Comic Radio Show

COMICMARKT Ende 1998

Interviews / Understanding Comics
geschrieben von Fueser am 23.08.2001, 13:54 Uhr

Logo: CarlsenInterview mit Joachim Kaps - Carlsen


ALLE - sogar der Spiegel - reden von Krise beim Comic-Markt. Unsere Meinung haben wir hier schon wiederholt kundgetan. Was meinen aber die Verlage? Andreas Füser (unser Mann in Köln) nutzte die Frankfurter Buchmesse für ein Paar Gespräche.

Interview mit Dr. Joachim Kaps, Cheflektor des Carlsen [1]-Verlages

CRS: Dr. Kaps, wie beurteilen Sie den derzeitigen Comic-Markt? JK: Der Comic-markt hat sich in den letzten beiden Jahren in Deutschland dramatisch verändert - eigentlich verändert zurück zu etwas, was er schon einmal war. Wir hatten in den 80ern und 90ern lange Zeit die Situation, dass der klassische Comic da, wo er eigentlich einmal her kam, also das Heftchen aus dem Massenmarkt, jenseits von Micky Maus fast völig verschwunden war und es fast nur noch Comics gab, die ein bißchen künstlerischen Anspruch zum Teil auch haben wollten und nur über den Buchhandel vertrieben wurden. Dieses alte Segment am Kiosk mit einer recht breiten Streuung von unterhaltsamen Stoffen ist nun wieder zurück gekommen und hat natürlich auch Veränderungen für das andere Segment mit sich gebracht. Die jungen Leser, das merken wir immer mehr, tendieren heute wieder mehr zum Heftchen oder zum günstigen Taschenbuch - das hat einfach auch finanzielle Gründe. Bei den anderen Geschichten bleiben zum Teil die Käufer weg oder sie sind älter geworden, das heißt, es hat sich insgesamt eigentlich sehr verschoben. CRS: Das bedeutet, es gibt einen Umbruch aus dem Albummarkt aus dem Buchhandel zurück zum Kiosk zu den Heftchen. Der Comic hat also durchaus noch seine Daseinsberechtigung. Hat er auch noch seine Zukunft? Cover: Dragonball 1JK: Ich glaube, der Comic hat jetzt seine Zukunft wiedergefunden. Es ist viel von Krise gesprochen worden in der Branche in den letzten Monaten. Ich glaube nicht, dass es eine Krise ist, wenn junge Leser zu einem Medium zurückfinden. Wir hatten ein Problem mit dem Buchmarkt, das unsere Leser immer älter wurden und jetzt stellen wir fest, wir haben wieder die 10, 12, 13, 14jährigen alle mit im Boot, die auf eine andere Art von Comic, in einer anderen Verpackung, auch in einer preiswerteren Form, sehr begeistert einsteigen und auch beginnen, dann zu fragen, was gibt es denn an anderen Veröffentlichungen. Auch das Album ist also nicht gestorben, sondern wird auch neue Aufmerksamkeit über die Hefte dazubekommen. CRS: Was bedeutet das für Ihren Verlag? Sie haben das Verlagsprogramm bereits umstrukturiert und sind also mehr auch auf das junge Publikum und den Kiosk- markt eingestiegen. Ist das der Trend, wie der Carlsen-Verlag seine Zukunft im Comic-Markt sieht oder gibt es auch andere Tendenzen? JK: Der Carlsen Verlag hat eine lange Geschichte von 30 Jahren. Wir haben jetzt seit einem halben Jahr begonnen, neben den Alben auch Hefte (neben Dragonball [2] auch Elfquest [3] - aks)zu machen und haben in diesem einen halben Jahr das Programm bei den Alben etwas reduziert, einfach um die Luft zu haben für diesen Umbau. Wir glauben auch nach wie vor, dass das Album eine Zukunft hat. Der Carlsen Verlag wird im nächsten Jahr zurück zu einem Alben-Programm im bekannten Umfang gehen und wir werden parallel dazu die Hefte machen. Wir sehen ganz stark die Zukunft in beidem. Da gab es vielleicht in der Vergangenheit Versäumnisse, dass wir diese junge Klientel nicht genug gesucht haben - das ist momentan das, was bei uns an erster Stelle steht, aber auch das klassische Carlsen Album wird weiter entwickelt und gepflegt werden. Cover: Elfquest 1CRS: Wie sehen in Zukunft die Cross-Over Geschichten aus, also das Zusammenspiel mit Film, Fernsehen, Multimedia, CD- Rom oder Internet? JK: Wir haben in der Zusammenarbeit mit Medienfirmen, also Film, Fernsehen etc. in der Vergangenheit also auch schon verschiedene Dinge versucht gehabt. Da war aber m. E. das Problem, das das Preis-Leistungs Verhältnis nicht stimmte. Das heißt, wir haben zu Star Wars oder Star Trek auch Comic Alben herausgegeben, die aber einfach offensichtlich zu teuer waren, eben 200 Seiten für um die 30,--DM. Da ist sicher der Weg ganz klar, das wir bei diesen Themen zu der preiswerten Form, dem Heft tendieren, so, wie wir das jetzt bei der Akte X machen, eine Reihe, die wir vorher im Album hatten und jetzt im Heft präsentieren. Wir merken, dass der Zuspruch viel, viel größer geworden ist in dieser neuen Form, wo neben dem Comic auch ein paar Informationen drin sind. Das heißt, diese Sachen werden wichtiger, also Carlsen ist mitten in dem Spiel drin und wird auch da seinen Teil beitragen. CRS: Und wie sieht es im Bereich von Spielen auf CD-Rom oder dem Internet aus? JK: Es gibt zwei Perspektiven, was das Thema Internet oder Computer überhaupt angeht: Zum einen ist das Internet, wie wir das von unseren amerikanischen Kollegen wissen, eigentlich eine Plattform, die Comic-fans auch wieder zum Comic immer mehr hinführt. Carlsen wird ab nächster Woche mit seinem Comic-Programm im Internet verfügbar sein, also wir stellen das Programm vor, Erklärungen zu Serien, Autoren, ein paar Gimmicks, mit denen man spielen kann. Das heißt, wir öffnen uns da und nutzen das Internet einfach auch als Werbeplattform. Zum anderen entwickeln wir zusammen mit verschiedenen Softwareproduzenten auch Comics um Spielethemen herum, um einfach zu schauen, ob das nicht auch ein Weg sein kann, weil ein Computerspiel, das heute zum Teil ja auch episch angelegt ist, auch Geschichten erzählt und soweit also gar nicht von uns weg ist. Da wird es im nächsten jahr mit Sicherheit auch bei Carlsen neue Produkte geben, die diesen Weg, diese Schiene ausprobieren. CRS: Wie wird die Internet Adresse sein? JK: Die Adresse wird www.carlsen.de [4] sein. Da wird es alles, was Carlsen Comics irgendwie zu bieten hat, abrufbar geben, auch in einer ganz schönen Aufmachung - ich kenne sie natürlich schon - demnächst kennt sie dann hoffentlich jeder. Da erhält man über das ganze Programm Informationen, auch Informationen drumherum, was so in der Branche passiert. Was wir im Hinterkämmerchen planen, ist ab und an schon einmal einen kleinen Einblick in Projekte, die in der Entwicklung sind, zu geben, also insgesamt der Versuch, möglichst aktuell darüber informieren, was sich beim Carlsen Verlag tut. CRS: Danke für das Gespräch.

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