäre wirklich sehr interessant.
TW: Beides wäre in erster Linie für den japanischen bzw. den amerikanischen Markt. Das ist natürlich faszinierend.
CRS: Kommt da jetzt noch mehr? Das nimmt ja Ausmaße an... von damals. Ich weiß nicht, wann Ihr angefangen habt', vor wieviel Jahren?
TW: Das erste Album erschien '93.
CRS: Bis jetzt sind das rund 5 Jahre...
TW: ...mit 2 1/2 Jahren Pause mittendrin, wo gar nichts lief!
CRS: Auch das noch! Wundert Euch das nicht irgendwie selber?
TW: Ja, klar, natürlich. Vor allem, als wir XCT angefangen haben, dachten wir: "So, jetzt haben wir die Möglichkeit was für Carlsen zu machen, also nutzen wir das!" Ich wollte eigentlich keinen Comic mehr machen, vor allem nicht so aufwendig. Dann hab ich gesagt: "O.k., Carlsen, machen wir schon" und seitdem hat mich das Ganze wirklich überrollt. Seit der erste XCT-Band erschienen ist, im Februar 97, habe ich insgesamt maximal 3 bis 4 Tage gehabt, wo ich nicht mit XCT konfrontiert wurde, wegen Interviews, wegen signieren, wegen irgendwas, was zu erledigen war, wegen Folgeprojekten. Es hat mich wirklich überrannt.Cover: Aaron und Baruch
CRS: Seid Ihr jetzt die deutschen Comic-Wunderkinder. Werdet Ihr als solche bezeichnet.

Das tolle ist: Gerade als ich mit 15 das erste Mal wo veröffentlicht habe
hieß es: "Wow, 15 Jahre alt, super, Sensation!" Als 1993, mit 19, Aaron
und Baruch [Splitter [1]]
erschienen: "Boah, so Jung".
Jetzt XCT: "Boah, so jung!" ich kenn's langsam. Und mit 60 dann immer noch "Die Shooting-Stars".
CRS: Aber Ihr fühlt Euch nicht als die ewigen Talente?
NK: Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn jemand mir mal die Erklärung geben könnte, was denn da mit uns passiert.
TW: Ich habe auch keine Lust, kein Interesse irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. Ich mach das, was ich mach und ich versuch's so gut wie möglich zu machen.
CRS: Also besteht die Gefahr nicht, dass Ihr jetzt irgendwie verheizt werdet? So drei Jahre noch, und dann Schluß?
TW: Ich sehe auch keine Gefahr von Ausbrennen oder einer kreativen Sperre. Je mehr wir machen, desto mehr Ideen haben wir für weitere Projekte.

