Comic Radio Show

Akira - Original Edition Bd.2

Rezensionen / Mangas
geschrieben von ReinholtReitberger am 19.08.2001, 12:55 Uhr

Monumentaler Klassiker in Schwarzweiß


CoverNachdem der erste Band von Akira [1] jetzt in dem ursprünglichem Schwarzweiß erschien, trauerte Heiner Lünstedt in seiner Besprechung ein wenig den Farben nach, die von Steve Oliff der "Epic-Ausgabe" aus dem Hause Marvel von 1988-1995 verpasst wurden und die Carlsen dann seinerzeit übernahm. Nun aber mit dem zweiten Band von Katsuhiro Otomos Klassiker in der Originalfassung (sechs Bände zu je über 300 Seiten) ist aber entgültig klar: Genau so gehört das monumentale Werk in die Regale.

Gerade weil bei den Mangas in Japan seinerzeit und auch jetzt ein Farbdruck viel zu teuer käme, wurde ja namentlich von Otomo das visuelle Zusatzprogramm der abstrahlenden Linien eingeführt. Das heißt, in allen Actionszenen wäre die Farbe geradezu störend, nur in Schwarzweiß können die feinen Details des 2000 seitigen Werks richtig genossen werden.

Beispiel für abstrahlende LinienSieht man heute die Geschichte und den Plot von "Akira" auch mit anderen Augen? Mitglieder einer Bikergang haben parapsychologische Kräfte und die Regierung versucht, diese Jugendlichen zu kontrollieren, damit es nicht zu einer erneuten apokalyptischen Katastrophe kommt. In der Jugend schlummert also die Kraft, das Alte zu zerstören. Dummerweise versteht diese Jugend weder die eigene Macht noch die Vorgehensweise der etablierten Alten.

"Akira" ist also zuerst auch eine zeitlose, grandiose Parabel. Dazu hatte "Akira" bis auf den heutigen Tag natürlich auch unglaublichen Einfluß auf sämtliche anderen Action-Mangas. Hier findet man schon das für sämtliche späteren Cyberpunk-Geschichten typische nächtliche Arsenal samt Clowngang. Das klaustrophobe Wandern in der Bunkeranlage von "Neon Genesis Evangelion" wird hier beim Abstieg zur Koma-Grabkammer von Akira vorweggenommen.

BeispielWas der Comic-Fan vom Carlsen-Verlag gerne erfahren würde, wären die Hintergründe des Relaunch. Gibt es Zusammenhänge mit dem Auslaufen der Marvel-Option an "Akira" und dem nun zeitgleichen Erscheinen der Originalfassung bei Dark Horse? Und wieso greift Dark Horse dabei auf die Vorlagen des französischen Verlages Glénat zurück? Wobei versucht wird, die Sprechblasen wieder mehr den vertikalen Formen des japanischen Originals anzugleichen.

Das deutsche Reprint ist ja nun schlicht die alte Carlsen-Fasssung in Schwarzweiß und in 6 statt 20 Bänden. Dabei soll hier nun nachdrücklich an diesen 20.Band der alten Reihe erinnert werden, der eine Einführung in das Werk Otomos enthält, dazu ein Interview mit dem Großmeister und zusätzliches Bildmaterial.

BeispielSeinerzeit hatte ja Andreas C. Knigge mit seherischer Kraft die Veröffentlichung von "Akira" durchgedrückt (Marvel stoppte die Reprints damals nach sieben von neun geplanten US-Bänden) und der heute legendäre Chefredakteur von Carlsen interviewte damals Otomo in Japan. Wieso Knigges Name nun weder im Impressum noch sonstwo auftaucht, verwundert doch ein wenig. Nun, vielleicht gibt es ja im 6. Band dieser "Original Edition" irgendeinen Zusatztext. Bis dahin - sammeln und genießen! (rr [2])
Akira - Original Edition Band 2
Text und Zeichnungen: Katsuhiro Otomo
Übersetzung: Junko Iwamoto-Seebeck und Jürgen Seebeck
304 Seiten, Paperback, schwarz/weiß
Carlsen, 29.90 DM
November 2000

ISBN-No. 3-551-74522-6
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