Comic Radio Show

Hermann Huppen im Gespräch

Interviews / Politik & Geschichte
geschrieben von emha am 06.04.2008, 00:00 Uhr

HHH – Der (H)ammer! (H)ermann in (H)annover

auf der Comic Messe 2008
Hermann Huppen [1] Das ich das noch erleben darf! Einer meiner Lieblings-Comic-Autoren in Hannover! Dank des sehr umtriebigen Einsatzes von Eckard Schott von Salleck Publications und von COMIX Hannover erlebten die Fans in der niedersächsische Landeshauptstadt eines der eher seltenen Comic-Highlights im Norden.

Für diejenigen, die noch nie etwas von Hermann gehört haben: Hermann Huppen (Jahrgang 1938) ist ein belgischer Comic-Autor, der in der Comic-Szene unter seinem Vornamen Hermann bekannt ist.
1964 schrieb und zeichnete er seinen ersten Comic für die Zeitschrift Spirou.

Hermann Huppen

Als der bekannte Szenarist GREG von 1966 an die Position des Chefredakteurs beim Comic - Magazin Tintin übernahm, brachte er frischen Wind in die Seiten des Heftes.

Hermann Huppen

In dieser Zeit kreierte er einige seiner berühmtesten Serien, von denen zwei Serien von Hermann, damals noch ein sehr junger und aufstrebender Zeichner, in Bilder umgesetzt wurden: ‚Bernard Prince’ (ab 1966, dt. Andy Morgan) und ab 1969 ‚Comanche’.


Ab 1977 schrieb Hermann auch eigene Szenarien und realisierte die sehr erfolgreiche, bis heute erscheinende Serie „Jeremiah“. 1983 kam noch die im Mittelalter angesiedelte Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu.
Die bekanntesten Werke des Zeichners und Szenaristen sind dann auch Comanche, Andy Morgan, Jeremiah und Die Türme von Bos-Maury. Neben den Serien entstanden diverse Einzelbände. Nicht selten arbeitet Hermann mit seinem Sohn Yves Huppen zusammen, der dem berühmten Vater schon mehrere Szenarien geliefert hat.
Viele Comic-Bände von Hermann sind in Deutschland bei Kult Editionen erschienen. Ein Blick auf die Kult-Homepage [2] lohnt sich:
Dazu zählen:
Hermann: Afrika [3]
Afrika [4]
Auf Draculas Spuren
Bluthochzeit
Blutsbande [5]
Bos-Maury
Caatinga
Comanche [6]
The Girl From Ipanema [7]
Hermann: The Girl from Ipanema
Jeremiah [8]
Manhattan Beach
Sarajevo Tango [9]
Der Tod von Wild Bill
Zhong Guo

Der berühmte Comic-Gast war überaus gut drauf und zeigte sich sehr Kontaktfreudig. Jeder, aber auch wirklich jeder seiner Fans bekam von Hermann seine Wunschzeichnung. Hermann zeichnete nicht nur seine aktuellen Helden, sondern war auch gerne bereit die Klassiker wie Red Dust, Barney Jordan oder Andy Morgan zu Papier zu bringen. Auch außergewöhnliche Wünsche, etwa erotische Darstellungen von den Helden, wurden erfüllt. Natürlich erst bei entsprechendem Altersnachweis :-) !
Hermann Huppen
Zudem hatte Eckard Schott sehr sehr schöne Originalzeichnungen von Hermanns berühmten Helden wie Jeremiah, Red Dust und Andy Morgan dabei. Ein Traum!
Und natürlich gab es auch kleine und große Drucke z. B. von Jeremiah oder Kurdy zu kaufen. Wer also nicht da war: selber schuld!

Da es sich bei der Veranstaltung aber vor allem auch um eine Comic Messe handelte, gab es im Freizeit-Zentrum Döhren mehrere Händlerstände, die ein umfangreiches Comic-Angebot (Alben, Figuren, u. a.) dabei hatten.

Stöbern lohnte sich also und so konnte ich natürlich an dem einen oder anderen Band nicht vorbei.
In der Mittagspause gab es dann ganz überraschend für mich die Gelegenheit, zusammen mit Hermann und Katinka Kornacker von COMIX Hannover (vielen Dank nochmals an Katinka!), den nahe gelegenen Griechen aufzusuchen. Das war nicht nur sehr schmackhaft sondern auch sehr interessant. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, mit einem der Großen des Comic-Geschäfts in Ruhe über Comics und die Welt zu sprechen.
Hermann Huppen
Ob der überraschenden Gelegenheit nutzte ich die Zeit, um Hermann einige Fragen zu stellen, die der Autor auch gerne beantwortete:

Michael Hüster: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihr Leben noch mal neu zu beginnen, würden Sie wieder Zeichner werden wollen oder hätten Sie etwas ganz anderes gemacht?

Hermann: Gute Frage. Ich glaube, ich würde gar nicht mehr eine neue Chance haben wollen. Das Leben war hart genug. Die eine Möglichkeit, etwas aus meinem Leben zu machen hat mir voll und ganz gereicht. (Lacht)
Nein, mal im Ernst. Was soll ich mich beklagen. Das Leben hat es eigentlich doch ganz gut mit mir gemeint. Ich habe einen sehr annehmbaren Lebensstandard entwickelt und es geht mir gut. Sollten meine Alben mal nicht mehr so gut laufen, hätte ich die Möglichkeit, Originalseiten zu Geld zu machen oder was auch immer. Die Antwort ist also nein. Vermutlich hätte ich es wieder so gemacht. Ich bin mein eigener Chef, und das ist viel wert.
Hermann Huppen

Michael Hüster: Gibt es ein neues Projekt mit Ihrem Sohn Yves?

