Comic Radio Show

Usagi Yojimbo - Bd.6

Rezensionen / Schwarz-Weiss
geschrieben von stephan am 04.10.1997, 11:27 Uhr

Ein Hase mit Herz und Verstand


Cover: [1] Die Welt ist voller Wunder: ein japanischer Comic ohne jede Spur von Hightech, großäugigen Physiognomien und lustigen Gewaltszenen... äh... oder anders: ein amerikanischer Comic ohne Disneys harmoniesüchtiges Kuschelambiente und ohne Superhelden, die sich gegenseitig Wolkenkratzer um die Ohren hauen, bis einer nicht mehr aufsteht! Usagi Yojimbo ist ein Beweis mehr, dass sich die interessantesten Dinge an Schnittpunkten ereignen, zwischen zwei Menschen, zwischen zwei Musikstilen oder eben zwischen zwei Kulturen.

Stan Sakai wurde 1953 als Sohn eines Amerikaners und einer Japanerin in Kyoto geboren, wuchs aber auf Oahu (Hawaii) auf. Er studierte Kunst, arbeitete als Stoffdesigner und Werbegrafiker und stolperte Anfang der achtziger Jahre über Sergio Aragones, der gerade einen Letterer für sein neues Projekt "Groo, der Wanderer" suchte. Aragones ermutigte Sakai, seine eigene Serie zu entwickeln und hier ist sie nun, kaum 13 Jahre nach dem US-Start.

Beispiel:Usagi Yojimbo (Usagi=Hase, Yojimbo=Leibwächter; Tamagotchi-kundige seien in diesem Zusammenhang auf die langohrige Erscheinungsform, Usagi-Chi, hingewiesen) ist ein Ronin, ein herrenloser Samurai im Japan des frühen 17. Jahrhunderts. Ausserdem ist er auch noch ein Hase, der seine Löffel mittels Haarband zur Samurai-Frisur gerafft hat, aber in einer Welt, die auch ansonsten von ausgesprochen menschlichen Tieren bevölkert ist (unter anderem werden Ninja-Maulwürfe geboten!), tut das seiner Ernsthaftigkeit keinen Abbruch.

Beispiel:
Das macht den eigentlichen Zauber von Usagi Yojimbo aus: dieser tapfere Hasen-Samurai kann, bedingungslos dem Bushido, dem Kodex der japanischen Krieger ergeben, mit der gleichen Glaugwürdigkeit Finsterlinge tranchieren oder seine Gefühle vor der unerfüllten Jugendliebe verbergen, ohne auch nur einen Moment den leisen Humor dieses Abenteuers zu denunzieren. Lesern, deren Geduld mit schöner Grafik ohne Inhalt, Story und Seele erschöpft ist, sei Usagi schon aus therapeutischen Gründen empfohlen.

Beispiel:
Stan Sakai gelingt nämlich eines der selteneren Kunststücke im Comic-Universum: Trotz seiner Vorgeschichte als rein visueller Künstler (Stoffdesign! Oops!) ist er ein begnadeter Erzähler, dessen sehr präzise Zeichnungen keinen Moment ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigen, der Story zu dienen. Ansonsten ist Jeff Smith [2] (Bone [3]) meiner Meinung: "Das pure Vergnügen!". So kann man's natürlich auch sagen...

Beispiel:
Usagi-Comics sind für blödes, langweiliges Geld beim Händler Ihres Vertrauens zu erhalten, und wer mit Namen wie Jeff Smith oder "Bone" nichts anfangen kann, sollte etwas mehr davon mitnehmen. (hb) [4]

Nachtrag: Leider hat Carlsen die Serie nach diesem sechsten Band eingestellt, während Stan Sakai fröhlich weiter tolle Samurai-Hasen-Comics produziert. Soeben ist nun nach langer Zeit der achte Band erschienen, aber nicht bei Carlsen, sondern bei Schwarzer Turm, die schon bei Stray Bullets [5] eine von einem großen Verlag abgebrochene Serie fort geführt haben. Wann allerdings der noch fehlende siebte Band - der die Geschichte aus No.6 abschliesst, erscheinen wird, steht noch nicht fest.

Beispiel


Usagi Joyimbo - Bd.6: Tomoe
von: Stan Sakai
78 Seiten, Softcover in Heftgröße
Carlsen, 19.90 DM


Usagi Joyimbo - Bd.6: Tomoe kannst Du gerne hier [6] kaufen.

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