Comic Radio Show

Will Eisner

Comic-Macher / Kunst
geschrieben von stephan am 29.10.2001, 11:29 Uhr

The Spirit of Comics


Cover: Spirit, the new Adventures
Es ist sehr schwierig das Leben und die Arbeit von Will Eisner in ein paar kurzen Absätzen zusammenzufassen. Seinen Leistungen für den Comic kann man eigentlich nicht genug Raum geben, aber hier habe ich leider nicht unendlich viel davon.

Wo also anfangen? Am besten ganz vorne! Geboren am 6.3.1917 in N.Y. City begann
er schon in der High School mit ersten Veröffentlichungen, z.T. in der
Schulzeitung, aber auch in eigener Regie. Nach verschiedene Jobs (u.a. in der
Werbeindustrie) landete er bei "WOW! What a Magazine!", wo er nicht nur einige
seiner Comics herausbringen konnte, sondern wo er Samuel Iger kennenlernte,
mit dem er bald ein eigenes Studio zur Fließbandproduktion von Comics
Books gründete. Dabei war vor allem der Gedanke neu Originalmaterial zu
veröffentlichen, dass vorher noch nicht in den Tageszeitungen erschienen
war. Zu den Mitarbeitern des damals erst neunzehnjährigen Eisner gehörten
dabei so interessante Leute wie Bob Kane [1]
oder Jack Kirby, die beide ebenfalls großen Einfluß auf die Entwicklung
des amerikanischen Comics genommen haben. Zu den Werken dieser Zeit zählen
vor allem "Falken der Meere" (Comicothek 1991/1992, 2 Bände), aber auch
"Scrappy", "Blackhawk" oder "Sports Shorts", aber noch eine Unzahl anderer Projekte.
 
1939 bedeute für Will Eisner einen Wechsel: Er trennte sich von seinem
Partner um für den Verleger Everett Arnold eine Sonntagsbeilage mit Comics
zu produzieren. Auch hier sorgte Eisner für etwas Neues: Üblicherweise gehörten die Rechte an Zeitungsstrips den Syndikaten, aber Eisner gelang es sich die Rechte an seinen Arbeiten und damit (bei einer Auflage von bis zu 5 Millionen wöchentlich) auch einen regelmäßigen Profit zu sichern. In dieser Sonntagsbeilage erblickt auch Eisners bekannteste Kreation "Spirit [2]" (Carlsen/Feest) das Licht der Comic-Welt und die Beilage wurde schnell unter dem Namen Spirit-Section bekannt.

Während seiner Militärzeit 1942-1945 arbeitete er für verschiedene Magazine der Armee. Danach widmete er sich erneut dem "Spirit", der während seiner Abwesenheit weiter erschienen war. Sechs Jahre lang widmete er sich noch seiner bekannten Figur, bevor er die Lust verlor und die Geschichten an Jules Feiffer abgab. Was die Geschichten rund um Spirit ausgezeichnet hatte waren vor allem Eisners Erzähltechniken, die häufig vom Kino inspiriert waren. Weiter bemerkenswert waren die Splash-Pages, in denen der Name Spirit auf immer wieder neue und faszinierende Art integriert wurde.Cover: Comics & Sequential Art
Mit seiner neu gegründeten Firma American Visuals produzierte er Arbeiten für die Wirtschaft und die Regierung, u.a. "Job Scene" für das Arbeitsministerium, "Hoods Up" für die Fram Oil Filter Company oder PS Magazine für die Army. In den siebziger Jahre gründete er Poorhouse Press, wo er seine Reihe satirische "Gleeful-Guide" herausbrachte. Parallel zu seiner Arbeit als Dozent an der School Of Visual Arts in N.Y. erlebte der "Spirit" eine Wiederauferstehung. Der Verleger Denis Kitchen begann mit Nachdruck alter Spiritgeschichten und Eisner ergänzte die Hefte mit neuem Material, z.T. Spirit-Material, aber auch eine Menge Kurzgeschichten und Vorabdrucke seiner Graphic Novels. Außerdem erschienen in dieser Reihe die ersten von Eisners Essays über Comics und Sequential Art, deren Gesamtausgabe zu einem Standardwerk über Comics geworden ist. 
Ende der Siebziger beschäftigte sich Will Eisner verstärkt den Graphic Novels und dabei vor allem dem Thema "Stadt" in all ihren Erscheinungsformen. Die erste ,"Ein Vertrag mit Gott" (Zweitausendeins 1980), erschien 1978, was in den USA allerdings erst in seiner Neuauflage einige Jahre später erfolgreich wurde. Es folgten "Signale aus einer anderen Welt" (Carlsen 1983), "New York, The Big City" (1986), "The Dreamer" (1986) und "City People Notebook" (Feest 1989). 1991 folgte dann das sehr autobiographische Werk "Zum Herzen des Sturms" (Feest 1992, 2 Bände), das sich u.a. sehr stark mit dem Antisemitismus aussetzt, dem Eisner und seine Familie häufig ausgesetzt waren.Cover: Dropsie Ave.
In der nächsten Graphic Novel "Unsichtbare Menschen - Invisible People" (Feest 1993) beschäftigt er sich auf eindrucksvolle Weise mit den Randfiguren der Gesellschaft. Man hat das Gefühl, das er mit ihnen gelebt hat und tatsächliche Menschen und Schicksale beschreibt. Ebenso faszinierend ist "South Bronx, Dropsie Avenue" (Feest 1994). Mit erstaunlicher Leichtigkeit und Realitätsnähe beschreibt er auf 170 Seiten die Geschichte der titelgebenden Straße, beginnend im Jahre 1870. Auch heute noch schreibt Will Eisner Graphic Novels, die bisher letzte mit dem Titel "Family Matters" erschien im September in den USA. 
Übrigens lebt auch der Spirit wieder: Seit einigen Monaten werden von Kitchen
Sink Press "New Adventures Of The Spirit" veröffentlicht. In dieser Serie
dürfen Zeichner und Texter ihre Version des Spirit zu Papier bringen. Bisher
waren dabei so bekannte Namen wie Alan
Moore
, Moebius [3], Neil Gaiman [4] oder Dave Gibbons. (svl [5])

Quelle: Lexikon der Comics

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