Comic Radio Show

Nico Sternbaum : Jimmy Fox - Magischer Volltreffer

Interviews / Kindercomics
geschrieben von Maqz am 20.10.2022, 10:55 Uhr

Kinderbuchautor macht Comicroman

Jimmy Fox - Magischer Volltreffer [1] Vor einiger Zeit fand ich in meinem E-Mail-Postfach eine höfliche Anfrage inklusive Pressemeldung. Nico Sternbaum warb um seinen neuen Comic-Roman für LeserInnen ab 8 Jahren. Zuerst reizte mich die Frage, wie ein erfolgreicher Kinderbuchautor ( mit einer beeindruckenden Zahl an Titeln [2] ) sich mit seinem ersten Comic-Projekt so macht. Das war für ihn neu und für mich war Nico Sternbaum neu. Trotz zweier junger Töchter mit einem vollgestopften Bücherschrank, kannte ich ihn so gar nicht. Das soll(te) dieses Interview nun ändern...

Comic Radio Show: Hallo Herr Sternbaum, ich bin mich sicher, dass jetzt vioele eltern feuchte Augen bekommen, wenn sie Ihren Namen sehen, aber für ahnungslose Väter wie mich: Wer sind sie eigentlich und welche Bücher (von ihnen) sollte man (und deren Kinder) gelesen haben?
Nico Sternbaum
Nico Sternbaum:
Hallo Herr Gruber, ich bin Autor sowie Illustrator und das seit mittlerweile fast 20 Jahren. Bereits als Schüler habe ich immer wieder Illustrationen für bspw. Zeitungen angefertigt und mir so mein Taschengeld aufgebessert, um mir professionelle Stifte oder speziellen Zeichenkarton kaufen zu können. Seit einigen Jahren widme ich mich aber voll und ganz meinem Lieblingsthema, nämlich Kinderbüchern. Mit Empfehlungen ist es immer etwas schwierig, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, aber wenn ich zwei Tipps zu meinen eigenen Werken abgeben müsste, wären es aktuell „Schüttel den Apfelbaum“, ein Mitmachbuch für Kinder von 2-4 Jahren, das dürfte vielleicht der eine oder andere kennen, und mein neuestes Werk „Jimmy Fox – Magischer Volltreffer“, ein Comicroman für Leseanfänger und Lesemuffel ab 8 Jahren.

Nico Sternbaum


CRS: Was hat Sie dazu bewogen ihr Genre und die Altersgruppe zu wechseln, um einen Comic-Roman für Kinder ab acht Jahren zu zeichnen/schreiben?

Nico Sternbaum:
Das war für mich keine besondere Entscheidung, sondern schon immer irgendwann geplant, es fehlte bisher nur die Zeit und eine passende Idee. Als Kinderbuchautor und -illustrator fühle ich mich generell in der Welt der jungen Leser und Leserinnen bzw. Zuhörer und Zuhörerinnen von etwa 2-10 Jahren zu Hause. Motivation, besonders für die Altersgruppe ab 8 Jahren war aber unter anderem die leider wachsende Anzahl an jungen Lesemuffeln. Mir liegt bei meiner Arbeit immer besonders am Herzen, die Kinder wieder mehr für Bücher zu begeistern, denn Lesen ist für den weiteren Lebensweg wichtig, egal ob in der Schule, während der Ausbildung oder dem Studium und natürlich im späteren Beruf – und davon abgesehen können Bücher natürlich auch eine tolle Freizeitbeschäftigung sein, egal ob es nun ein lustiger Roman oder ein spannendes Sachbuch ist. Insofern ein wichtiges Thema und gerade in diesem Alter entscheidet sich langsam, wer am Ball bleibt oder Bücher als angestaubten Quatsch empfindet und lieber nur noch zur Spielekonsole greift. Daher ist es mir wichtig, Bücher für alle Altersgruppen zu schaffen, die die Kinder auch wirklich begeistern.

Jimmy Fox - Magischer Volltreffer

CRS:Um es direkt in der dritten Frage zu klären: Warum ist „Jimmy Fox - Magischer Volltreffer" kein „Gregs Tagebuch“?

