Comic Radio Show

Coversturm bei Tex&Mex

Interviews / Western
geschrieben von Maqz am 29.10.2016, 11:07 Uhr

"Eine Provokation? Das trifft es auf den Punkt!"

Peter WiechmannDas Cover der neuen Sammlerausgabe Tex & Mex (wir berichteten [1]) hat im Comicforum verschärfte Kommentare bei einigen Teilnehmern hervorgerufen. Dies wiederum hat Peter Wiechman zum Anlaß genommen sich dagegen zu äußern. Wir haben nachgefragt.

ComicRadioShow: Hallo Herr Wiechmann, die Ankündigung der Publikation Ihres Tex & Mex Bandes hat im Comicforum zu einigen kontroversen Äußerungen bezüglich des Covers der Sammerausgabe geführt. Ist das Cover hier nun wirklich das endgültige? Tex & Mex Sammelband

Peter Wiechmann: Es ist der von den beiden 'Buchmachern' Werner Witt und Peter Wiechmann gestaltete und für gut befundene Titel der TEX&MEX-Sammlerausgabe.

CRS: Einige Kritiker aus dem Comicforum halten das Cover für "(...)einen PR-Gag, auf eine kalkulierte Provokation." Ihr Kommentar dazu?

Peter Wiechmann: Eine Provokation? Das trifft es auf den Punkt! Dem Indianer fährt das Messer unter die Kopfhaut und das Letzte, was er Sekunden vor dem Tod sieht, ist die unmenschlich verzerrte Fratze des Scalphunters! Der eingefrorene Moment des Grauens. Der beherrscht das Titelbild! … und lässt das eigentliche Geschehen ahnend vermuten.

CRS: Worüber haben sie sich an de Kritik am meisten gewundert oder geärgert?

Peter Wiechmann: Dass der Sturm des Getöses aus ein und der gleichen Richtung kam. Gibt's da ein Nest?

CRS: Wie ist das Cover in dieser Form entstanden? Was waren Ihre Argumente für dieses Motiv? Schließlich hatten Sie ja einige andere Cover-Motive Anfang August hier zur Diskussion gestellt:

Peter Wiechmann: Der Texttitel des Buches (Scalphunters) wurde vor dem Titelbild gefunden. Wir probierten aus, wir verwarfen. Das übliche Prozedere. Wir setzten Farbe ein, kamen aber schnell davon ab: Der Inhalt ist im tiefen, monochromen Western-Braun gehalten … also sollte kein falscher Eindruck beim Leser erweckt werden. Der spanische Nachwuchszeichner David aus Barcelona brachte die übergroße Text-Titelei in unsere Cover-Debatte. Deren optische Wucht gefiel uns … aber der Platz für Bild schrumpfte. Schließlich war die Visage des Scalphunters genau das Blickfang-Symbol für das Buchgeschehen.

Tex & Mex

CRS: Haben Sie solche Diskussionen um die Qualität eines Comic-Covers in Ihrer Laufbahn früher schon erlebt?

Peter Wiechmann: Nein! Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Aberhundert von mir skizzierte, beschriebenen oder von den Zeichnern/Grafikern des Kauka-Verlages entworfene Titel für alle Publikationen waren bunte Verheißungen für ein vom Medium Comic begeistertes Publikum. Kaum ein Titel war definitiv geschichtenbezogen. Es waren Blinklichter, die bevorzugte Figuren und Serien ankündigten. Nicht anders bei den Konkurrenzen.
Die Bandbreite der damaligen Kritik war schmal. Es ging mehr um Beifallsäußerungen zu neuen Serien etc. Mit PRIMO, mit ZACK kam echte Kritik in Mode.
Warum werden die Namen der Zeichener nicht genannt? Warum steigt der Anteil an Fortsetzungsgeschichten? Warum nehmt ihr die und die Serie nicht endlich aus dem Heft? Und den Fragen waren echte Argumente beigefügt! Die Kritiker wollten ernst genommen werden. Sehr gut!
Diesen Ernst kann ich bei den heutigen Schlagwort-Produzenten der oben beschriebenen Windrichtung leider nicht erkennen. Sie bollern los und überbieten sich im Tonfall. Wettbewerb: wer schreit am lautesten! Ich würde gern Stellung nehmen, antworten. Aber darum geht es euch wohl gar nicht. Stimmts?

CRS: Und gefährdet solche aktuelle digitale Kritik gar den Absatz dieser Art von Selbst-Publikation in 1000er-Auflage?


Peter Wiechmann: Meiner festen Überzeugung nach: Nein! Da gibt es Marktbeobachter, Kenner, und meine Leser deren Interesse über eine Cover-Optik hinausgeht. Sie wollen Inhalte bewerten, die Güte des Artworks, den Text etc. Vor allem haben sie zu allem ihre eigene Meinung ….

CRS: Mal abgesehen von der Verpackung, wo sehen Sie die besonderen Stärken dieser Edition und warum sollten gerade die Kritiker Ihre Ausgabe (trotzdem) erwerben?

Peter Wiechmann: Allein die abenteuerliche Geschichte dieser Serie kann fesseln. Und dann ist da Juan Sarompas Altamira! Ein Einzelgänger, ein Abenteurer, ein Glücksspieler – ein Zeichner, der die spanischen Comic-Leitlinien der 60/70er Jahre durchbricht. Er hat seine Vorbilder in Frankreich, Belgien. Er orientiert sich – entwickelt aber seinen unverwechselbaren Stil. Das kann man an der von ihm gezeichneten Serie TEX&MEX sehr gut erkennen. Nur an dieser Serie … er hat danach keine andere mehr mit diesem emotionalen Engagement zu Zeichenpapier gebracht. Noch mehr Anreize gefragt? Da müsste ich nun Werner Witt und mich ins Rampenlicht bringen – aber über unsere Arbeit zu befinden, überlasse ich gern den Lesern … auf deren Kritik ich mich freue!

CRS: Herr Wiechmann, vielen Dank für Ihre Antworten.

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