CRS: Jetzt sitzt man sehr lange an so einem Comic. Ein Jahr an der Story, ein Jahr an der Umsetzung. Steht das in irgendeiner Relation zum finanziellen Ergebnis. Andere verdienen ein paar tausend Mark im Monat, ihr kriegt eine Pauschale oder bekommt Prozente vom Verkauf. Ist das eine Perspektive, jetzt noch was in Amerika, dann noch was in Japan, dann kommt was zusammen und Ihr könnt Euch eine Villa in Monaco kaufen?
NK: Das klingt vielleicht unehrlich, aber es ist wirklich wahr: An Geld
habe ich bisher überhaupt nicht gedacht, weil's eben so wenig ist. Es ist
wirklich so wenig, dass es vollkommen unwichtig ist. Es ist einfach toll,
etwas rauszubringen. Ich liebe das total mir diese beiden Bände anzuschauen
und zu sagen: "Das hab' ich gemacht. Das ist so wunderbar gedruckt worden, das
ist veröffentlicht worden." Wir hatten die Möglichkeit ganz tolle
Menschen kennenzulernen. Wir haben Cam
Kennedy
kennengelernt, das ist ein unglaublicher Held von uns. Der zeichnet
Boba Fett, der war schon auf der Skywalker-Ranch bei George Lucas.
CRS: Habt' Ihr den in Erlangen getroffen?
NK: Ja, ja und in Hamburg wieder. Wir haben Dave McKean [2] kennengelernt, die Pinis [3]...
TW: Wir haben auch sehr gute Kontakte jetzt, haben über gemeinsame Projekte gesprochen und die haben uns auch sehr viel ermöglicht. Cam hat z.B. das Ganze mit DC ermöglicht, Hat gesagt: "Ich ruf da 'n paar Leute an." Und zwei Tage später hat's Telefon bei uns geklingelt und das war echt klasse.
Ich sehe das Ganze mehr als Investition. Momentan kann ich's mir einfach leisten, Comics zu machen. Sprich: Ich nehme mir 5 Wochen, 5 Monate frei und verdiene halt nur das, was ich daran verdiene, weniger als sonst. Das ist halt mein Urlaub.
Das ist halt so eine Image-Broschüre, dieser Comic, der einige 1000fach in Deutschland herum liegt und daraufhin kommen dann auch wieder gut oder normal bezahlte Jobs. Es ist schon so oft passiert, dass irgendwelche Leute anrufen: "Ja, ich hab den Comic gesehen, ich brauche ein Cover, einen Flyer, weiß der Kuckuck was!" Halt so in dem Stil.Cover: XCT2
CRS: Was für Geschichten schweben Euch für die Zukunft vor?
NK: Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass es immer in Richtung Action gehen wird, weil es mich sehr interessiert, da noch was raus zu holen, weil ich denke, das geht auch und weil man sehr viel intelligente Sachen mit Action machen kann. Ich bin da immer empört und entsetzt, wenn Leute das über einen Kamm scheren. Zum Beispiel Terminator ist ein unglaublich guter Film, sehr intelligent, in die Richtung möchte ich weitermachen. Progressive Action Comics. Was zunehmen wird, von den Stories her, sind sehr dunkle Einflüsse, und sehr, sehr kranke auch.
CRS: Habt ihr da Probleme mit der Zensur? Muß man Gewalt sehen um sie zeichnen zu können. Hier wird einer gequält, da wird einem der Kopf weg geschossen. Muß man da selbst krank sein im Hirn um so was zu zeichnen?
TW: Nein, überhaupt nicht. Ich mag auch keine Gewalt um ihrer selbst willen. Es muß wirklich gut von der Story vorausgesetzt sein, dass wir das machen. Ich möchte es auch nicht blutrünstig darstellen das Ganze, davon sind wir weit entfernt.
NK: Man muß da auch wirklich differenzieren. Wir sind wirklich mit Fernsehen aufgewachsen und ich glaube, dass Gewalt selbst auch irgendwie ein Zeichen geworden ist oder eine Ikone geworden ist, die man einfach verwendet. Und das läßt jetzt nicht auf irgendwelche anderen Sachen schließen oder dass es dazu führt, dass Leute, die bestimmte Filme sehen oder bestimmte Comics lesen die Kettensäge aus dem Schrank holen und dann in die Fußgängerzone gehen.
CRS: Grundsätzlich ist es von der Reaktion der Leute so - auch in
Deutschland sind ja einige Sachen verboten, man darf dies nicht, und das nicht
- hat man euch bei Carlsen [4]
gebrieft, oder sagte man, nachdem du 48 Seiten gezeichnet hast: "Das muß
raus, und das auch!"?
TW: Das war total klasse, weil die haben von vornherein gesagt: Fangt bloß nicht an zu zensieren, wenn's irgendwas auszusetzen gibt, dann sagen wir es euch.
NK: Es ging halt darum zu verhindern, dass das Ding unterm Ladentisch verkauft werden muß, oder nur gegen Altersnachweis. Und da gab's halt Sachen, die ich auch nicht wußte, dass man z.B. keine primären Geschlechtsteile im erregten Zustand zeigen darf.

CRS: Wie im Fernsehen! Das ist, im Grunde genommen, auch die schöne Seite daran. Vielleicht liegt's ja auch daran, dass ihr sagt: ein bißchen Action, 90er Jahre, Gewalt und schnell, schmerzlos äh schmerzvoll. Vielleicht ist DAS das Geheimnis eures Erfolges, wenn ihr überhaupt eins habt.
TW: Wir denken überhaupt nicht drüber nach, wir machen das was uns gefällt und haben das Glück, dass wir überall veröffentlichen dürfen, wir haben viel mehr Möglichkeiten als wir Zeit haben das alles umzusetzen. Es ist nicht so: "O.k., was könnten wir machen oder was wäre interessant", sondern nur, was interessiert uns, was ham wir jetzt Bock.
CRS: Wie reagieren die Fans? Sitzen dann, wie hier, 10 Leute in einer Reihe und warten auf ihre Zeichnungen von XCT und ihr sitzt halt da: Mal mir doch mal...
NK: Einen Batman...
CRS: Batman? Also nicht unbedingt eure Sachen?
NK: Am ersten Tag war ungefähr 7 oder 8 Batmans.
TW: Es ist unglaublich, wie viele Batmans [5]
ich zeichnen muß. Das Problem ist, wenn man einmal anfängt, kriegt
man das nie wieder los. Das war klasse, in Hamburg, als Dave McKean da war,
der mittlerweile ziemlichen Abstand nimmt von seinen Batmansachen, der grinst
dann fett, als ich wieder Batman zeichnen muß und meint: "Fang nie damit
an! Du wirst ihn nie wieder los!"
CRS: Das war's dann mal. Es sei denn ihr wollt noch eine wichtige Parole loswerden.
NK: Bitte laßt uns meine Mutter grüßen. Kauft unsere Alben!
CRS: Das ist doch ein schönes Schlußwort! Vielen Dank! 
Das Interview wurde geführt von mg [6], Bilder von aks [7].Timo
Weiterführende Links:
Mehr über Timo
Würz
.
Rezension "XCT 2 [8]".
Wir bedanken uns beim Münchner Comicfest für die Interview-Möglichkeit.

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