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Giacomo C. Gesamtausgabe

Rezensionen / Abenteuer
geschrieben von emha am 29.09.2016, 12:09 Uhr

Abenteuer im Venedig des Rokoko


Giacomo C. [1]Die Serie der Autoren Griffo und Jean Dufaux spielt im 18. Jahrhundert in Venedig in der Zeit des Rokoko. Die im Niedergang begriffene Stadt an der Lagune ist ein Hexenkessel der Verbrechen und Leidenschaften. Giacomo C. kennt sie alle, und er ist ihnen ebenso unterworfen wie der Rest der mehr oder minder feinen Gesellschaft.
Vor dem Hintergrund von Intrigen und kriminellen Machenschaften entwerfen Jean Dufaux und der Zeichner Griffo ein lebendiges und farbenprächtiges Bild Venedigs. Die Geschichte Venedigs ist höchst interessant, aber entgegen allem Anschein ist "Giacomo C." kein Historiencomic im engeren Sinne. Der historische Casanova hat diesen Comic lediglich inspiriert, ebenso wie die Stadt Venedig. Man glaubt es kaum - weder Dufaux noch Griffo waren, als sie ihre Saga begannen, jemals in Venedig gewesen. Jean Dufaux besuchte die Stadt an der Lagune erst, nachdem bereits eine Handvoll Alben von "Giacomo C." erschienen waren.

Zeichner Griffo gab 1998 in einem Interview zu, Venedig nicht aus eigener Anschauung wiederzugeben: „Ich kenne die Stadt nur über Bilder, die andere von ihr gezeichnet haben, vor allem die Maler des 18. Jahrhunderts. Mein Venedig ist ein idealisiertes Venedig, eine Stadt aus der Vorstellung. Ich sehe Venedig als eine mythische, allegorische Stadt jenseits von Zeit und Raum. Im Lauf der Jahrhunderte blieb sie immer gleich, veränderlich und doch unzeitlich. Sie bildet ein eigenes Universum mit eigenen Regeln und Gesetzen, eine geschlossene Welt. Von ihrer geografischen Lage her kann sie sich weder erweitern noch wandeln. Sie ist dazu verdammt, leise zu vergehen. Das ist natürlich sehr romantisch.“

Giacomo C.

Zum Inhalt der ersten zwei Bände: Eine unheimliche Mordserie erschüttert die Stadt an der Lagune. Der Mörder hat seine Opfer, durchweg hübsche Frauen, grässlich verstümmelt. Der Abenteurer Giacomo C. soll bei der Aufklärung der Fälle helfen. So will es der undurchsichtige di Vere, der Leiter der Geheimpolizei. Er hat Giacomo in der Hand und zögert nicht, seine Macht auszuspielen.

Giacomo C hat unterdessen große Sorgen. Er wollte sich beim Vater seiner Liebsten als wohlhabender Mann präsentieren. Das Geld jedoch, das er sich zu diesem Zweck vom Cavaliere erschlichen hatte, ist ihm sofort wieder gestohlen worden. Auch die Suche nach dem wahnsinnigen Frauenmörder gerät ins Stocken. Wieder wird eine Leiche gefunden. Da bekommt der Abenteuer unverhofft einen wertvollen Hinweis.

Im Laufe der weiteren Geschichte wird Giacomos Hilfe dringend benötigt: mit Hilfe einer genialen Kartenkombination entzieht ein englischer Glücksspieler dem venezianischen Adel das Vermögen. Nur Giacomo könnte ihm vielleicht Parole bieten. Doch nach dem Tod seiner Geliebten hat sich der einst so lebenslustig Mann von aller Welt zurückgezogen. Der Marquis di Vere muss seine ganze Überredungskunst aufwenden um den Verzweifelten an den Tisch zu bringen.

Schließlich staunt Giacomo nicht schlecht, als der Rat seinen Diener Parmeno als den einzigen Erben der Adelsfamilie der Fosca bestätigt. Natürlich kann das nicht mit rechten Dingen zugegangen sein…

Giacomo C.


CRS: Für "Giacomo C." warst du im Juni in Venedig?

Eckart Sackmann: „Ja, ich habe den Ehrgeiz, die Stadt, wie Dufaux und Griffo sie zeigen, wiederzuentdecken. Griffo hat sich nicht davor gedrückt, eine Menge an Gebäuden abzubilden. Die Vorlagen hat er zum Teil aus der Malerei des 18. Jahrhunderts, zum Teil aber von Fotos. Ich bin also mit der Kamera und mit Kopien der Zeichnungen durch Venedig gestiefelt und habe mir diese Gebäude angesehen. Jetzt kenne ich Venedig in- und auswendig, so gut, dass ich keinen Stadtplan mehr brauche. Man lernt ja unheimlich viel, wenn man solche Bücher wie unsere bearbeitet. Zum Beispiel über Giacomo Casanova. Ich habe jeden Abend DVDs mit Casanova-Filmen geguckt. Das bildet nicht nur, es macht auch Spaß. Und natürlich Canaletto! Dieser Maler hat die Stadt Venedig so genau wiedergegeben, dass man heute nach seinen Bildern einen Comic machen kann. Ich habe mir auch eine italienische Ausgabe der Serie besorgt. Dufaux hat ein paar Fehler, vermutlich Schreibfehler, im Text, und anhand des italienischen "Giacomo C." habe ich alle Namen überprüfen können.“

Der Comic ist spannend erzählt und bietet durch die Kombination Historie, Abenteuer, Erotik und Verbrechen dem Leser ein ereignisreiches Leseerlebnis. Das Venedig von "Giacomo C." ist pure Illusion, eine Kulisse. Griffo schafft es, seine Figuren zwischen den aus Foto- und Kunstbildbänden entnommenen - Staffagen agieren zu lassen, ohne dass der Leser dabei das Gefühl hätte, sich in einer Dekoration und nicht in einem "realen" Venedig zu bewegen.

Giacomo C.

Abgerundet werden die Gesamtausgaben mit einem umfangreichen Sekundärteil, in dem man reale Bilder von Gebäuden etc. mit den Zeichnungen Griffos vergleichen kann. Sehr schöne Idee mit Wiederentdeckungswert!


Giacomo C
von Dufaux und Griffo
Gesamtausgabe 1 + 2
HC, farbig, 160 Seiten
comicplus+, je 34,-- €


Am Besten kauft man sich den Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Giacomo C. GA1 kann man auch hier kaufen [2]

Giacomo C GA2 kann man auch hier kaufenGiacomo C. [3]




(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: comicplus+ 2016

Leseprobe [4]


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