Graphic Novel von Bettina Egger, Nina Dietrich und Harald Havas
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Vor rund 75 Jahren wurde in Wien die Volkshilfe gegründet, eine soziale Hilfsorganisation, die seitdem und bis heute in ganz Österreich bedürftigen Menschen Unterstützung und Hoffnung gibt.
Schon vor 100 Jahren, im Jahr 1922, wurde in den Trümmern des Ersten Weltkriegs und den frühen Jahren der jungen Ersten Republik Österreichs ihre Vorgängerorganisation ins Leben gerufen: die Societas.
Bereits damals ging es bei der Societas, wie heute bei der Volkshilfe, nicht nur um das bloße Verteilen von Almosen an Bedürftige, sondern um das Begegnen mit in Not geratenen Menschen auf Augenhöhe, deren Unterstützung und darum, ihnen wieder eine Perspektive zu bieten.
Die Graphic Novel "Armut überwinden" erzählt diese Geschichte. Das Ende der Monarchie, die Gründung der Ersten Republik Österreichs, der Aufbau sozialer Strukturen … und die große Glanzzeit der Societas – bis zu deren abruptem Ende nach der Machtergreifung des Austrofaschismus im Jahr 1934. Doch auch danach bemühten sich ihre Mitglieder, Menschen zu helfen, sogar noch während der dunklen Zeit des Nationalsozialismus ab 1938. Nicht nur mit Geld und Gütern, sondern auch mit Fluchthilfe oder der Zurverfügungstellung von Verstecken.
Das alles wird sowohl in historischen Schaubildern als auch aus der Sichtweise der Hauptfigur Leopoldine “Poldi” Cerny dargestellt. Diese erlebt zuerst als Hilfsempfängerin die Gründung und den Aufbau der Societas und gestaltet deren Geschichte später aktiv als Krankenschwester mit. Anlässlich der Neugründung unter dem Namen Volkshilfe erzählt “Poldi” im Jahr 1947 einem jungen Reporter aus ihrem Leben. So entstehen sowohl ein historisch akkurates Bild als auch direkte persönliche Einblicke in das Leben und Leiden der Menschen von damals.
Zeichnerisch umgesetzt wurde die Geschichte von der Kommunikations-Zeichnerin, Coach und Künstlerin Mag. art. Nina Dietrich sowie der Künstlerin, Autorin und Forscherin M.F.A. (Master of Fine Arts) Bettina Egger, die beide auch auf ein umfangreiches Werk im Bereich Comic zurückblicken können. Szenario und Text stammt von Autor, Journalist und Übersetzer Harald Havas, unter anderem einer der Mitbegründer der erfolgreichen österreichischen Comic-Serie “ASH - Austrian Superheroes” – basierend auf dem historischen Werk “Aus Widerstand und Solidarität” des Kulturwissenschaftlers Dr. Alexander Emanuely.
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+++aktuell+++ "... wir sind nächste Woche in Linz bei NextComic mit einer Ausstellung [3] und einem Vortrag vertreten und die erste Auflage ist bald ausverkauft.
Meine Aufgabe war in diesem Fall mehrfach: ich habe mich sozusagen als Showrunner des Ganzen verstanden. Das heißt, ich habe gemeinsam mit Leuten bei der Volkshilfe die Struktur des Albums und der Geschichte konzipiert, dann ein (erwähntes) sehr dickes Sachbuch zum Thema durchgearbeitet und daraus ein lesbares Szenario zwischen historischem Bilderbuch und persönliche Geschichte der Hauptfigur gebastelt. Anschließend habe ich die Texte auf die beiden Zeichnerinnen aufgeteilt und die Fertigung koordiniert. Im Prinzip aber klassisch gesehen Texter und Szenarist.
Für deutsche Leser kann das Album interessant sein, vor allem wenn man sich grundsätzlich für Zeitgeschichte interessiert. Der Band wirft ein recht deutliches Bild auf die Zwischenkriegszeit in Österreich, vom Untergang der Monarchie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, und es gibt auch abgesehen von der Nazizeit interessante Beziehungen zu Deutschland, wie etwa die Tatsache, dass österreichische Sozialdemokraten deutsche Arbeiterkinder zum Aufpäppeln in Wien aufgenommen haben, davon handelt eine eigene Seite.
Ansonsten ist es natürlich für jeden interessant, der sich für die internationale Geschichte der Sozialdemokratie und/oder für die Geschichte der Entstehung sozialer Hilfsorganisationen interessiert.
Text von Harald Havas
Weiterführender Link:
Volkshilfe [4]
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Volkshilfe 2023
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