Comic Radio Show

Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 11 + 12

Rezensionen / Humor/Cartoons
geschrieben von Peixe am 08.05.2011, 00:00 Uhr

Wenn Hamlet in Vaters Fußstapfen tritt....

(Tagesstrips 1989-1991) + (Sonntagsstrips 1985-1991)
Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 11 (Tagesstrips 1989-1991) [1] Jaja, Hägar der Schreckliche, wilder Wikinger, dessen Strips vor allem Familie und Beruf persiflieren, oft genug ins Mark erschüttern und manchmal liebevoll streicheln. Dabei ist Häger als Wikingerhäuptling natürlich immer etwas eher der Arbeitgeberseite zugeneigt und im heimischen Haus Chef direkt unter Helga, dem geliebten Eheweib.

Dik Browne ist ein immens wichtiger US-amerikanischer Cartoonist, wenn nicht gar der wichtigste Cartoonist in den USA was Comics über Wikinger angeht. Mit seinem Tod 1989 ist die Epoche „Hägar“ jedoch nicht zu ende gegangen, die beiden vorliegenden Bände (11 und 12) beweisen dies. Gerüchten zufolge hat nicht ein Geist, sondern Dik Brownes Sohn Chris schon ein Jahr zuvor die Cartoonserie übernommen, so dass mit Band 11 vielleicht ein kompletter Chris-Browne-Band vorliegt. Immerhin taucht Chris Browne im letzten Drittel schon höchstpersönlich mit seiner Unterschrift auf, auch wenn im Titel dem Vater die gebührende Ehre erwiesen wird. Immerhin ein Schmunzeln wert war für mich, dass im Vorwort von Michael Bergel berichtet wird – ja, lest die Vorworte! -, dass Sohn Chris in einigen Zügen für den Vegetarier Hamlet Modell gestanden hat, so dass Hägers Abenteuer in gewissem Sinn nunmehr von seinem Sohn Hamlet berichtet werden.

Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 11 (Tagesstrips 1989-1991)

Zeitungscartoons, die täglich erscheinen, die die Charaktere zwar ausbilden (und manchmal aus der Not neue Personen einführen), aber nur wenig in neue Richtungen entwickeln dürfen, leiden oft daran, dass bestimmte Standardwitze bis zur Genüge variiert werden. Das ist bei Jim Davis’ Garfield, Tom Touchés Taz-Reihe, Charles M. Schulz’ Peanuts und allen anderen so, vielleicht ist nur die Frische von Bill Watersons Calvin und Hobbes eine rühmliche Ausnahme, der dann aber auch eigenhändig einen Schlussstrich gezogen hat. Bei Dik Browne etwa findet sich in einem Dreijahreszyklus durchaus einmal der exakt selbe Witz, nur ganz anders gezeichnet – hier verliert angesichts der Menge auch mal der Zeichner selber den Überblick. Die Hägerischen Standardwitze sind nun einmal: großspuriges Reden und ganz anderes Handeln, von wilden Gefahren berichten und schlussendlich von der Konfrontation mit Helga sprechen, Rückfragen bei offensichtlichen Situationen, das berühmte Stehen am Abgrund angesichts einer übermächtigen Gegnerschaft, Übertragung heutiger Situation in Wikingerverhältnisse, Häger zu Leber-Essen/Baden/Manieren etc. verführen, gut US-amerikanisch (Oberschicht) Steuern kritisieren und weitere mehr.

Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 12 (Sonntagsstrips 1985-1991)

Vor diesem Hintergrund tut der Zeichnerwechsel ganz gut, weil er in aller Treue zum väterlichen Werk doch an vielen Stellen frischen Wind in die Späße, aber auch in die Zeichnungen bringt, um dafür zu sorgen, dass Häger auch die nächste Generation der Familie Browne ernährt. Mir persönlich gefallen ja diejenigen am besten, in denen er gesellschaftliche Themen cartoonisiert: Wenn Doktorspielen (für Kassenpatienten) bedeutet, in einigen Wochen erst einen Termin zu bekommen (und dann weiterzuspielen). Geradezu subtil papstkritisch ist er mit Helgas Gang zur „Nichts-als-die-Wahrheit“-Gesellschaft. Während sich Benedikt XVI. und Helga gleichermaßen eine bessere Welt, weniger Hass, mehr Liebe undsofort erwarten, erfasst das Schlussbild die Realität, wenn absolute Wahrheitsansprüche aufeinanderprallen. Einen Strip zur Generation „Praktikum“ habe ich als Beispiel ausgewählt - selber lesen!

Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 12 (Sonntagsstrips 1985-1991)

Der Ehapa Verlag präsentiert die Gesamtausgabe in einer gelungenen Ausgabe. Die Einzelbände sind rundum vorzeigbar. Während in Band 11 mit den Tagesstripes rund 320 Gags zum Besten gegeben werden, sind es in Band 12 mit je zwei Tagesstripes auf einer Seite rund 640.


Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 11 (Tagesstrips 1989-1991)
Grafik: Dik Browne / Chris Browne
mit einem Vorwort von Michael Bregel (Übersetzer)
320 Seiten, Hardcover, s/w
Ehapa Comic Collection, Köln, 29,90 Euro
2010
Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 12 (Sonntagsstrips 1985-1991) [2]
Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe 12 (Sonntagsstrips 1985-1991)
Grafik: Dik Browne / Chris Browne
mit einem Vorwort von Michael Bregel (Übersetzer)
320 Seiten, Hardcover, s/w
Ehapa Comic Collection, Köln, 29,90 Euro
2011


Hägar der Schreckliche: Gesamtausgabe 11 kannst Du gerne hier [3] kaufen.

Hägar der Schreckliche: Gesamtausgabe 12 kannst Du gerne hier [4] kaufen.




Mehr zu Hägar?

Unsere Rezension zur Hägar - Gesamtausgabe 1 [5]

Und unsere Rezension zur Hägar - Gesamtausgabe 2 [6]

Und hier unsere rezension zur Gesamtausgabe 7 und 8 [7]



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