Comic Radio Show

DC Rebirth

Hintergründe / Superhelden
geschrieben von DerAndiH. am 19.04.2017, 00:09 Uhr

Ode an ein stimmiges Comicuniversum


"Es ist nicht wirklich eine Rezension über einen einzelnen Band, eher eine Art Kommentar zum ganzen 'Neustart'". von Andreas Hilmer
DC Rebirth [1] Vor fünf Jahren läutete der Event „Flashpoint“ bei DC Comics den Big Bang ein und mit „The New 52“ [2] begann eine neue Ära. Seit dem Event „Crisis on Infinite Earths“ aus dem Jahr 1985 war das wohl der stärkste Neustart der Verlagsgeschichte. Alle bisherigen Heftserien wurden eingestellt und 52 neue Nummer 1en gingen an den Start. Selbst die Langläufer „Action Comics“ und „Detective Comics“ wurden auf Nummer 1 zurück gesetzt.

Während der Nummernneustart der Konkurrenz bereits ausreichen würde, um bessere Verkaufszahlen generieren zu wollen, nutzte DC Comics den Neubeginn für die Grundsteinlegung eines in sich stimmigen Universums. Die Idee war, dass der Flash Barry Allen sich plötzlich in einer anderen Zeitschiene befand und alles um ihn herum sich geändert hatte. Die Geschichten hätten auch einem vergangenen Elseworld-Universum entspringen können und verschiedene Welten und Realitäten trafen aufeinander. Beim Versuch, diese verschiedenen Welten wieder zu trennen, blieb am Ende nur noch eine Zeitschiene und Realität übrig. Diese bildete nun das sogenannte „The New 52“ Universum, welches ebenfalls auch die Figuren der Imprintverlage Vertigo und WildStorm einbezog.

Über fünf Jahre hinweg hingen einzelne Geschichten und die globalen Events (die jetzt nicht mehr Krisen heißen) miteinander zusammen und führten das Universum fort. Das Alpha und das Omega der Justice League war Darkseid, der zum einen die Justice League durch einen Angriff zusammenführte und zum anderen mit dem „Darkseid-Krieg“ das letzte JL-Event war. Der „Trinity War“ brachte Heldenteams der Justice League, Justice League of America und Justice League Dark zusammen, um sich der Büchse der Pandora zu widmen. Diese entpuppte sich als Tor zur Erde-3 und öffnete dem Crime Syndicate den Weg zum Event „Forever Evil“. Dieses Schurkenteam, eine pervertiert verkehrte Version der Justice League, musste von ihrer Erde fliehen, da der Anti-Monitor dieses Universum vernichtete. Mit der „Herrschaft des Bösen“ ließ dieses Ereignis kurzzeitig das Crime Syndicate über die Erde herrschen und rückte die Bösewichte in den Fokus. Der „Schurkenmonat“ erzählte in Sonderausgaben die Herkunftsgeschichten einzelner Charaktere. Die zwei wöchentlich erscheinenden Serien „Earth-Two: World's End“ und „Future's End“ erzählten sogar drei Abschnitte der Geschichte gleichzeitig. Flüchtlinge von Erde-2 kamen zur Erde-0 (oder auch Erde-Prime), da ihre Erde von Darkseid vernichtet wurde. Nach dieser Flüchtlingswelle wird in „Future's End“ erzählt, wie die künstliche Intelligenz „Brother Eye“ die Cyborg-Apokalypse einleitet, in die man einen Einblick 30 Jahre in der Zukunft nimmt. Schlussendlich wurde der Anti-Monitor auf die Erde geholt, um Darkseid zu töten.

DC Rebirth [3]

