Comic Radio Show

Die Peanuts Werkausgabe. Tages- & Sonntagsstrips 1965-1966 und 1967-1968

Rezensionen / Humor/Cartoons
geschrieben von Peixe am 13.04.2011, 00:00 Uhr

Warum Franklin zu den Peanuts kam


Die Peanuts Werksausgabe: 1967 bis 1968 [1] Wer kennt sie nicht, die Peanuts?
Charlie Brown, melancholisch, ewiger Verlierer als Manager seiner Baseball-Mannschaft und ständig hoffnungslos und ohne Selbstbewusstsein in das kleine rothaarige Mädchen verliebt.
Oder Lucy van Pelt, aggressiv und egozentrisch, offen heraus, besonders wenn sie damit andere verletzen kann, aber selber unerwidert verliebt in Schroeder, den sie schonungslos mit immer neuen Taktiken traktiert, um ihn einmal im Leben heiraten zu können.
Oder Snoopy, den Beagle, der schon so viele Herzen gebrochen hat, gelassene Lichtgestalt in Schulz’ Welt ist und sein Leben hauptsächlich mit dem Essen servierter Mahlzeiten und Schlafen verbringt, wenn er nicht in diversen Strips unter den kleinen Leuten mitmischt oder in seiner Fantasie Abenteuer hoch drei erlebt.

Dies sind nur drei und vielleicht die bekanntesten Charaktere aus Schulz’ Erlebniswelt der „Peanuts“, die eigentlich – wenn es nach Schulz und nicht den Herausgebern gegangen wäre - „Kleine Leute“ heißen sollten. Schulz bringt es fertig, manche Grundthemen in immer neuen Variationen durchzuspielen, die einzelnen Persönchen miteinander sprechen und erleben zu lassen und so Seiten des menschlichen Lebens anzusprechen, die auch Jugendliche und Erwachsene kennen. Obwohl der Grundton fast immer ein wenig melancholisch klingt, wenn Charlie Brown fast nie einen Erfolg verbuchen kann und Gewalt sich fast immer durchsetzt, so spickt Schulz auch immer wieder kleine niedliche Episoden ein, in denen er herzige Erlebnisse mit eigenen Kindern zum besten zu geben scheint.
Die Peanuts Werksausgabe
Im Band der Jahre 1965-66 beginnen die Abenteuer des Flieger Asses Snoopy im Ersten Weltkrieg. Snoopy selber reist in seine eigene Vergangenheit und besucht den Ort, an dem er gelebt hat, bevor ihn Charlie Brown aufnahm. Peppermint Patty wird erstmalig eingeführt. Außerdem Liebe und Stress im Ferienlager, Skilaufen mit Snoopy und so eine Art Prototypen vom späteren kleinen Vogel Woodstock…

Im Band der Jahre 1967-68 duelliert sich Snoopy mit Lucy, jagt den verdammten Roten Baron und trifft seine frühere Besitzerin wieder, was ihm einige innere Turbulenzen verursacht. Außerdem Begegnungen mit falschen Geiern, Wahlwerbung, Snoopy als Gasthörer in der Schule, Drachen fressende Bäume und jede Menge Baseball…
Die Peanuts Werksausgabe
Besonders erstaunlich, wenn man mal genauer hinschaut: Obwohl selten durchaus aktiv in Geschichten, taucht im Panel nie ein Erwachsener auf und auch das kleine rothaarige Mädchen, von dem Charlie Brown mit erstickter Stimme schwärmt, nicht einmal sichtbar.
Neben Einführung und Ausführung(en) von Schulz gibt es als Bonus den Index. Ihn mag mal jemand brauchen, der - für welchen Anlass auch immer, etwa als Illustration eines Referats - einen bestimmten Strip zum Thema sucht. Er kann mit Hilfe des Indexes auch dann suchen, wenn er die Werkausgabe nicht so zitieren kann, wie andere die Bibel oder den Herrn der Ringe.
Die Peanuts Werksausgabe
Und nun noch die wichtigste Erkenntnis von jemandem, der sich auch einmal die englischen Ausgaben zu Gemüte geführt hat: Manchmal ist man als Comic-Liebhaber ja in Versuchung, doch dem Original den Vorzug zu geben. Ich persönlich rate im Fall der Werkausgabe der „Peanuts“ dringend zur deutschen Version des Carlsen Verlags, denn sie hat einen zusätzlichen Bonus, der sie um ein Vielfaches wertvoller macht als die englischen Ausgaben fast (!) gleichen Inhalts, nämlich das Glossar. Das Glossar ist die Wucht! Für jedes Problem bei einer Übersetzung aus dem Original wird man hier entschädigt, weil Begriffe erläutert werden. Historische Anspielungen und Zeitgenössisches aus den jeweiligen Jahren helfen jemandem, der nach diesen Jahren und außerhalb der USA geboren wurde, manchen Witz überhaupt zu verstehen und manchmal den Mut von Schulz überhaupt zu verstehen, etwa wenn er einen afro-amerikanischen kleinen Kerl (Franklin) einführt, was ihm sofort die Zensur einbrachte, in Zeitungen der Südstaaten nicht abgedruckt zu werden. Für Schulz war es eine Hommage an den 1968 ermordeten Martin Luther King. Insofern ist das Glossar von unschätzbarem Wert, den Hauptteil besser zu erfassen und ein paar Mal mehr (oder besser informiert) zu lachen. Großes Lob an die deutschen Herausgeber im Carlsen Verlag!
Die Peanuts Werksausgabe: 1965 bis 1966 [2]

Die Peanuts Werkausgabe. Tages- & Sonntagsstrips 1965-1966
mit einer Einführung von Denis Scheck
Grafik/Text: Charles M. Schulz
325 Seiten, Hardcover, s/w
Carlsen Comics, Hamburg, 29,90 Euro
2010

Die Peanuts Werkausgabe. Tages- & Sonntagsstrips 1967-1968
mit einer Einführung von John Waters
Grafik/Text: Charles M. Schulz
325 Seiten, Hardcover, s/w
Carlsen Comics, Hamburg, 29,90 Euro
2010


"Die Peanuts Werksausgabe: 1965 bis 1966" kann man gerne hier kaufen. [3]

"Die Peanuts Werksausgabe: 1967 bis 1968" kann man gerne hier kaufen. [4]

Rezension zu Band 1 der Werkausgabe [5]

Die Peanuts Werksausgabe

(c) Abbildungen + Textauszüge mit freundlicher Genehmigung: Carlsen Verlag Hamburg, 2011



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