Comic Radio Show

Astro Boy - Bd.13

Rezensionen / Mangas
geschrieben von ReinholtReitberger am 19.08.2001, 17:21 Uhr

Nicht wirklich altbacken


Cover [1]"Astro Boy" fand und findet in Deutschland schwerer Zugang zu den Herzen der Fans als in anderen Ländern. Die Zeichentrickserie ist in Japan und fast in aller Welt Kult, während sie hierzulande von sämtlichen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern abgelehnt wurde; dabei will ich jetzt nicht darauf eingehen will, was stattdessen für seltsame Produktionen über den Bildschirm gehen.;-)

Im TV wurde "Astro Boy" sicherlich dem Jugendkult geopfert, da ihm schlicht das Image von "altbacken" anhaftet. Zumindest gibt es ja "Astro Boy" jetzt als Kaufvideo. Ob die dankenswerterweise bei Carlsen erscheinenden Mangas von "Astro Boy" mittlerweile zu den Rennern gehören, ist nicht bekannt.

Astro Boy bekommt ein HerzIn der ersten Besprechung von "Astro Boy" [2] in der Comic Radio Show fand der kleine Roboter bei Markus wenig Gnade. Immerhin räumte mg damals ein, dass ja ein Gewöhnungseffekt eintreten könnte. Jetzt ist aber anlässlich des 13. Bandes von "Astro Boy" sicher wieder ein passender Anlass gekommen, um einige Positionen und Bewertungen zu überdenken. Ist also "Astro Boy" wirklich altbacken?

Hier im 13. Band ergötzen wir uns an Robotern, denen bei der Dummheit der Menschen die Sicherungen durchbrennen. Astro Boy kann zwar als optisches Signal ganze Sturzbäche weinen, aber er kann weder ein Bild "schön" finden noch ist für ihn Musik etwas anderes als eine Abfolge von Tönen.

Also lässt er sich von seinem Doktor ein künstliches Herz einbauen und fühlt nun wie ein Mensch. Ergriffen hört er Weihnachtsmusik, aber dann ist sein "Menschsein" hinderlich im Kampf gegen gefühlslose Superbösewichter. Um die Menschen zu retten, entfernt Astro Boy wieder sein fühlendes Herz. Das ist großer Gefühls-Comic und ein großartiger ethisch-philosophischer Überbau auf nur 31 Seiten Manga!

Hikaru verhandelt mit dem Doc um seine Verwandlung zum CyborgAuch die längere Geschichte "Solomons Edelstein" (166 Seiten) in diesem Band ist unterlegt mit diesem problematischen Selbstverständnis der Maschinenwesen und der Menschen. Während Roboter vom Menschsein träumen, wünscht sich ein Mensch nichts sehnlicher als die Umwandlung zum Cybyorg.

Natürlich ist bei dieser Geschichte aus dem Jahre 1967 eine gewisse Technikgläubigkeit zu bemängeln, aber es ist auch verblüffend, wie auf modernste und genial einfache Art über das Selbstverständnis von psychokinetischen Wesen, Cyborgs und Robotern reflektiert wird.

In einer dritten, kleinen Geschichte muss ein Roboter lügen, da er als Pfleger eines kranken Menschen dessen wahren Zustand verheimlichen muss. Diese Geschichten sind teilweise 40 Jahre alt und gerade das macht sie so lesenwert und großartig.



Der lügende Roboter am Krankenbett



Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier noch viel über Osamu Tezukas Genie schreiben würde. Aber die heutzutage eben wirklich nur auf den ersten Blick altbacken wirkenden Zeichnungen sind gerade wegen ihrer scheinbaren Einfachheit von einer graphischen Präzision ohnegleichen. Tezuka, der "Gott des Manga" (und des Anime) hat mit seinen Assistenten geschätzte 150.000 Seiten Comics produziert.

Wer den Einsatz erkennen kann, der hinter diesem unvorstellbaren Output steckt, der weiß auch, dass bei "Astro Boy" - ähnlich wie bei Toriyamas "Dragon Ball" - allein schon die schiere Masse zur Genialität wird. "Astro Boy" ist also ein Manga, der Comicologen mit einem Auge (und einem Herzen) für die wahre Ästhetik der Comics höchstes Vergnügen bereiten kann. Anlässlich des 13.Bandes musste das mal wieder gesagt werden. (rr [3])

Astro Boy - Bd.13
Text und Zeichnungen: Osamu Tezuka
Taschenbuch, s/w, 216 Seiten
Carlsen Verlag, 9.95 DM/sFr, 73.- öS
Februar 2001
ISBN: 3-551-74513-7



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