Nico Sternbaum:
Dass diese Frage früher oder später aufkommt, war mir im Schreibprozess stets bewusst ;-) Man wird natürlich immer mit dem verglichen, was mit einem ähnlichen Ansatz (Schulkind + berichtet aus seinem Leben + Humor + Illustrationen) bereits bekannt ist, wobei es dieses Konzept mit „Der kleine Nick“ ja im Prinzip schon seit 1959 gibt. Und wer weiß, vielleicht sogar noch länger. Aber um die Eingangsfrage kurz zu beantworten: Gregs Tagebuch habe ich gelesen und fand ihn an vielen Stellen lustig, was natürlich auch die Beliebtheit der Reihe erklärt, mich haben aber von Band 1 an stets drei Sachen gestört, nämlich das Greg recht egoistisch und gehässig ist, er keine richtigen Ambitionen pflegt, um auch als Vorbild zu begeistern, und es mir aus meiner Sicht – besonders als Illustrator - viel zu aufgeräumt für ein Tagebuch ist.
Jimmy Fox im Gegenzug ist Humor mit Herz. Jimmy ist weder egoistisch noch gehässig, im Gegenteil, er legt großen Wert auf Freundschaft. Gleichzeitig verfolgt er unbeirrt seinen Traum, mal ein erfolgreicher Comiczeichner zu werden, indem er sein Tagebuch möglichst lustig und kreativ vollkritzelt, egal welche Hindernisse auf dem Weg auch kommen, aufgeben ist für ihn keine Option. Das motiviert hoffentlich auch alle jungen Leser und Leserinnen von „Jimmy Fox“, an ihren Träumen festzuhalten! Und gleichzeitig ist Jimmys Tagebuch eben auch optisch, durch die vielen, vielen Kritzeleien von ihm, gerade für Leseanfänger und Lesemuffel eine visuell ansprechende Besonderheit, die bestenfalls sogar noch zusätzlich motiviert, selbst kreativ zu werden.

CRS: Ist „Jimmy Fox - Magischer Volltreffer" ein Jungs-Buch und wenn ja, wird es -nach Band zwei im Jahr 2023- auch eine Mädchen-Variante geben?

Nico Sternbaum:
Nein, ganz und gar nicht, „Jimmy Fox“ ist für Jungs und Mädchen gleichermaßen gedacht und genau das haben mir glücklicherweise die ersten kleinen und großen Testleser und Testleserinnen auch immer wieder bestätigt.

Jimmy Fox - Magischer Volltreffer

CRS: In diesem Jahr 2022 alleine sind (soweit ich das überblicken konnte) fünf ihrer Bücher erschienen (Mädchen können alles werden! und Jungs können alles werden!, Blaukäppchen und der gute Wolf, Meine erste Mal- und Zeichenschule und eben Jimmy Fox - Magischer Volltreffer): Wie geht so was? Haben Sie eventuell eine(n) Ghost-ZeichnerIn?

Nico Sternbaum:
Aber nein, so etwas wie ein Ghostwriter oder -illustrator käme für mich nicht in Frage. Mit guter Planung, vielen Jahren Berufserfahrung und vor allem Spaß an der Arbeit sind mehrere Kinderbücher pro Jahr zeitlich ohne Probleme machbar.

CRS: Auf dem Rücken ihres neuen Comic-Romans lassen sie ihren Protagonisten Jimmy Fox den Satz sagen: „Ich will mal ein weltberühmter Comiczeichner werden“. Wie autobiografisch ist ihr Werk?

Nico Sternbaum:
Ja, gut beobachtet, in Jimmys lustigen Abenteuern finden sich punktuell immer wieder parallelen zu meiner eigenen Biografie, so bspw. in dem Ziel, später mal von der eigenen Kunst leben können zu wollen. Dieser Weg war auch bei mir mit zahllosen Hindernissen versehen, sodass ich Durchhaltevermögen beweisen musste und lernen, so manches Problem lieber mit Humor zu nehmen.

Jimmy Fox - Magischer Volltreffer

CRS: Sie stehen mit ihren Büchern auf vielen, vielen Empfehlungs-Listen für Eltern (und Großeltern) kleiner Kinder, die sich im Dschungel guter Kinderbücher damit orientieren. Was machen sie richtig und was (außer Comics) ist von ihnen in 2022 noch zu erwarten?


