Halb Comic, halb real und ganz erstaunlich
[1] Oh, ein neuer Spider-Man! Och nee, ein Zeichentrickfilm! So erging es einem gewissen Mitarbeiter der ComicRadioShow als er im Herbst den ersten Trailer von „Spider-Man: A new universe“ sah. Fast zwei Stunden einen Animationsfilm sehen - das ermüdet doch und hat meist so etwas kindisches. Doch dann kam eine positive Besprechung nach der nächsten, also ab ins Kino und hier das Ergebnis.
Von Stefan Svik
2018 ist definitiv ein sehr wichtiges Jahr für Marvel-Fans. Mit „Avengers: Infiniy War“ schob sich eine bis dahin nie gesehene Materialschlacht voller Stars an die Spitze der Kinocharts, noch dazu in einem wirklich hervorragendem Film, der die ersten zehn Jahre des MCU zu einem würdevollen Höhepunkt bringt. Auf Netflix startete die brillante dritte Staffel von Daredevil. Und dann gab es noch die Nachrichten, die am besten nie gekommen wären: Steve Ditko und Stan Lee starben. Beide im selben Jahr. Und was könnte ein würdevollerer Nachruf sein als ihr eigenes Werk. „Spider-Man: A new universe“ ist eine wundervolle Hommage an die Schöpfer von Spider-Man und vieler weiterer Figuren, die die Welt der Comics maßgeblich verändert haben.
Miles Morales ist Spider-Man. Und das gerade erst ganz frisch. Aber so ein großes Thema ist das halt auch nicht, deshalb stellt er uns Zuschauern auch nur in Stichworten seinen Werdegang vor: Biss von radioaktiver Spinne und so, man kennt das ja bereits hinlänglich – allein schon für diesen Satz möchte man die Macher dieses innovativen, temporeichen und für alle Altersgruppen gleichermaßen geeigneten Film ganz fest drücken. Hier wird nicht so getan, als würden nicht eh 99 % der Kinobesucher längst die Hintergrundgeschichte kennen. Also wird gleich mit voller Kraft losgelegt, und das ist eine ähnliche Wohltat wie im Film „Captain America: Civil War“ und lässt den zähen, arroganten Spidey-Neustart von 2012, der nur zwei Teile durchstand, vergessen. Stattdessen werden die Comics, Sam Raimis Spidey und die verschiedenen Neuerfindungen der Figur gewürdigt und gefeiert und rasch ist die Enttäuschung gewichen, dass es kein weiterer großer Realfilm ist wie „Spider-Man: Homecoming“, sondern ein Animationsfilm. Tatsächlich ist das sogar eine besondere Stärke dieses gut 90 Millionen US-Dollar teuren, ambitionierten Werks: er ermöglichst eine ganz andere Art des Geschichtenerzählens und ist einer der beeindruckensten, wundervoll geschmeidigsten, stimmungsaufhellensten Superheldenfilme bisher!
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Im Original wird besser klar, worauf die Handlung hinausläuft: Into the Spider-Verse. Miles trifft nämlich rasch auf die Inkarnation der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft aus anderen Realitäten, wie Spider-Man Noir, Peter Porker oder Spider-Gwen. Bleiben diese Helden allesamt in Miles-Welt, dann wird alles und jeder zerstört werden, also muss ein Weg zurückgefunden werden. Dafür muss ein USB-Stick repariert, eine gigantische Zeitmaschine benutzt und der Kingpin besiegt werden, der optisch doch arg an Gru aus „Ich, einfach unverbesserlich“ erinnert.
Der Film steckt so voll von Anspielungen, frischen Ideen, grandios inszenierter Action, Gags und gefühlvollen Momenten – es ist so als wäre man wieder ein Kind, das zum ersten Mal einen Spidey-Comic in die Hände nimmt: alles ist wahr, alles ist so viel größer als das eigene Leben, man verliebt sich selbst in MJ oder in Spider-Gwen und es bleibt die schöne Gewissheit, dass nach all dem Kämpfen am Ende das Gute siegt. Nicht nur wegen Szenen im verschneiten New York ist „Spider-Man: A new universe“ ein perfekter Weihnachtsfilm: was am Ende wirklich zählt sind Familie, Liebe und Güte. Hat mal bitte jemand ein Taschentuch? Es war so schön!
Wertung: 90 %
Titel: Spider-Man: A new universe
Originaltitel: Spider-Man: Into the Spider-Verse
2018 ‧ Fantasy/Science-Fiction ‧ 1h 56m, Sony Pictures
Erscheinungsdatum: 20. Dezember 2018 (Deutschland)
Regisseure: Peter Ramsey, Bob Persichetti, Rodney Rothman
Altersfreigabe: FSK 6; JMK 10
Musik komponiert von: Daniel Pemberton
Drehbuch: Phil Lord, Rodney Rothman
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Trailer: Trailer [4]
(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Sony Pictures 2018
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