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ASH – Austrian Superheroes 1-6

Rezensionen / Superhelden
geschrieben von StefanS am 27.04.2017, 22:22 Uhr

Im besten Sinne massentauglich


Ash - Austrian Super Heroes [1]Eine nicht unwesentliche Funktion von Superhelden ist es Trost zu spenden, die Leser an Ideale zu erinnern und mit dynamischen Bildern und universellen Themen, wie dem Kampf Gut gegen Böse, zu unterhalten. Die ASH – Austrian Superheroes konnten dank Crowdfunding starten und haben es nach positivem Anklang bei Lesern, Kritikern und nicht zuletzt bei den Verkaufszahlen, sozusagen in die zweite Runde geschafft, ursprünglich auf vier Hefte ausgelegt, geht die Serie nun weiter, aktuell ist Heft 6 erschienen. ASH ist das Werk österreichischer Künstler (und schweizerischer und deutscher, wenn man die Variantcover berücksichtigt), welches zum Vorzeigeprojekt der deutschsprachigen Comics taugt: Hefte in der Qualität von Panini-Comics, dynamische Zeichnungen und spannende Geschichten, die zeitgemäß sind, stimmige Figuren, Lokalkolorit und beste Unterhaltung!

Die Hefte 1 bis 4 bilden eine in sich abgeschlossene Geschichte, dank des redaktionellen Teils und der von Marvel und Co. gewohnten Anmerkungen werden auch Neueinsteiger rasch in die Handlung hineinfinden. Erzählt wird, wie der Wiener Student Kurt Kogler, ein schlanker Brillen- und Sneakersträger in den Zwanzigern, zum Superhelden Captain Austria wird, eine Gruppe anderer Helden um sich schart, die sich die Wiener Wächter nennen. Ähnlich wie US-Vorbilder wie Die Gerechtigkeitsliga / Justice Liga und Die Rächer / Avengers stoßen neue Mitglieder hinzu, teils nur für eine gewisse Zeit. Zur bisherigen Urbesetzung gehören, neben dem Cap: der Bürokrat (eine Art Green Lantern), Lady Heumarkt (ähnelt Hulk) und Donauweibchen (erinnert teils an Susan Storm). In bester Marvel-Manier gibt es Figuren mit menschlichen Schwächen und zumindest Erklärungsversuche für Fähigkeiten wie das Fliegen können, dafür nutzt das Team nämlich einen Fluggürtel – solche liebevollen Details tun der Atmosphäre sehr gut! Ihr erstes Abenteuer führt die ASH in einen Kampf mit dem Basilisk, einem übergroßen Supermonster.

Ash - Austrian Super Heroes

Die Story ab Heft 5 greift Ereignisse aus den vorherigen Abenteuern auf und führt ein neues Mitglied, den Rathausmann nach Linz, wo er fremdbestimmt von Nanobots, von einem eigentlich friedlichen Helden zum zerstörerischen Monster wird.

Es gelingt den Machern sehr schnell eine echte Bindung zu den Figuren herzustellen, ihnen etwas von einer Familie oder Freunden zu geben statt von leeren Projektionsflächen wie es bei manchem, zu routinierten seelenlosem (Superhelden-)Comic der Fall ist. Auch wenn viele Zutaten bereits bestens von den großen Vorbildern von DC und Marvel bekannt sind, erschaffen Havas und die Zeichner daraus etwas erfrischend Neues. Es tut dem Comic gut, dass er keine Parodie ist, nicht mit aufgesetzt wirkenden und schlecht erzählten (politischen) Botschaften belehrt, sondern die Figuren und das Genre ernst nimmt. Zwar gab es in der Vergangenheit auch mal Auftritte von Spider-Man, Wolverine oder Batman in Europa, aber hier permanent in Österreich Abenteuer zu erleben hat einen besonderen Reiz und Unterhaltungswert.

Ash - Austrian Super Heroes

Manches an den ersten Heften wirkt noch etwas wie ein wahr gewordener Traum von Comic-Fans, die nun selbst einen Comic machen. Das bezieht sich nicht auf die Zeichnungen oder die sehr engagierte Vermarktung, denn die sind vorbildlich professionell, auch wenn Product Placement und das gegen Geld ins Heft hinein zeichnen lassen manchen irritieren dürfte – als Leser aber weniger störend als die massive Werbung in US-Mainstream-Comics. Die bisherigen Ausflüge in andere Teile Österreichs, etwa nach Linz oder in Heft 7 nach Tirol haben etwas von Tourismus-Werbung. Die Infotexte im Comic, etwa zu früheren Bürgermeistern und zur Bedeutung bestimmter Ausdrücke wirken wie ein öffentlich-rechtlicher Bildungsauftrag und somit etwas unlocker, sind freilich aber sehr nützlich für Nicht-Österreicher, denn in den Sprechblasen wird österreichischer Dialekt gesprochen. Die Würdigung von Gerhard Haderer und seinen Moff-Comics in Heft 6 ist höchst charmant, das würde man so offensichtlich aber eher nicht in einem Marvel-Comic finden, sondern etwas subtiler verpackt. Und im redaktionellen Teil sollte ruhig noch mehr über die Figuren als über das ASH-Team gesprochen werden. Störend ist nichts davon, sondern überaus sympathisch, besonders die schöne Splashpage gegen Ende des vierten Hefts, in dem die Macher der Comics einen Gastauftritt haben.

Ash - Austrian Super Heroes

Intelligente Unterhaltung mit gut dosiertem Humor, ein Team das nicht über das schwierige Comicgeschäft klagt, sondern mit Eigeninitiative, Können und Fleiß eine wunderbare Superheldenserie geschaffen hat, die sich auch ohne staatliche Fördermittel auf dem Markt behaupten wird – weitersagen und einfach mal die ASH lesen, es lohnt sich!

Wertung: 86 %

ASH – Austrian Superheroes
Text: Harald Havas
Zeichnungen: Thomas Aigelsreiter, Andi Paar, Frans Stummer, Isabelle Griessenberger, Leo Koller, Michael Liberatore u.v.m.
Heft je 36 Seiten, farbig
Extras: Redaktioneller Teil, Leserbriefe u.a.
2016 / 2017 Contentkaufmann, Wien je Heft 4,90 Euro

ASH – Austrian Superheroes Sammelband 1 (Enthält Hefte 1-4)
Text: Harald Havas
Zeichnungen: Thomas Aigelsreiter, Andi Paar, Frans Stummer, Isabelle Griessenberger, Leo Koller, Michael Liberatore u.v.m.
144 Seiten, Softcover, farbig
2016, Cross Cult, 16,90 Euro


ASH
(vlnr: Mahmud Asrar, Harald Havas, Thomas Aigelsreiter, Donauweibchen, Andi Paar, Lenny Grosskopf)

Abos, Leseproben, Shop, Statistenrolle im Comic, Variantcover [2]


Das große ASH-Interview mit Harald Havas [3]


(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: 2017 ASH – Austrian Superheroes

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