Comic Radio Show

Gipsy - Bd.5

Rezensionen / Abenteuer
geschrieben von Aleks A. am 27.10.2000, 10:35 Uhr

Supertrucker in 1001 Nacht


Cover [1] Der Gipsy fährt seine Ladung jetzt für Carlsen statt für wie bisher für Ehapa und der Wechsel des Auftraggebers hat sich für den Leser allemal gelohnt. Marinis Artwork kommt nun auf besserem Papier und im leicht größeren Format noch edler zur Wirkung. Auch die ersten vier Bände sollen diesbezüglich angeglichen und ab Februar 2001 neuaufgelegt werden.

Diesmal braust nun der Superzigeuner mit seinem SciFi-Truck durch das orientalisches Turdistan, was im Englischen völlig unpassend soviel wie Kackwurstistan heißen würde. Ein unbeabsichtigter oder ein politisch unkorrekter Wortwitz? Jedenfalls besticht auch der fünfte "Gipsy" wie alle vorhergehenden Bände durch das fantastische Artwork. Wieder serviert Marini mit einem durchgängigen Farbenkonzept einen opulenten Augenschmaus. Das giftige Kobaltblau im Kostüm von Gipsys Gegenspielerin, der bösen "Hexe" Sissia, kontrastiert wunderbar mit dem Goldocker der Wüste.
Die schöne, aber böse Sissiah hat Übles vorAutor Thierry Smolderen, der in Angouléme an der L'Ecole d'Image, der "Schule für Bilder" im Fach "Comics" unterrichtet, weiß perfekt, welche Zutaten für ein orientalisches Abenteuer benötigt werden. Gekonnt greift der Autor auf das Konzept des "Alten vom Berge" mit seinen drogensüchtigen Mordbuben zurück und besetzt aber diesen Part neu mit der betörend schönen Sissia von der Geheimorganisation "Die weisse Schwinge".
Gipsy darf als Held und Haudrauf seine diesbezüglich recherchierende Schwester retten. Mit dem offenbar weltumspannenden Geheimbund kehren wir hier zur Storyline aus dem ersten Band zurück und erfahren nun am Ende des fünften Bandes erfreut, dass es nun anscheinend erst so richtig losgehen soll.
Die Schwachstelle von "Gipsy" - wenn man denn partout eine finden will - liegt in der Hauptfigur selbst. Der Supertrucker turnt wie weiland Rambo ziemlich unbekümmert durch eine Kulisse aus 1001 Nacht. Das prominente (im Sinne von markant vorstehende) Kinn dieser Kampfmaschine weist ihn auch optisch schon als einen Superhelden aus. Nun fehlen aber diesem Superzigeuner die Traumata eines Rambo und wir wissen, dass ein Held ohne Selbstzweifel und ohne Schwierigkeiten im Privatleben eigentlich ziemlich uninteressant wirkt.
Wohlverdienete Pause für DracuSmolderen und Marini haben das sicher selbst auch bemerkt und sie kompensieren es mit gut ausgearbeiteten Nebenfiguren. Da muss ein alter, ehemaliger Oberst um seine Rente kämpfen, zaubert im richtigen Augenblick einen Panzer hervor und "spielt" so nebenbei Gipsy etwas an die Wand. Auch der äußerlich wie ein Dschinn wirkende Leibsklave der Hexe Sissia passt wunderbar in dieses Bühnenbild. Etwas zu sehr Klischée bietet eine intelektuelle Verlegerin, die vom animalischen Prolo Gipsy angetörnt wird.
"Dracu!" wird aber nun der Leser zusammen mit Gipsy rufen. Schluss jetzt mit dem gehirnlastigen Geschwätz! Auch der fünfte "Gipsy" ist purer Fun und brilliant gezeichnet. Das genügt doch, oder? (rr [2])

Gipsy - Bd 5: Die weiße Schwinge
Text: Thierry Smolderen
Zeichnungen: Enrico Marini
56 Seiten, großformatiges Softcover-Album
Carlsen Comics, 19.90 DM
Oktober 2000


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