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Head Lopper

Rezensionen / Fantasy
geschrieben von M.Behringer am 03.11.2022, 13:49 Uhr

Sword & Socery zwischen Witz, Verve und Hommage


Head Lopper [1] Es gibt Comicautoren, deren Werk brilliert (allein schon) durch deren Artwork. Sie führen einen eigenwilligen Strich, der sich vom Standard deutlich abhebt. Andrew MacLean ist zweifelsfrei so ein Comicautor. Mit "Head Lopper 1 - Die Insel ... und eine Bestienplage" hat Cross Cult seine Sword & Socery-Serie von Image Comics nach Deutschland geholt – wie gewohnt im gebundenen Buchformat.

Auf der Insel Barra schickt ein böser Hexer immer wieder monströse Bestie auf die Menschen. Der Krieger Norgal ist prima darin, solchen Bestien den Kopf vom Haupt zu trennen. Dafür hat er ein riesiges Schwert und den Kopf der ständig plappernden Hexe Agatha. Doch der finstre Magier schickt immer mehr Bestien los und da beauftragt
Königin Abigail Norgal damit, den schwarzen Zauberer direkt anzugreifen.

„Head Looper“ bietet Heroic Fantasy/Sword & Socery, die typisch für Low Fantasy (und in Abgrenzung zur High Fantasy) auch humoristische Töne und viele pulpige Elemente enthält. So gibt es zum Beispiel jede Menge übertriebener Action bei der Norgal mit einem großen Schwert mit einzelnen Hieben riesige Drachen oder Werwölfe köpft. Oder er lässt sich absichtlich von einer Bestie verschlucken, um es dann im Hals steckend zu köpfen. Durch die Übertreibung wirken die Bestien aber nie als ernstzunehmende Herausforderung für den Helden, was sich auf die Spannungskurve auswirkt.

Head Lopper

Die Hexe Agatha sorgt auf der anderen Seite für viele humoristische Dialoge, weil sie pausenlos plappert und Norgal verspottet. Da sie schon tot ist und geköpft wurde, kann Norgal sie nicht mehr bzw. nicht immer mundtot machen. Neben den pulpigen und humoristischen Noten gibt es allerdings auch eine gut konstruierte Story, die auf mehreren Erzählebenen und mit Rückblicken aufgebaut ist. Auch die genretypische Manipulation des tapferen und physisch erhabenen Helden kommt hier vor. Dadurch wird die Spannungskurve dann wiederum etwas angekurbelt.

Die Übersetzung ist stellenweise etwas ungelenkt. So wirken die Spitznamen von Norgal – „Sir Kopf-Ab“ (so würde man im Deutschen niemanden betiteln) und „Köpfer“ (klingt nach einem Turmspringer) – eher albern. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, einfach den englischen Begriff zu behalten oder eine freiere Alternative zu wählen. Das ist aber die Ausnahme, denn ansonsten liest sich der Text schon flüssig.

Grafisch besticht das Artwork durch MacLeans individuellen und unverkennbaren Strich, der sehr schwungvoll daher kommt. Sein Stil ist durch Übertreibung von Körperproportionen und starker Reduktion geprägt. Das wirkt insgesamt unrealistisch, aber dafür dynamisch und sympathisch. Die Farben sind sehr bunt und flächig, was dem Artwork eine ganz eigene Stimmung verleiht.

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MacLean hat in „Head Lopper“ eine Karte für die Insel Barra erstellt, auf der alle wichtigen Stationen eingetragen sind. Vor jedem Kapitel wird der Reisefortschritt bzw. die aktuelle Lokalisierung festgehalten, was sehr hilfreich für den Leser ist (warum machen das nicht alle Autoren so, die detaillierte World-Buildings verwenden?).

MacLean gelingt inhaltlich eine gelungene Mischung, die Spaß macht und mit viel Schwung erzählt wird. Die Story ist vielleicht nicht hochspannend und die Charaktere werden nicht in die Tiefe ausgearbeitet, aber dafür ist die Geschichte gut konstruiert und inhaltlich interessant und originell. Das große Highlight ist aber zweifelsohne das einzigartige Artwork, das die Action, die fiktive Fantasy-Welt und die Wesen zum Leben erweckt.

Head Lopper
Head Lopper [2]
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Cross Cult Verlag 2022

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