Comic Radio Show

Memme Fatale

Rezensionen / Humor/Cartoons
geschrieben von M.Behringer am 30.10.2011, 00:00 Uhr

Pointierte und autobiographische Satire

Jamiri - Memme Fatale [1]'Femme Fatale' ist französisch und meint die verführerische, aber mit Fallstricken versehene Frau aus dem Film Noir, die den Anti-Helden zum Verhängnis wird. Eine 'Memme' bedeutet laut Duden eine 'abwertende' Beschreibung für 'Feigling'. Demnach wäre eine 'Memme Fatale' – so der Titel von Jamiris neuem Album – ein verlockender, aber verheerender Feigling. Das passt perfekt zur selbstreflexiven und damit kokettierenden Darstellung von Jan Michael Richter alias Jamiri. Mit 'Memme Fatale' liegt inzwischen sein 13. Band vor – und er gibt sich darin kein bisschen müde.

Auch diesmal thematisiert Jamiri wieder sein Alltagsleben und fügt den autobiographischen Erlebnissen erdachte Details und Ausschmückungen hinzu. Wieder dabei sind natürlich Beate, der weißbärtige Gott und Space-Jamiri. Der Autor erzählt seine messerscharfen Alltagsbeobachtungen meist in einseitigen Episoden. Die scharfsinnigen, absurden, zynischen, selbstreflexiven, selbstkritischen, lakonischen, egomanischen, cleveren und einsichtigen Episoden lösen sich in der Regel in einer zündenden Pointe auf.
Jamiri - Memme Fatale
Inhaltlich geht oft um die unmittelbare Lebenswelt des Autors: Müll, Leserbriefe, Familie, Philosophie, Wissenschaft, Sex, Alkohol usw. Jamiri thematisiert und reflektiert oft die Nutzung medialer Kommunikationsangebote und technischer Geräte auf kritische Weise. Er provoziert bewusst durch Übertreibung und antwortet auch mal scharf auf Leserbriefe. Jamiri unterhält sich mit Gott, indem er ihm die stichhaltige Religionskritik der Philosophie aufbereitet oder inszeniert sich als Held mit schweren Schusswaffen oder inmitten von leichtbekleideten Frauen mit üppigen Brustumfang.
Jamiri - Memme Fatale
Die Zeichnungen entstehen auf der Basis von Fotografien, deren Konturen Jamiri nachzieht und koloriert. Der Künstler verwendet dafür mit dem Grafiktablett Cintiq, einem interaktiven Stift-Display. Digitale Fotos bilden hier die Grundlage für die Konturen und die verwendete Farbpalette. Auf diese Weise entsteht eine Mischung aus Comic und digitaler Computerästhetik. Die Seitenarchitektur besteht oft aus gleich großen, drei bis vier seitenbreiten Panels. Das unterstützt meines Erachtens die Pointierung, die durch diesen Rhythmus verstärkt wird.
Jamiri - Memme Fatale
'Memme Fatale' ist thematisch vielseitig und auf unterhaltsame Weise analytisch. Sozialkritik wird in pointierte Beobachtungen und innovative Bilder gepackt. Jamiri wie einst Harvey Pekar sich selbst und sein Alter Ego zum Helden und seinen Alltag zur Comicserie. Fatal ist jedenfalls nur der Angriff auf die Lachmuskeln. Seine Comicstrips erscheinen regelmäßig bei Spiegel-Online und in der Unicum.
Memme Fatale von Jamiri Hardcover, 48 Seiten Edition 52, 2011
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Memme Fatale kann man auch gerne hier kaufen. [2]
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Jan-Michael Richter 2011



Und als Bonus hier ein sehr kurzes und dann ein längeres Interview mit Jamiri:
Kurzinterview zu Memme Fatale [3]

und hier das große Interview:

Interview mit Jamiri [4]


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