Hermann: Es ist inzwischen schon mehr als ein Projekt. Das Ganze wird eine zweiteilige Piratengeschichte und das erste Album sowie mehrere Seiten des zweiten Albums habe ich schon gezeichnet. [10] Es war mir daran gelegen, beide Bände möglichst durchgehend in einem Rutsch zu zeichnen, denn natürlich habe ich zurzeit reichlich Dokumentationsmaterial für die Alben auf dem Tisch liegen. Sie werden es nicht glauben, aber das Zeichnen von Schiffen stellt an mich eine echte Herausforderung dar. Eine große Hilfe für mich waren sehr gute Dokumentationen über Schiffe von Patrice Pellerin (Der Schrei des Falken). Die Bände werden bereits in diesem Jahr, etwa im Herbst, erscheinen.


Michael Hüster: Wann und wo werden die Bände in Deutschland veröffentlicht?

Hermann: Das steht noch nicht genau fest. Ich denke, dass diese wieder, wie auch viele meiner anderen Comic-Alben, bei Kult-Editionen publiziert werden.

Hermann Huppen

Michael Hüster: Können Sie sich noch an Ihre Koralle-ZACK-Zeit erinnern?

Hermann: (Schmunzeld) Ja. Natürlich! Das war eine sehr schöne Zeit damals da oben in Hamburg. Vor allem Ralf Kläsener, Gigi Spina und Gisela Prüfer habe ich noch gut in Erinnerung. Die haben mich gleich nach St. Pauli geschleppt, diese sündige Meile in Hamburg, und sagten zu mir: Mach was du willst, geht alles auf Kosten des Hauses. Ich frage mich noch heute, warum ich dieses großzügige Angebot damals nicht genutzt habe … (lacht)

ZACK hat ja damals mit einer an sich genialen Idee versucht, den europäischen Comic-Markt zu erobern. Einer der wichtigsten Figuren war damals de Kesel. De Kesel hatte hervorragende Verbindungen zu den großen Verlagshäusern wie Dargaud, Lombard und Dupuis. Die Grundidee war, alle Rechte an diversen Serien auf einen Verlag (Koralle) zu konzentrieren und dann zentral durch verschiedene Magazine wie Wham, SuperAS und eben ZACK in mehreren Ländern zu vermarkten.
Ich denke, an dem Projekt waren einfach zu viele Leute beteiligt. Und natürlich wurden damals auch sehr hohe Seitenpreise an die Comic-Szenaristen und Comic-Zeichner gezahlt. Da wurde damals eine Unmenge Geld verbrannt!

Michael Hüster: Es hält sich das hartnäckige Gerücht, dass Sie einen neuen Comanche-Band zeichnen werden. Ist da was dran?

Hermann: Darauf wurde ich erstaunlicher Weise schon mehrfach angesprochen. Ich kann jedoch versichern, dass an dem Gerücht nichts dran ist. Comanche ist zumindest für mich Geschichte, und dabei wird es auch bleiben!
Hermann Huppen
Michael Hüster: Hätten Sie mal wieder Lust, mit Jean van Hamme nach „Bluthochzeit“ ein weiteres gemeinsames Album zu gestalten?

Hermann: Das wäre zumindest für das Geschäft sehr gut. Wenn man Albenzahlen jenseits der Hunderttausend verkaufen will, dann wäre es sicher nicht schlecht, mit van Hamme zusammenzuarbeiten. Ich mache aber auch ganz gerne meine eigenen Geschichten!


Michael Hüster: Sehen Sie Unterschiede im geschäftlichen Umgang zwischen Verlagen und Autoren in Deutschland bzw. Frankreich/Belgien?
Hermann Huppen
Hermann: Sagen wir mal so. Bei den Franzosen/Belgiern gehst du erstmal zusammen essen. Du unterhältst dich nett, trinkst was und verbringst den Abend zusammen. Irgendwann merkst du: Oh, ist ja schon ganz schön spät. Lassen wir dass mit den Verhandlungen und verschieben wir es auf den nächsten Tag. Dann triffst du dich am nächsten Tag, besprichst die Konditionen und unterschreibst den Vertrag.
Die Deutschen sind da (meist) anders. Zunächst mal kommt das Geschäftliche. Du triffst dich im Büro, besprichst die Konditionen, machst den Vertrag und dann geht’s zum Essen.

Michael Hüster: Ich bin positiv von Ihrer doch sehr offenen Art überrascht. Das ist nicht bei allen Ihrer Kollegen so...
Hermann Huppen
Hermann: Tja, was soll ich machen. Ich bin keiner von denen, die durch die Gegend kokettieren, sich irgendwo in die Ecke setzten und sagen: Nun lasst mich mal alle in Ruhe! Von diesen Kollegen gibt es auch einige, die sind nicht nur Stars, die verhalten sich auch so, wenngleich sie in der Minderheit sind. Ich nehme das Leben wie es kommt und ich mag den Austausch. Das macht ja auch mir Spaß, andere Leute kennen zu lernen und andere Meinungen zu hören.

Und das merkte man dem Autor auch an. Es folgten noch diverse Gespräche über Urlaub, Comic-Themen, die Auswüchse von Modern Arts und anderes. Ein schöner Tag im Zeichen der Comics!

Und wer Lust und Zeit hat, der sollte auch mal bei COMIX vorbeischauen, der ultimativen Comic-Buchhandlung in Hannovers Innenstadt! Bereits seit fünf Jahren findet der Fan in der Goseriede 10 Hannovers größte Auswahl an Comics jeglicher Art. Aber es gibt auch andere Literatur,Trading-Card-Games, Action-Figuren, Animes, Poster, Postkarten und vieles mehr.

Hermann Huppen www.comix-hannover.de [11]

© Abbildungen: Kult Editionen, Hermann, Michael Hüster


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