Comic Radio Show

Adele Blanc-Sec – Sammelband II

Rezensionen / Abenteuer
geschrieben von M.Behringer am 21.09.2022, 00:00 Uhr

Lakonisch-absurder Krimi-Klassiker mit (und ohne!) Antiheldin



Adele Blanc-Sec [1] Die ersten drei Alben von „Adèle Blanc-Sec“ sind in Band 1 der neuen Gesamtausgabe von schreiber&leser enthalten. In Band 2 der Gesamtausgabe wird die Story aus den ersten drei Alben abgeschlossen und thematisch ein neuer Zyklus eröffnet. Der zweite Band enthält die Alben „Aufstand der Mumien“, „Das Geheimnis des Salamanders“ und „Der Ertrunkene mit den zwei Köpfen“ sowie ein ausführliches Vorwort von Michael Hein, in dem vor allem die Schauplätze beleuchtet werden.

[Achtung: Die Inhaltsangabe und die Rezension enthält SPOILER!]

„Aufstand der Mumien“ schließt die Story der ersten Alben ab und Adèle stirbt. In „Das Geheimnis des Salamanders“ kommt sie deshalb gar nicht aktiv vor und dennoch ist sie gewissermaßen Protagonistin, weil die einen sie (endgültig) töten wollen und die anderen sie wieder zum Leben erwecken wollen – und das alles während der Erste Weltkrieg ausbricht.

In „Der Ertrunkene mit den zwei Köpfen“ dreht sich alles um einen Zirkus und Clowns, die die wahren Hintergründe des Ersten Weltkriegs zu glauben wissen, und um einen rätselhaften Riesenkraken, der eine Blutspur durch die Stadt zieht. Adèle versucht Schritt zu halten, bleibt aber weitestgehend passiv.

Adele Blanc-Sec

Wie in den ersten Alben gerät auch hier Adèle (wenn sie nicht gerade tot und konserviert im Eiswasser liegt) unverhofft in heillos komplexe Fälle mit mysteriösen Morden, phantastischen Wesen, unheilvollen Verstrickungen zahlloser Protagonisten und absurden Wendungen. Ihre Rolle wird sogar noch passiver als in den ersten Alben. Tardi führt viele neue Figuren ein und verknüpft sie in das bestehende Ensemble.

Typisch sind neben dem lakonischen Erzählton auch melancholische Töne und philosophische oder sozialkritische Kommentare, die vor allem die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit thematisieren. Tardi ist ein Verfechter des einfachen Manns und ein Kritiker der Elite. Auch Tardis Antikriegshaltung wird hier angerissen, die in dessen späteren Arbeiten vertieft wird. Adèle bleibt kaltschnäuzig und läuft noch mehr als zuvor den Ereignissen hinterher. Die Übersicht über das überbordende Figurenensemble behält der Leser (nur!?) dank des Personenregisters mit Kurzbeschreibungen.

Adele Blanc-Sec

Tardis Zeichenstil ist bei den Figuren karikierend, ein bisschen krakelig, und bei den Hintergründen detailliert-realistisch. Ein Paris-Kenner findet sich anhand der Gebäude sicherlich zurecht. Der Zeichenstil ist sicherlich nicht schön, aber passt perfekt zum lakonischen Ton und absurden Inhalt. Die Farben variieren zwischen dezentem Realismus und grellem Surrealismus, der perfekt zu den schaurigen Momenten passt.

Adele Blanc-Sec [2]

Die Gesamtausgabe mit rotem Lesebändchen präsentiert den Tardi- und Genre-Klassiker in einem prächtigen Gewand mit interessantem Zusatzmaterial. Die absurden und hochkomplex aufgebauten Geschichten sind zeitlos interessant und meisterlich inszeniert.

(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Schreiber und Leser 2022

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