Comic Radio Show

Stigmata

Rezensionen / Kunst
geschrieben von stephan am 04.09.2000, 17:00 Uhr

Blutende Hände



CoverDen Illustrator Lorenzo Mattotti habe ich immer geschätzt und erinnere mich gerne an zwei ganz tolle Ausstellungen in Hamburg. Am schönsten wirkten seine großformatigen Gemälde, als sie in einem Lagerhaus der Speicherstadt hingen, aber auch seine sehr viel pingeliger ausgeführten Zeitschriften-Illustrationen beeindruckten in einer etwas versteckten kleinen Galerie am Fischmarkt. Von seinen Geschichten wie etwa "Feuer" oder "Der Mann am Fenster" hingegen hab´ ich bisher eher die Finger gelassen, wahrscheinlich aus Angst (Achtung, Neunte Kunst!) mal wieder nichts zu kapieren.

Dann habe ich doch mal mit dem Lesen von "Stigmata" angefangen und kann nicht gerade behaupten sofort in den Bann der scheinbar nicht immer wirklich etwas darstellenden schwarzweißen Bilder gezogen worden zu sein. Auch die Geschichte um einen Säufer am Rande der Gesellschaft, der aus den Händen blutet ist alles andere als leichte Kost. Trotzdem blieb ich hartnäckig dran an der Geschichte und fand es schon bewegend, dass der arme Kerl, der alles andere als sympathisch dargestellt wird, immer wieder seine Jobs verliert, weil sich Kunden oder Kollegen vor seinem Blut ekeln.



Lorena auf dem Weg in den TodDoch auf einem wandernden Rummelplatz findet er für eine Weile Glück. Er wird dort als Wunderheiler (der er auch tatsächlich ist) zur Schau gestellt und heiratet die nette Lorena. Doch da Mattottis Zeichnungen sehr depressiv wirken rechnet man schon damit, das das Glück nur von kurzer Dauer ist. Lorena, der zuvor auch noch der Arm gebrochen wird, kommt bei einem Sturm ums Leben. Der Vagabund zieht verloren durch die Gegend und vegetiert später apathisch in einem Krankenhaus vor sich hin. Durch seltsame Traumversionen findet er schließlich Erlösung und ins Leben zurück.



Insgesamt ist "Stigmata" ein zwiespältiges Werk. Der Auftakt ist etwas schwergängig, die Episode mit dem Jahrmarkt hingegen ist wirklich ergreifend geschildert. Auch der Tod von Lorena und der damit verbundene Schmerz und die Leere sind ebenfalls in schlichte, aber die Emotionen nachfühlbar wiedergebende Bilder umgesetzt. Diese Momente zeigen, dass ein begnadeter Zeichner auch mit ganz wenig Strichen sehr viel ausdrücken kann. Das Ende des Buches mit der Erlösung im Krankenhaus hingegen konnte mich nicht so echt überzeugen oder mitreißen. Daher würde ich "Stigmata" insgesamt als nur teilweise gelungen bezeichnen. (hl [1])



Lorena schaut sich die blutende Wunde anStigmata

Text: Claudio Piersanti

Zeichnungen: Lorenzo Mattotti

190 Seiten, Taschenbuch, s/w

Edition Kunst der Comics, 29.80 DM

August 2000

ISBN-No. 3-89593-460-7



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