Nico Sternbaum:
Puh, die erste Frage ist quasi die Suche nach einer allgemeingültigen Geheimformel für tolle Kinderbücher. Leider kann auch ich die nicht beantworten. Ich verlasse mich bei meiner Arbeit vor allem auf mein eigenes Gespür. Ich habe zum Glück noch sehr wache Erinnerungen an meine Kindheit und weiß dadurch ziemlich genau, was ich als Kind toll fand oder gerne gelesen habe oder hätte. Diese Mischung, plus die gesammelte Erfahrung über die letzten Jahre, scheint glücklicherweise einen Nerv bei kleinen und großen Leserinnen und Lesern zu treffen.
Für das Jahr 2022 ist keine Veröffentlichung mehr geplant, erst im Februar 2023 geht es weiter, dann erscheint mein nächstes Buch, nämlich der zweite Band von „Jimmy Fox“. In der Zwischenzeit arbeite ich an neuen Ideen für Kinderbücher.


CRS: Sie werden in verschiedenen Ländern übersetzt (Japan, China, Südkorea, Taiwan, Spanien, Katalonien, Niederlande). Erreichen Sie Reaktionen von Eltern/Kindern aus diesen Ländern und sind diese anders, als aus Deutschland.

Nico Sternbaum:
Ja, aber natürlich viel weniger und meist indirekt, also über Social Media-Profile, Videos, Verlage oder auch Rezensionen. Erfreulicherweise entsprechen diese aber im Grunde 1:1 den positiven Rückmeldungen aus Deutschland, da gibt es inhaltlich kaum Unterschiede.

CRS: Wenn Sie Bücher, wie „Blaukäppchen“ und „Mädchen können alles werden!“ schreiben, dann steckt dahinter ja eine Botschaft oder Absicht, die über das unterhaltende hinaus geht. Wie wichtig ist diese „Funktion“ in (ihren) Kinderbüchern?

Nico Sternbaum:
Ich finde es schön, wenn Kinderbücher eine Botschaft haben, es ist aber kein Muss, um in meinen Augen ein gutes Kinderbuch zu sein. Wenn das Buch einfach nur Spaß macht zu lesen, bspw. weil die Geschichte besonders lustig ist, ist das allein ja schon eine wichtige „Funktion“, nämlich das bereiten von Freude – und im besten Fall sorgt ein „nur“ spaßiges Kinderbuch sogar noch ganz nebenbei dafür, dass junge Lesemuffel Bücher mit neuen Augen betrachten und so vielleicht wieder öfter zu einem Buch greifen.

CRS: Gibt es auch Werke, die einfach nur albern sein wollen, oder „rät“ z.B. der Verlag zu den ein oder anderen Themen für das nächste Buch?

Nico Sternbaum:
Ein Buch, das einfach nur albern sein möchte, habe ich bisher noch nicht geschrieben, aber wie oben angemerkt, kann auch das natürlich reiz- und sinnvoll sein. Von Verlagen bekomme ich keine bestimmten Vorgaben gemacht, wie mein nächstes Buch sein soll, aber es findet natürlich regelmäßig ein Erfahrungsaustausch mit meinen Lektorinnen und Lektoren statt.

CRS: Welche Kinderbücher haben sie in den letzten Jahren beeindruckt? (Und sind da auch Bestseller darunter, die in den TV-Programmen öfter zu sehen sind?)

Nico Sternbaum:
Die Raupe Nimmersatt von Eric Carle. Ein Kinderbuchklassiker, den sicherlich viele kennen. Das Buch wurde auch mir schon als Kind vorgelesen und ist mir bis heute in guter Erinnerung geblieben. Eine schöne Idee, die mit Löchern in den Pappseiten damals innovativ – denn etwas Vergleichbares gab es meines Wissens damals noch nicht - umgesetzt wurde.

CRS: Apropos: Ihre Bestsellern gibt es als Hörbuch-Version (zum Mitmachen): Sind auch Video-Produktionen davon geplant, die dann z.B. im KiKa oder bei der Sendung mit der Maus laufen könnten?