In sich sind die Events zwar geschlossene Geschichten, aber ihre Auswirkungen bleiben bestehen und werden immer wieder referenziert, teilweise mit neuen Geschichten und auch Charakteren fortgeführt. Nach dem Tod von „Power Ring“ aus der Crime Society suchte sich der Ring, der ihm seine Kräfte gab, mit Jessica Cruz einen neuen Wirt und zehrte von ihren Ängsten. Nachdem sie die Oberhand über den Ring erlangen konnte, wurde sie später zu einem offiziellen Mitglied des Green Lantern Corps. Terry McGinnis, seines Zeichens „Batman of the Future“, reiste in seine Vergangenheit, um Brother Eye in „Future's End“ aufzuhalten. Em Ende jedoch wurde an seiner Stelle Tim Drake zurück in die Zukunft geschickt und musste sich nun dort als neuer Batman in der verwüsteten Welt beweisen. Aber auch die Schicksale der großen Helden ziehen sich als rote Fäden durch die Geschichten hindurch. Superman hat eine neue Kraft erhalten, den sogenannten Sonnenstoß, der ihn allerdings für die nächsten 24 Stunden ohne Superkräfte verweilen lässt. Dies wird ebenfalls in der Justice League thematisiert. Während Batman in dem wöchentlichen Event „Batman Eternal“ alles verliert - seine Firma, sein Zuhause - muss er sich von da an mit diesem Status Quo überall zurecht finden. Allerdings wird Bruce Wayne eine Pause gegönnt und er wird kurzzeitig aus dem Spiel genommen, nachdem er durch das „Todesspiel“ Ereignis sein Gedächtnis verliert. Commissioner James Gordon vertritt Batman in einer Mecha-Rüstung und sorgt auf einem neuen Level für Recht und Ordnung. Mit dieser neuen Rolle bekommt er auch Berührungspunkte mit den anderen Helden in anderen Geschichten. Um einen weiteren Kreis zu schließen,lebt ein Clark Kent einer anderen Erde verdeckt im Schatten des aktuellen Superman und tritt in seine Fußstapfen, als es zum Tode von Superman kommt.

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„Alles neu macht der Comic Reboot“ könnte man nun meinen, wenn man von Rebirth hört. Aber so einfach macht es sich DC Comics auch dieses Mal nicht. Denn was sie die letzten fünf Jahre geschaffen haben, wäre zu schade, um es wieder wegzuwischen. Bereits mit dem Intermezzo „Convergence – Kampf der Welten“, welches nicht innerhalb der Kontinuität zu sehen ist, haben sie gezeigt, dass man die Vergangenheit nicht vergessen hat. Und so möchten sie die Wiedergeburt alter Werte feiern und verweben nun die bestehende Geschichte mit älteren Elementen. Eingeleitet wird die neue Ära mit einem Special, das einen vergessenen Speedster zurückbringt, der scheinbar in der Zeit gefangen war. Eine weitere Einverleibung des erweiterten Comicuniversums wird vorbereitet: Eine blutverschmierter Smiley-Button wird gefunden und auf dem Mars wird ein Monolog geführt. Wer wacht über die Wächter?

Jede Serie, die nun wieder anfängt, wird ebenfalls mit einem eigenen Special gestartet. Hier variiert es von Serie zu Serie: Mal wird die Charaktervorgeschichte neu aufgetischt, mal wird die Nemesis vorgestellt. Einige Geschichten lesen sich lediglich wie der Auftakt einer größeren Geschichte, manch andere wirken wie ein One-Shot ohne Bedeutung. Ein paar wenige leiten tatsächlich einen Neustart ein, stellen gleich alte/neue Figuren vor und wirken, als sei die jüngste Vergangenheit nicht existent. Aber dann kommt es doch noch zum Rückschluss auf den Flashpoint und es wird schon die Theorie aufgestellt, ob jemand mit Absicht die letzten zehn Jahre gestohlen und das Universum manipuliert hat. (Anmerkung: Im DC Universum sind zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre vergangen, da die erste New 52 Justice League Geschichte weitere fünf Jahre vor dem eigentlichen Einstieg ansetzt, um das Team zusammen zu bringen.)

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Alles in allem fühlt sich der Auftakt der neuen Zeitrechnung vertraut an, man hat Wiedererkennungspunkte und ist gespannt, in welche Richtung es sich entwickeln wird. Die Neuleser erhalten tatsächlich den gelungenen Einstieg und werden von Panini mit einem ausgezeichneten redaktionellen Teil begleitet, um sich zurecht zu finden. Für die Altleser kann man Mastermind Geoff Johns zitieren: „Wiedergeburt heißt, dass wir etwas zurückbringen, das wir vermisst haben“.

Abschließend noch die Anmerkung zu einem weiteren geschickten Schachzug: Mit dem Rebirth kehrt das Verlagshaus auch wieder zur alten Nummerierung für Action Comics und Detective Comics zurück. Wenn sie beim bisherigen zweiwöchentlichen Veröffentlichungsrhythmus bleiben, dürfen wir uns bereits im nächsten Jahr, 2018, auf den epischen Meilenstein „US Action Comics #1.000“ freuen."


(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: DC Comics & Panini Comics 2017

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