Comic Radio Show

Kick-Ass: Frauenpower

Rezensionen / Superhelden
geschrieben von StefanS am 28.10.2018, 21:00 Uhr

Glaubwürdige Superheldin


Kickass Frauenpower [1] Auch „Kick-Ass: Frauenpower“ folgt dem umstrittenen Trend etablierte Figuren für eine neue Zielgruppe neu aufzulegen: die Nachfolgerin von Dave Lizewski, dem schüchternen Teenager und Comic-Fan, der seine Mutter verloren hat, ist die Afroamerikanerin und neuerdings alleinerziehende Mutter Patience.

Ist das Ergebnis so eine Katastrophe wie die weiblichen „Ghostbusters“ oder bekommen Miles Morales und Black Panther eine neue starke Figur als Unterstützung ? ComicRadioShow hat den neuen Comic des bewährten Teams Mark Millar und John Romita Jr. gelesen.

Wie der Punisher hat auch Patience ihre Kampffähigkeiten im Kriegseinsatz der US-Armee gelernt, weitere Parallelen zum altbekannten Selbstjustiz-Robin-Hood-Schema sorgen für ein gewisses Gähnen zu Beginn und während der Lektüre dieser Geschichte. Völlig unklar bleibt auch die Frage, wieso sich die Ex-Soldatin als Kick-Ass verkleidet – gibt es in ihrer Welt Dave Lizewski? Dazu gibt es keinerlei Hinweise.

Patience hat gerade ihren Dienst in Afghanistan beendet und freut sich darauf mit dem verdienten Geld ein Ingenieursstudium zu absolvieren, um sich eine neue berufliche Zukunft aufbauen zu können. Daheim angekommen erfährt sie, dass sich ihr Mann eine jüngere Frau geangelt hat, keinerlei Dankbarkeit dafür zeigt, dass seine Ex ihn jahrelang finanziell ausgehalten hat und er nun nicht bereit ist Unterhalt für die gemeinsamen Kinder zu zahlen. Auf der Suche nach einem neuen Job ist Patience bereits so weit unten, dass sie ernsthaft darüber nachdenkt, kriminell zu werden. Das wird sie dann letztlich auch, indem sie sich als Superheldin betätigt und Gangster beraubt.

Kickass Frauenpower

Stan Lee sagte mal, dass er, wäre er Spider-Man, mit seinen Superkräften zuerst Geld für sich selbst besorgt hätte statt dem edleren, selbstlosen Weg eines Peter Parkers zu folgen und zuerst an das Gemeinwohl zu denken. Das sich Patience primär um ihre Familie und sich kümmert macht sie glaubwürdig und sympathisch. Wenn sie den Lesern erklärt, dass das Bewußtlosschlagen von Gegnern in der Realität nicht so simpel funktioniert wie im Kino, unterstreicht das noch diese Nahbarkeit und verleiht der Figur etwas, dass sie positiv von dem grotesk überzogenen Superhelden unterscheidet. Allerdings hält dieser Effekt nicht lange an und wenn die Heldin am Schluss ihre überirdisch brillanten Kampfkräfte mit ihrer Ausbildung bei der US-Armee begründet dürfte jedem Pazifisten das Mittagsessen wieder hochkommen. Dieser Hurra-Patriotismus wirkt hochgradig unpassend angesichts von Verbrechen wie Abu-Ghuraib, angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak etc. pp. Zumal dieses Zitat nicht mal ironisch gebrochen wird und an anderer Stelle thematisiert wird wie Veteranen wie Patience sich selbst überlassen werden. Dennoch wirkt die weibliche Kick-Ass schlüssig so wie es bei Figuren wie Spider-Man und Batman der Fall ist, bei denen das Symbolhafte im Vordergrund steht, ein Hulk kann nur Bruce Banner sein, Kick-Ass aber kann jeder sein.

Kickass Frauenpower

Den Humor und die Innovationskraft des Original-Kick-Ass kann dieser Comic nicht das Wasser reichen. Die Stimmung ist recht düster, harte Action steht im Vordergrund und eigentlich erinnern nur die stimmungsvollen, meisterlichen Zeichnungen von Romita Jr. und das Kostüm an den jungen Kick-Ass, ansonsten wirkt es wie ein völlig eigenständiges Werk.

„Kick-Ass: Frauenpower“ ist nicht so anbiedernd an die afroamerikanische Gemeinde und so grotesk überzeichnet und klischeebeladen wie der Kinofilm „Black Panther“ oder die TV-Serie „Luke Cage“, sondern fügt eine interessante, neue Figur zur Comicwelt hinzu, bei der schnell in Vergessenheit gerät, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht sie hat. „Kick-Ass: Frauenpower“ ist deutlicher frischer als Kick-Ass 3 und lesenswert für alle, die Comics im Millar-Style mögen.


Wertung: 78 %

Kick-Ass: Frauenpower
Genre: Superhelden
Text: Mark Millar
Zeichnungen: John Romita Jr.
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kronsbein
164 Seiten, Softcover, farbig
Enthält: Kick-Ass (2018) 1-6
2018 Panini, 20 Euro



Kickass Frauenpower [2]

LESEPROBE [3]


(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Panini Verlag 2018

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