Nico Sternbaum:
Es ist vermutlich der Wunsch von jedem Autor oder Illustrator, die eigenen Werke irgendwann mal verfilmt zu sehen, egal ob im Kino oder im TV. Aktuell gibt es jedoch noch keine Planung in diese Richtung, aber ich bin ja nun bekanntermaßen „Jimmy Fox“ nicht ganz unähnlich und gebe daher die Hoffnung nicht auf und bleibe dran ;-)

Nico Sternbaum

CRS: Ich hab bisher von ihren Titeln noch kein Merchandising gesehen. Warum nicht?

Nico Sternbaum:
Gute Frage, hat sich irgendwie noch nicht ergeben und weil meine Zeit für andere Projekte wie bspw. Merchandise leider momentan auch recht rar ist, kümmere ich mich in erster Linie um die Bücher. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja von „Schüttel den Apfelbaum“ irgendwann mal ein Plüsch-Abpfelbaum oder von „Jimmy Fox“ ein cooles Stifteset zum Kritzeln.

CRS: Aus meinen Interviews mit Comic-Zeichnern wurde relativ schnell klar, dass so ein Zeichenjob nicht unbedingt reich macht. Wie siehts da so bei Kinderbuch-Illustratoren und Autoren so aus? Sollten Comiczeichner besser umschulen?

Nico Sternbaum:
Oje, ich kenne natürlich jetzt die klassische Comic-Zeichnerszene nur von Weitem, glaube aber, der Beruf des Zeichners/Illustrators ist allgemein kein Beruf, welchen man wählen sollte, wenn man schnell reich werden möchte. Ich befürchte, da hilft insofern auch ein Wechsel des Genres vom Comic zum Kinderbuch nicht, besonders, wenn man eigentlich gerne Comics zeichnet und nun, ausschließlich in der Hoffnung ggf. mehr Geld zu verdienen, ins Kinderbuch wechselt, damit aber eigentlich gar nichts anfangen kann.

CRS: Kurz einen Ausflug zu ihrer Technik: Wie zeichnen Sie? Analog oder digital? Und warum so? Welche Zeichenmittel empfehlen Sie dem Anfänger und sollte jeder am Besten Ihr Buch „Meine erste Mal- und Zeichenschule“ durchgearbeitet haben? :-)

Nico Sternbaum:
„Meine erste Mal- und Zeichenschule“, auch ein neues Buch für Kinder von mir, wird den meisten älteren Einsteigern vermutlich zu einfach sein, da es sich an Kinder ab 4 Jahren richtet. Was trotzdem nie schaden kann sind Bücher übers Zeichnen und/oder Malen sowie Lehrvideos im Internet. Man kann sich im Selbststudium durch regelmäßiges Lernen, Beobachten und praktischem Üben viel beibringen, bei mir war es nicht anders. Zu meiner Technik: Ich habe früher komplett analog illustriert (Copics, Aquarellfarben, Buntstifte), mir aber später auch den Umgang mit einem Grafiktablett sowie einer Grafiksoftware selbst beigebracht und nutze heute gerne beides, das ist immer abhängig vom jeweiligen Buchprojekt und wird auch gerne kombiniert.

Nico Sternbaum

CRS: Viele Comiczeichner signieren regelmäßig auf Conventions ihre Werke. Wo (und wann) können Fans Sie demnächst persönlich um eine Zeichnung oder Signatur bitten?

Nico Sternbaum:
Dieses Jahr schaffe ich es leider nicht auf die Buchmesse in Frankfurt, aber nächstes Jahr ist es fest eingeplant. Vielleicht läuft man sich ja dort mal über den Weg :-)

CRS: Was wird in der nächsten Zeit ihr Herzensprojekt sein (und ist es das, woran sie gerade arbeiten)?

Nico Sternbaum:
Ich mag immer noch alle Bücher, die ich bisher schreiben und zeichnen durfte, sehr, aber „Jimmy Fox“ ist momentan am aufregendsten für mich, was auch daran liegt, dass ich erstmals für eine neue Altersgruppe, nämlich Kinder ab 8 Jahren, schreiben sowie zeichnen durfte plus die vielen tollen Rückmeldungen, die mich jetzt in kurzer Zeit erreicht haben.

CRS: Vielen Dank Herr Sternbaum für Ihre Antworten.


Nico Sternbaum: Sehr gerne, ich danke für das Interview!

Jimmy Fox - Magischer Volltreffer [3]


(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Nico Sternbaum 2022



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